In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

auf Lager. Kann es bis dahin warten?«
    »Zum Teil, aber einiges sollten Sie sich sofort anschauen.«
    »Ist das Ihre Tasche? Hat man Ihnen noch nicht einmal ein Hotel besorgt?«
    »Keine Zeit. Ich habe über einen Mann namens Adrian Wood recherchiert. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Anderson schüttelte den Kopf.
    Batten lächelte in sich hinein und kramte in den Taschen seiner Lederjacke herum, wo er eine Schachtel Zigaretten und ein altes silbernes Feuerzeug fand. Beides legte er auf den Schreibtisch und suchte weiter.
    Anderson erhaschte einen Blick auf Battens T-Shirt: Küss mich, ich bin betrunken genug, um dich attraktiv zu finden.
    »Wissen Sie«, sagte Batten und steckte sich einen Kugelschreiber zwischen die Zähne, der hin und her wedelte, während er redete und mit den Händen gleichzeitig den Aktenstapel noch mehr durcheinanderbrachte, »ich erinnere mich daran, wie ich mich einmal mit Alan McAlpine unterhalten habe – das war auch so eine verdammt kalte Nacht –, und irgendwann haben wir über konvergierende Linien gesprochen, über Mörder und Polizisten, die sich nach und nach annähern. So ein Gefühl habe ich jetzt. Woran Sie arbeiten und woran ich arbeite und woran er « – Batten umfasste mit dem Zeigefinger das Whiteboard draußen – »arbeitet, das alles befindet sich auf konvergierenden Pfaden. Aber meinem Eindruck nach kommen wir ihm nicht näher.«
    »Dem Vergewaltiger?«
    »Nein, dem anderen Mann, wie Sie ihn nennen. Wir sollten diesen anderen Mann nicht aus den Augen verlieren. Wie auch immer, ich glaube, er kommt Ihnen näher. Wenigstens geografisch.«
    Anderson erwiderte nichts. Nur seine Miene sagte: Überzeugen Sie mich.
    »Okay, passen Sie auf. Meine Karriere ist im Arsch. Das ist nicht meine Schuld, aber Kim Thompson ist gestorben, und mich haben sie zum Sündenbock gemacht. Tja, so etwas kommt vor. Ich bin also wieder an der Universität und spreche zu Studenten, die zu viel Fernsehen gucken, interviewe Knackis, schreibe Berichte und langweile mich zu Tode. Ich war immer an NPS interessiert, ich habe ein paar Forschungsmittel aufgetrieben, und ich habe mich entschieden, eine wissenschaftliche Publikation zu verfassen.«
    » NPS ?«
    »Narzisstische Persönlichkeitsstörung. Erinnern Sie sich an den Blackwell-Fall?«
    Anderson dachte kurz nach. »Vor fünf Jahren? Der seine Eltern mit einem Hammer oder so etwas erschlagen hat? Und der anschließend eine Einkaufsorgie veranstaltet hat? Das hat in Ihrem Teil der Welt stattgefunden.«
    »Brian Blackwell hat Totschlag gestanden, bei verminderter Schuldfähigkeit wegen NPS . Das hat großes Interesse erregt. Dabei war er nur ein typischer Narzisst. Er hat sich so verhalten, wie es die Menschen von Narzissten erwarten.« Batten bat Anderson mit einer Geste, sich zu setzen. »Niemand wird je erfahren, was Blackwell tatsächlich dazu angetrieben hat, seine Eltern zu ermorden, doch NPS kann jetzt vor britischen Gerichten als strafmildernder Umstand vorgebracht werden. Obwohl wir praktisch nichts darüber wissen. Psychiater wissen nicht, was es verursacht, und sie haben keine Ahnung, wie man die Störung behandeln soll. Die meisten können sie nicht einmal richtig diagnostizieren.« Batten nahm träge eine Beweismitteltüte mit einem braunen Schild, auf dem Mein Name lautet Stephen Whyte stand, und fragte sehr leise: »Was sagt Ihnen das?«
    »Dass es Mr. Whyte ausgehändigt wurde. Und Ihnen?«
    »Gute Frage. Und wenn Sie sich setzen und zuhören, werden Sie noch eine Menge mehr Fragen haben.«
    »Zum Beispiel, hinter wem wir eigentlich genau her sind?«, fragte Anderson und versuchte, am Ball zu bleiben. »Und was ist das alles?« Er zog eine einzelne Akte von dem Stapel, der fast einen Meter hoch war.
    Batten war fleißig gewesen; die Akten waren sortiert und mit Klebezetteln versehen. Auf einem anderen Stuhl lag offen ein Notizbuch mit stenografierten Notizen. Auf dem obersten Blatt war Wyngate Liste 4 gekritzelt.
    Anderson nahm sie und betrachtete sie. »Sie waren verflucht fleißig, wenn Sie das alles gelesen haben.«
    »Oh, ich wusste, wonach ich suche. Wusste genau , was ich suche. Bitte nichts anfassen, ich habe eine spezielle Ordnung. Und ich mache eine To-do-Liste für Gordon Wyngate. Ich möchte, dass Akten, Berichte und Beweise aufgespürt werden. Er wird ordentlich zu tun haben. Richtig, das sind die Akten aller Vergewaltigungen, die Mulholland und Lambie unserem Serientäter zuschreiben – nun, alle aus Strathclyde, Lothian &