In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
Er war kein Italiener«, fragte Quinn.
»Klingelt beim Namen Frank Costello bei Ihnen etwas? Er war ein berüchtigter New Yorker Gangster, weitaus gefürchteter als Al Capone. Geboren wurde er als Francesco Castiglia. Harry muss noch ein kleines Schulkind gewesen sein, als Castiglia 1973 gestorben ist; wer weiß, welchen Eindruck die Berichte in den Nachrichten bei ihm hinterlassen haben? Später hat er sich ein neues Gesicht machen lassen und ein neues Leben begonnen. Wer kann ihm das schon vorwerfen? Er hat sich zu dem modelliert, der er sein wollte.«
»Der kleine Tony hat seinen Namen geändert.«
»Ja, aber er hat einen Namen mit harmloser Assoziation gewählt. Es ist eine Tatsache, dass Menschen, die ihren Namen ändern, eine Art Berührungspunkt mit ihrem alten Namen suchen. Bud Abbott war der Stichwortgeber von …«
»Lou Costello«, sagte Quinn.
»Amerikas Antwort auf Dick und Doof «, bestätigte Batten. »Und obwohl es sicherlich nichts mit der eigentlichen Sache zu tun hat, ist es doch eine seltsame Ironie der Geschichte, dass der kleine Sohn von Lou Costello im Swimmingpool der Familie ertrunken ist.«
18
Samstag, 20. Februar 2010
»Setz dich, Jack. Wie geht es dir?«, sagte Kennedy.
»Mir geht es bestens«, antwortete O’Hare. »Und selbst?«
»Ganz in Ordnung, denke ich. Whisky?«
»Nur einen kleinen.« O’Hare setzte sich auf das bequeme Ledersofa und begutachtete eine Kristallkaraffe mit Macallan. Er warf einen Blick aus dem Fenster in Richtung des Torhauses.
»Wir sehen, wenn sie kommt, keine Sorge.«
Die beiden Männer saßen einige Minuten schweigend da, und das leise knisternde Feuer wärmte sie.
»Jack, glaubst du, Marita würde noch leben, wenn dieser dumme Detective Bobby nichts von Itsy erzählt hätte? Nein, antworte nicht.« Kennedy trank einen Schluck Whisky und ließ ihn auf der Zunge zergehen. »Ich glaube, ich hätte sie persönlich umgebracht, wenn man mir gesagt hätte, sie habe Itsy getötet.« Er lehnte sich zurück und schloss die Augen.
O’Hare fragte sich, wie viel er würde trinken müssen, bis er dort landen würde.
»Aber Itsy das anzutun! Sie in der Hitze des Gefechts zu schlagen, das hätte ich durchaus verstanden. Doch einfach wegzugehen und sie liegen zu lassen! Dadurch hat Marita sie genauso ermordet wie durch den Schlag mit dem Stein. Und sag mir nicht, Itsy wäre sowieso gestorben, das würde ich dir nicht glauben.« Jetzt sah er aus dem Fenster. »Wie wird es ihr wohl gehen – Costello? Das ist schließlich nicht so leicht zu verkraften. Der Vater und der Bruder.«
»Und unter solchen Umständen.« O’Hare dachte einen Moment lang nach. »Der kleine Tony hat sein Familienfoto an deine Wand gehängt. Hat es dort untergebracht, damit sie es sieht. Und das hätte sie auch früher oder später wegen der Ausstellung. Ich glaube, er wollte ihr mitteilen: Wenn du mich finden möchtest, ist hier ein guter Punkt anzufangen. «
»Eine seltsame Art, mit seinem Kind zu kommunizieren.«
»Würdest du einfach zu deinen Söhnen gehen und riskieren, zurückgewiesen zu werden? Mir wäre es lieber, wenn meine Tochter nach mir sucht, wo immer sie auch sein mag. Ich weiß nicht, ob ich es ertragen könnte, wenn sie davonläuft, nachdem ich sie gesucht habe«, sagte O’Hare nachdenklich und schaute ins Feuer. »Weißt du, ich glaube, der kleine Tony hat sie beobachtet und ein Auge auf sie gehabt, seit er wusste, dass Harry in der Gegend war. Beim Team von Partickhill erinnert man sich, deinen weißen Lieferwagen gesehen zu haben. Ich habe ihn sogar selbst gesehen, direkt vor meinem Haus. Wen wundert es da, dass Browne und Costello sich beobachtet fühlten. Sie wurde ja tatsächlich beobachtet.«
»Bleibt sie noch bei dir?«
»Nur noch ein paar Nächte. Nach einer solchen Verletzung konnte sie nicht allein nach Hause gehen.«
»Das ist sehr anständig von dir.«
»Ich bin nicht sehr oft da. Außerdem ist es eine große Wohnung«, sagte O’Hare bescheiden. »Ich habe die Beziehung zu meiner eigenen Tochter vermasselt, also kann ich genauso gut auf die Tochter von jemand anders aufpassen.«
»Ob sie ganz allein im Torhaus zurechtkommt?«, fragte Iain.
»Ich glaube, sie muss das allein hinter sich bringen. Und während sie die Besitztümer ihres Vaters durchsieht, wird sie sicherlich eine Menge Antworten auf ihre Fragen finden. Zum Beispiel, was Harry betrifft.« O’Hare schüttelte den Kopf. »Er kann kein hübsches Kind gewesen sein. Er hatte eine
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