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In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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zuvor; die Blutergüsse waren größer geworden, hatten sich purpurfarben entwickelt und rahmten ihre Augen schwarz ein. Aber das Haar hatte sie gewaschen, und ihr Gesicht wirkte frisch und jugendlich.
    Anderson fühlte sich plötzlich alt. »Haben die Sie schon aus Ihrem Zimmer gelassen?«, fragte er. »Ich stehe noch unter Arrest.«
    Sie grinste. »Ich bin geflohen.«
    »Erschrecken Sie nur Ihre Kinder nicht, wenn Sie nach Hause kommen.«
    »Ich sehe schrecklich aus, aber es tut nicht mehr so weh. Wie geht’s Ihnen?«
    »Besser, ich bekomme langsam wieder ein Gefühl in der Hand.« Er krümmte die Finger. »Alle bewegen sich.«
    »Gut, gut. Ich bin für einen Monat krankgeschrieben. Ich habe mir Bänder im Rücken verletzt, als ich im Eis eingebrochen bin.« Sie rieb sich den Rücken, um die Stelle zu zeigen.
    »Was haben Sie eigentlich genau gemacht?«
    »Ich bin gerannt, gesprungen und so weit wie möglich auf dem Eis gelandet. Dadurch konnte ich Costello noch am Kragen erwischen und oben halten.« Sie sah auf ihre Füße und fummelte an einem Knopf ihrer Jacke herum. »Aber ich bin Ihnen etwas schuldig, denn dann bin ich selbst untergegangen …«
    »Ich habe irgendwo gelesen, man solle sein Körpergewicht möglichst auf dem Eis verteilen. Allerdings hat das auch nicht geklappt. Es war ziemlich schrecklich.« Er schüttelte den Kopf und lächelte. »Bislang ist mir noch nicht ganz klar, wer am Ende wen gerettet hat.«
    »Also, Lambie und Mulholland haben den Funkalarm gehört und sind zum Teich gerannt. Zumindest hatten sie so viel Verstand, uns herauszuangeln, ohne selbst ins Wasser zu steigen. Aber wen interessiert das noch? Wir sind gerettet. Uns geht es gut. Und jetzt können Sie nach Hause.« Browne klang ein wenig resigniert, nicht verbittert.
    »Ja. Wir …«
    »Ich weiß. Sie sind mit Brenda verheiratet.« Gillian öffnete die Tür und wollte gehen. »Ach, eine Sache noch …« Sie deutete auf Nesbitt, der an ein Stuhlbein im Flur gebunden war und döste. Wieder war ihm der Trick gelungen, sich irgendwo einzuschleichen, wo er eigentlich nicht sein durfte. »Ich würde ihn gern mit nach Hause nehmen, doch meine Tochter hat eine Hundeallergie. Einfach weggeben möchte ich ihn auch nicht. Er ist so ein netter kleiner Hund. Könnten Sie ihn nicht für Ihre Kinder mitnehmen?«
    Anderson wusste, wann man ihn ausgespielt hatte. Ein Paar flehender Augen hätte sein Herz vielleicht nicht erweicht, aber gleich zwei …
    »Okay«, stimmte er zu und hatte so seine Bedenken. Gott allein mochte wissen, was Brenda sagen würde. »Wie kommen Sie nach Hause, Gillian?«
    »Oh, ich werde mit einem schicken Audi gefahren.«
    »Vik fährt Sie nach Hause?«
    »Richtig. Das ist zwar nicht gut für sein Image, wird aber Wunder bei meinem bewirken. In meinem Teil von Jordanhill fahren nicht viele Audis herum«, kicherte sie. »Vielleicht lade ich ihn sogar zum Tee ein.«

17
    Sonntag, 14. Februar 2010, mittags
    Vorsichtig drückte Costello auf die weiche Beule unter dem Verband. Ein Teil ihrer Kopfhaut war rasiert worden und fühlte sich ungewohnt glatt an.
    Sie schob sich langsam in eine sitzende Position hoch, vorsichtig, damit sie den Kopf nicht ruckartig bewegte. Einen Spiegel brauchte sie nicht, sie wusste, wie prächtig sie aussehen musste. Wenn sie schielte, konnte sie sogar die geschwollene Nase sehen, und ihr Kinn tat weh, als hätte sie mehrere Runden mit Mike Tyson hinter sich gebracht.
    Im Zimmer war es heiß und stickig, und der Duft von Blumen erfüllte die Luft. Gestern war sie zu benommen gewesen, deshalb konnte sie sich nicht erinnern, wer so viele Vasen und Sträuße hereingebracht hatte. Sie drehte den Kopf eine Winzigkeit und sah die wunderschönen weißen Rosen neben ihrem Bett. Sie griff nach der Karte. Den allerherzlichsten Dank, Donald Corbett.
    Alles Liebe zum Valentinstag! – eine große Snoopy-Karte – Liebe Grüße von Nesbitt. Beste Genesungswünsche vom Partickhill-Revier wünschte eine himbeerrote Azalee. Rosa Rosen von Helena McAlpine – Alan wäre so stolz auf Sie!
    Costello wurde plötzlich übel, und sie konnte es nicht mehr aushalten. Offensichtlich war etwas Wichtiges passiert, doch das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, war, wie sie mit Littlewood durch die Dunkelheit zum Teich von Strathearn gegangen war. Irgendwie hatte sie einen harten Schlag an den Kopf bekommen, aber wie, das wusste Gott allein. Sie schloss die Augen in der Hoffnung, ein bisschen zu dösen, als die Tür

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