Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
Vom Netzwerk:
fragte Costello.
    »Ich habe darum gebeten, dass sie von einem Ornithologen des Naturhistorischen Museums untersucht wird, aber das kann eine Weile dauern. Und könnte vielleicht jemand überprüfen, ob an den anderen Tatorten ebenfalls Federn gefunden wurden und wenn, ob sie zu denen bei Whyte und Campbell passen? Wir haben verschiedene Kombinationen von Waffen, Klebern und Stoßwunden am Gaumen. Aber offensichtlich wollte jemand verhindern, dass wir erfahren, was uns Donna zu sagen hatte. Demnach sind wir wohl auf der richtigen Spur. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.«
    »Kann ich mir jetzt einen Tee holen, Ma’am?«, fragte Browne. »Ich müsste auch essen, ehe ich die nächste Schmerztablette nehme, und es ist schon eine Weile her. Und Professor O’Hare …« Sie blickte auf die Uhr.
    Quinn sah auf ihre Armbanduhr. »Solange Sie sich beeilen. Und seien Sie draußen vorsichtig. Stolpern Sie nicht über alles.«
    Browne ging hinaus und lockte Nesbitt mit einem Zungenschnalzen, der ihr sofort hinterhertrottete.
    Quinn schloss die Bürotür und bot Castiglia keinen Platz an. »Wie mir zur Kenntnis gebracht wurde, hat Ihr Assistent Ronald Gillespie eine bewegte Vergangenheit.«
    Castiglia senkte den Blick ein wenig. »So würde ich es wohl kaum nennen.«
    »Er war in eher zwielichtige fotografische Unternehmungen verwickelt. Nacktfotos von Minderjährigen, um genau zu sein.«
    »Woher haben Sie das denn?« Castiglia lehnte sich locker an die Tür. Er wirkte leicht amüsiert. »O ja, Ernie English. Der ist eine richtige Klatschtante.«
    »Ich soll Ihnen schöne Grüße ausrichten«, meinte Quinn sarkastisch.
    »Ronnie wurde reingelegt.«
    »Aber wo Sie doch solchen Wert auf Moral legen, könnte es Ihrer Karriere schaden, wenn diese Dinge ans Tageslicht kommen.«
    »Da gibt es nichts, was ans Tageslicht kommen könnte. Wir haben nie etwas verschwiegen.« Harry Castiglia schenkte Quinn ein Lächeln, das beinahe ihr Herz zum Schmelzen gebracht hätte. Beinahe. »Es ist kein Geheimnis. Er wurde vom Vater des Mädchens reingelegt. Die Kleine bat Ronnie, ein paar Fotos von ihr zu machen, und sie sind in den Wald gegangen. Während des Shootings hat sie nach und nach ihre Sachen ausgezogen. Ein Fotograf mit mehr Erfahrung hätte vielleicht gesagt: Das reicht! Ich habe die Bilder gesehen, und ich hätte behauptet, sie sei deutlich über zwanzig. Am Ende stellte sich heraus, sie war erst fünfzehn.« Castiglia verzog das Gesicht. »Ihr Vater tat so, als würde er ausrasten, und verlangte Geld von Ronnie, der mich daraufhin um Rat fragte. Ich habe ihm gesagt, er solle die Polizei hinzuziehen. So eine Sache kann die gesamte Karriere ruinieren. Jedenfalls hat der Vater bald einen Rückzieher gemacht. Wenn Ronnie ihn angezeigt hätte, wäre der Mann vermutlich vor Gericht gelandet.«
    »Es war also von vornherein Daddys Idee?«
    »Natürlich. Die Polizei hat ein ernstes Wort mit ihm geredet, und damit war die Sache erledigt. Ronnie war danach ziemlich verbittert. Und misstrauisch. Damals war er noch jung, und er hatte mit mir an ein paar Projekten in Schottland gearbeitet. Wir haben uns vor fünf Jahren kennen gelernt, als er ein Feature über Oldtimer machte. Seitdem haben wir beide immer alte Jaguars gefahren.«
    »Mir wäre es lieb, wenn seine Vergangenheit uns nicht in die Quere kommt«, meinte Quinn.
    »Wenn er unzuverlässig wäre, würde ich es wissen. Aber überprüfen Sie ihn ruhig, und überprüfen Sie mich auch«, bot er an. »Ronnie hält sich inzwischen von solcher Arbeit fern. Hören Sie sich um, wenn Sie mir nicht glauben. Er fotografiert Landschaften, Fabriken und Industriegebäude. Wenn er Porträts macht, ist immer noch eine weitere Person dabei. Einige seiner Bilder haben Sie hier sogar an der Wand. Die Wohnung mit dem Dachbodenausbau – das hat er gemacht.« Er beugte sich vor, und Quinn bemerkte den alten Trick des Anwalts, der die Geschworenen ins Vertrauen zieht. »Ich erwarte ja gar kein Vertrauen von Ihnen. Ich gehe heute Abend auf eigene Faust mit Costello los, aber ich habe das zuerst mit Ihnen geklärt, damit Sie wissen, wohin wir gehen und warum.«
    »Ja, ja, schon in Ordnung. Aber Ronnie Gillespie – Sie sagen, er hat den umgebauten Dachboden in der Clarence Avenue fotografiert?«
    »Ja, für irgendein Designmagazin. Er hat es erwähnt, als ich sagte, ich würde nach Glasgow kommen, um diesen Auftrag zu übernehmen.«
    Quinn nickte, und ihr analytischer Verstand verdaute diese Information.

Weitere Kostenlose Bücher