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In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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Was denn?« Sie blickte sich um, sah das Wasser und die Überreste des Bootshauses. Ja, das hatte ein gutes Foto abgegeben. Sie in ihrem Matrosenanzug. Und sie erinnerte sich, wie O’Hare es angeschaut und gefragt hatte: »Waren Sie nie als Kind hier? Zu meiner Zeit haben wir es als einen öffentlichen Park betrachtet. Das war unser Teich.« Und sie erinnerte sich daran, verfolgt worden zu sein. Wer hatte das Foto gemacht?
    »Haben wir uns als Kinder gekannt?«, fragte sie und versuchte, Zeit zu gewinnen. »Haben wir hier gespielt?«
    »Prudenza«, flüsterte er.
    Costello spürte eine Kälte im Herzen, die nichts mit der eisigen Nacht zu tun hatte. »Nur mein Dad hat mich so genannt.«
    » Unser Dad hat dich so genannt.«
    Costello schüttelte den Kopf, und der frostige Schauer schmolz ein wenig. Er hatte es falsch verstanden. Dann stieg eine schwache Erinnerung auf … Ein Platschen, ihre Mutter, die schrie, ihr Vater, der wegrannte. Man hatte sie weinend allein gelassen. Doch die Vernunft riet ihr, diese Erinnerung nicht zuzulassen. »Harry, ich habe keinen Bruder. Ich hatte auch nie einen. Ich bin das klassische Beispiel eines Einzelkindes, das bei der allein erziehenden Mutter aufgewachsen ist.«
    Noch während sie es sagte, wusste sie, dass es nicht stimmte. Jetzt geisterten die Erinnerungen durch ihren Kopf, Gespenster eines fratzenhaften Gesichts, das sie küsste, sie erschreckte. Erinnerungen, die man besser hätte ruhen lassen.
    »Nein, nein, Prudenza. Du warst die eine Hälfte der Familie, und ich war die andere. Du warst der Liebling, deshalb hat man dich behalten. Ich wurde weggegeben. Weißt du, warum?«
    »Ob ich weiß …? Das stimmt doch alles nicht. Ich bin ein Einzelkind.«
    »Lüg mich nicht an!«, donnerte seine Stimme ihr entgegen.
    »Ich lüge nicht, Harry.«
    »Sie hat dich nach Großmutter Winnie und Großmutter Prudence genannt«, sagte Harry fast in einem Ton, als würde er ihr eine Gutenachtgeschichte erzählen. »Sie hat dich Winnie-Prue genannt. Aber Dad hat immer Prudenza gesagt, hübsche Prudenza, der schlaue kleine Fisch. All die Jahre lang.«
    Er drehte ihr Gesicht zum Teich. Daraufhin hörte sie ein Klicken genau hinter dem Ohr. Ein Blitz. Er hatte sie wieder fotografiert.
    »Es war gut, bis du gekommen bist, das süße kleine Mädchen, das sie immer gewollt hatten.«
    Wieder ein Klicken. Und alles wurde ihr klar. Aber ich habe keine Augenbinde,dachte sie.
    Nein, denn sie würde nicht überleben und keine Aussage machen können.
    »Erinnerst du dich nicht, wie ich hineingesprungen bin?«
    »Ich habe überhaupt keine Erinnerungen an dich, Harry.«
    »Ich habe einen kleinen Fisch gefangen und in ein Glas getan. Den wollte ich ihnen zeigen. Aber sie wollten bloß dich fotografieren, wie du deine ersten Schritte machst. Also bin ich hineingesprungen. Genau hier.« Er sprach jetzt, als sei sie überhaupt nicht da. »Dad hat mich herausgezogen, mir eine Ohrfeige verpasst, mich klitschnass auf den Boden gesetzt und ist zu dir gegangen, um die kleine Prudenza zu trösten, die weinte. Die perfekte kleine Prudenza war ganz aufgeregt, und ich habe doch nur Ärger gemacht.« Der Griff an ihrem Hals wurde fester, und ihr Puls wurde schwächer. »Es war egal, dass ich nicht schwimmen konnte und hätte ertrinken können …«
    Sie dachte hastig nach und warf sich nach vorn, weil sie ihm entfliehen wollte. Doch er packte sie, warf sie zu Boden und drehte ihr den Arm auf den Rücken.
    »Warum tust du das?«, fragte sie.
    Er umschlang ihren Kopf und rammte ihn brutal auf den hart gefrorenen Boden.
    Sie spürte, wie ihr Blut in den Hals rann, da sie sich auf die Zunge gebissen hatte. »Harry? Harry?«, wiederholte sie.
    »Wer bist du ?«, fragte er, und sie spürte, wie er das Gewicht verlagerte. Die Faust sah sie zu spät, sie spürte den Aufprall, ein Zahn lockerte sich, Blut sammelte sich im Mund … Sie öffnete die Augen, konnte jedoch nichts erkennen.
    Dann sah sie wieder. Sie drehte den Kopf unter Schmerzen um, und er holte erneut mit der Faust aus. Wieder verlagerte er das Gewicht. Sie ergriff die Chance und wand sich zur Seite. Aber Harry stand, und sein Fuß traf sie in den Bauch. Jetzt bekam sie keine Luft mehr und konnte sich nicht rühren.
    Er trat erneut zu, hart, und plötzlich rutschte sie, rutschte mit dem Gesicht auf das Eis. Die Arme und die Beine hatte sie ausgebreitet. Seltsamerweise dachte sie an Bambi.
    Sie bemerkte, wie das Eis zitterte, und voller Schrecken begriff sie, auf

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