In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Costello.
    Diane bemerkte, wie sie drei oder vier andere auf einem unordentlichen Stapel auf dem untersten Brett betrachtete. »Ach, die gehören Itsy. Die wurden hier gefilmt.«
    »Genau das, was wir brauchen. Sie bekommen eine Quittung von mir.« Diane war verwirrt, doch ehe sie etwas einwenden konnte, war Costello schon auf dem Weg zurück in die Eingangshalle und hatte die DVD s in ihrer Tasche verstaut. »Haben Sie eine Ahnung, wo ich Anthony Abbott finde? Und Robert McGurk?«
    Diane zuckte mit den Schultern. »Die können überall sein. Ich würde es im Gewächshaus versuchen.«
    »Machen wir. Haben Sie Maritas Sachen fertig?«
    »O ja, ich habe sie herausgelegt und muss sie nur noch einpacken. Ich weiß, Marita wäre lieber nach Hause gekommen und hätte sich hier umgezogen, aber ich denke, sie wird im Krankenhaus duschen.« Sie schüttelte den Kopf, als hätte sie einfach heute zu viel zu tun, und ging nach oben. Costello und O’Hare gesellten sich wieder zu Browne, die am Fenster Wache hielt.
    »Ist in Ordnung«, meinte Costello sarkastisch. »Wir wollen uns auch nicht hinsetzen oder eine Tasse Tee trinken, während wir warten. Was hat sie denn so viel zu tun, diese Frau?«
    »Alles, was ihre Arbeitgeberin verlangt. Ich könnte mir vorstellen, dass Marita ziemlich anspruchsvoll ist«, erwiderte O’Hare bissig.
    »Marita bezahlt eine andere Frau dafür, damit sie ihren Wagen zum TÜV fährt?«, fragte Costello in geheucheltem Erstaunen.
    »Ich muss gestehen, wenn ich es mir leisten könnte«, sagte der Pathologe, »würde ich mir auch von einer Frau alles Organisatorische abnehmen lassen.«
    Seine Bemerkung wurde von einem Starren erwidert, das eisiger war als das anschließende Schweigen.
    Die Klingel brummte. Costello sah nach draußen und entdeckte Littlewood, der auf dem gepflasterten Hof hin und her ging. Sie drückte auf die grüne Taste, und die Tür ging auf. Browne ging hinaus in den Nebel. Beide Polizisten schlugen wegen der Kälte sofort die Kragen hoch und verschwanden kurz darauf außer Sicht. Costello bemerkte, dass Littlewood Browne am Arm nahm und sie in die richtige Richtung lenkte, nachdem sie die falsche eingeschlagen hatte.
    »Ich hoffe, Rebecca weiß, was sie tut, wenn sie John in einer solchen Nacht nach draußen schickt«, meinte O’Hare. »Er sieht nicht sehr gut aus.«
    »Das ist die Meinung eines Mediziners. Aber er hat beinahe gelächelt, als er erfahren hat, dass er wieder rausdarf. Die Enttäuschung darüber, dass er herumsitzen muss, während wir Mädchen draußen herumziehen, ist schlimmer für ihn als seine Angina«, sagte Costello und sah die riesige Treppe hinauf, wobei sie sich versuchte vorzustellen – und daran scheiterte –, wie sie in einem todschicken Kleid herunterrauschte.
    »Sehen Sie sich das an. Ich habe gehört, wie Iain im Rotary Club darüber gesprochen hat.« O’Hare betrachtete ein langes Brett, das mit grünem Filz beklebt und an der Korridorwand angebracht war, wo es zum Seitenflügel ging. Es war eine Collage, in der chronologisch die lokale Sozialgeschichte mit fotokopierten Dokumenten und Zeitungsausschnitten und Dutzenden alten Fotos, von denen manche sepiagetönt waren und aus dem neunzehnten Jahrhundert stammten, aufgezeigt wurde. »Es ist für den Tag der offenen Tür und das Visual Art Festival.«
    »Das ist, wenn Prolls wie ich in den feinen Häusern abhängen dürfen?«
    »In Häusern von historischem Interesse, Costello. Ich erinnere mich an einen Zeitungsartikel vor einiger Zeit, in dem Iain um alte Bilder für das Haus gebeten hatte. Ich glaube, die Hillhead Library hat einige gespendet.« Er holte seine Brille aus dem Etui und betrachtete sie genauer.
    Costello ging hinüber und pfiff Yesterday vor sich hin.
    »Gütiger Gott«, sagte O’Hare über die Schulter. »Das alte Krankenhaus; das ist ja eine ganze Weile her.« Er beugte sich vor und sah genauer hin. »Kein Verkehr. Das waren noch Zeiten. Hier ist ein anderes großes Foto vom Western Infirmary. Sehen Sie mal, Costello, erkennen Sie das?« Er zeigte auf die Schwarzweißaufnahme eines prächtigen Sandsteingebäudes. »Das ist die Hyndland Road vor der Bombardierung. Dort arbeiten Sie jetzt.« Er zeigte mit seinem kurzen sauberen Fingernagel auf das Bild.
    »Tatsächlich? Das hätte ich nicht erkannt.«
    O’Hare ging neugierig an der Collage entlang. Costello war gelangweilt und wollte mit Maritas Kleidung ins Krankenhaus. Sie sah auf ihre Uhr – Batten musste jede Minute