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In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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zusammen und versuchte sie zu wärmen. »Na ja, ich bin hier, um den Teich und die Suchaktion zu fotografieren.«
    »Ist es Ihnen nicht zu kalt?« Costello schaute zurück zu Littlewoods Schemen, der auf der Bank hockte, und ein einzelner Rauchfetzen wand sich in die Höhe, bevor er vom Nebel verschlungen wurde.
    »Tja, ich muss arbeiten«, meinte Harry fast wütend. »Seit Ronnie … Mein Zuhause ist fünfhundert Meilen von hier entfernt, und ich weiß sonst nicht, wo ich hingehen soll.« Er wischte sich etwas aus dem Auge. »Eigentlich möchte ich gerade nicht unbedingt allein sein. Also führen Sie nur Ihre Suchaktion durch, und ich passe auf, dass der schwarze Mann Sie nicht holt.«
    »Ich sollte mich mal per Funk zurückmelden.«
    »Ich habe mit Colin gesprochen, er weiß also, dass ich hier bin. Alles in schönster Ordnung. Führt dieser Pfad um den Teich? Ich war hier schon einmal, aber, Gott, jetzt ist es gespenstisch. Und tödlich, oder? Man sehe sich nur die Eiskügelchen an der Weide über dem Wasser an. Man …« Harry zog die Kamera aus der Tasche, und sein kreatives Ich begann zu arbeiten. »Ich möchte Sie mit drinhaben, damit ich bezahlt werde, aber versuchen Sie, mir das Bild nicht zu versauen, ja? Können Sie sich hinknien und mit der Taschenlampe zu den Ästen leuchten?«
    »Ich versuche es«, meinte sie sarkastisch. Sie wurde mit seinem strahlenden Lächeln belohnt und freute sich plötzlich, weil er da war.
    Er stellte die Tasche ab und holte eine andere Kamera heraus, eine alte, die Sorte, in die man richtigen Film einlegte. Er schob Costello mit festem Griff an den Schultern zum Rand des gefrorenen Teichs. »Sie stehen hier. Können Sie die Taschenlampe niedrig halten, damit das Licht auf das Eis fällt und ein wenig reflektiert?«
    Sie tat, was er wünschte, und riskierte einen weiteren Blick auf ihre Armbanduhr.
    »Machen Sie sich wegen der Zeit keine Sorgen. Quinn und der Chief Constable sind sicherlich begeistert, wenn Sie sich vor lauter Diensteifer den Arsch abfrieren.«
    »Können Sie sich nicht ein bisschen beeilen? Ich friere mich tot.«
    »Das wird ein herrliches Bild, es kommt aufs Titelblatt aller Zeitungen«, sagte er und zog einen kleinen Hebel an der Kamera.
    Sie hörte, wie der Film weitergespult wurde.
    »Sie sind einfach eine echte Glasgower Vier-Nächte-kein-Schlaf-Schönheit.« Er lächelte sie an und tippte ihr mit dem Zeigefinger an die Nase.
    »Eigentlich sollte ich auf Menschenjagd sein«, protestierte sie, aber ihr Herz begann zu klopfen. Wenn er sie nun küssen wollte? Sie könnte sich keinen schöneren Platz für einen Kuss vorstellen und keinen schöneren Mann …
    »Wenn Sie Ärger bekommen, übernehme ich die Verantwortung. Aber ein solches Wetter erlebt man nur einmal im Leben.« Er lächelte wieder, und sie sah, wie lang seine Wimpern und wie tief, oh, wie tief diese Augen waren. Er hatte sich seit Urzeiten nicht rasiert und sah ebenfalls müde aus.
    Er stand ein bisschen sehr nahe bei ihr.
    Sie wandte ihr Gesicht nach oben, um sich küssen zu lassen.
    Und spürte etwas Kaltes, Hartes seitlich am Kopf.
    Klick.
    Anderson sah die beiden zuerst. Sie lagen im Nebel, und es hätten schlafende Kinder sein können, die sich glücklich mit ihrer Umarmung gegenseitig schützten.
    Der blonde Kopf bewegte sich leicht.
    »Bobby?«, rief Anderson leise. »Geht es Marita gut?«
    Bobby antwortete nicht. Er schlang die Arme behutsam um Maritas Hals und zog sie an sich heran. Ihr Kopf rollte alarmierend zur Seite, ihr Haar und ihr Schal hingen am Hals herunter so wie in dem Porträt über dem Kamin im Wohnzimmer.
    »Bobby, können Sie mich hören?«
    »Sie ist tot, nicht wahr?«, flüsterte ihm Browne ins Ohr.
    »So sieht es aus. Nehmen Sie Ihre Mütze ab, aber langsam, damit er sehen kann, wer Sie sind.« Anderson tat das Gleiche. »Bobby?«, sagte er leise. »Könnten wir vielleicht einen Blick auf Marita werfen? Damit wir ihr helfen können? Gillian ist auch Krankenschwester. Erinnern Sie sich an sie?«
    Die ganze Zeit schob er sich vorsichtig zu den beiden vor, und Gillian folgte ihm.
    »Gillian kennen Sie ja; sie hat Ihnen Tee im Gewächshaus gemacht. Könnte Gillian vielleicht kurz nach Marita sehen?«
    Bobby murmelte: »Ich trug ihr Haupt, wie eh zuvor, / nur meine Schulter stützt’ empor/Jetzt ihren Kopf, der noch draufhängt …«
    »O Gott, er ist durchgedreht«, murmelte Anderson. Er war jetzt sehr nahe und sah die klaffende Wunde an Maritas Kopf. Oder weniger die

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