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In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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ankommen, und sie hatte Fragen an ihn. Außerdem dachte sie an ihren Abendspaziergang mit Harry Castiglia durchs Barochan Moss. Sie schaute aus dem Fenster. O’Hares Wagen war in Nebel gehüllt, und sie wurde langsam so nervös wie Browne. Quinn hatte gesagt, keine Frau solle allein nach draußen gehen, doch das war vor allem auf Browne gemünzt gewesen. Trotzdem hatte Costello das Gefühl, da draußen sei jemand unterwegs. Sie verdrängte den Gedanken und fragte sich, ob sie vor dem Ausflug ins Barochan Moss noch Zeit hätte, zu Hause unter die Dusche zu springen. Aber wie sollte sie es ohne Wagen im Nebel schaffen? Mist, das bedeutete, sie musste in der Werkstatt wegen des TÜV s anrufen, doch die hätte sicherlich schon zu. Also gut, sie würde sich der Gnade des ach so charmanten Mr. Castiglia überlassen. Sie sah sich die nächsten Bilder an. Marita und Iain standen auf den Stufen vor dem Haus, Diane in ihrem marineblauen Twinset einige Stufen tiefer vor ihnen. Vor einem alten Mann, dessen Gesicht im Schatten eines Hutes verschwand, war eine Schubkarre abgestellt, neben ihm stand ein junger Mann. Von irgendwem hatten sie sich einen Wolfshund geliehen, um das Bild abzurunden. Costello schaute sich den jungen Mann an – Bobby? Kräftig gebaut, aber eine leere Miene ohne jeden Ausdruck. Itsy war nicht zu entdecken. Costellos Blick schweifte zu dem Fenster des großen Empfangszimmers. Die Gardine war ein wenig zurückgezogen, und sie stellte sich ein kleines Gesicht vor, das herausschaute.
    Die nächsten Bilder sahen aus wie Polaroids aus den Siebzigern. Eins fiel ihr auf: ein Mann und eine Frau in Shorts und T-Shirt, die an einem Teich standen.
    Costello zog es herunter und riss die Ecke kaputt.
    Die Frau hielt eine kleine zerbrochene Angelrute in der Hand und ein mit schmutzigem Wasser gefülltes Marmeladenglas in der anderen. Hinter den beiden Menschen waren Bäume, sehr viele Bäume, vielleicht ein Park. Ein altes Bootshaus am Rand bröckelte langsam ins Wasser. Das Paar stand nicht zusammen, sondern ein wenig voneinander getrennt. Zwischen ihnen, neben dem Mann, war ein Mädchen, kaum ein Jahr alt, das Gesicht in einem Trotzanfall von der Kamera abgewandt. Das blonde dünne Haar des Kindes wurde dem Mann, der es hielt, ins Gesicht geweht. Die Kleine trug einen blauen Matrosenanzug, und die weiße Mütze, die dazugehörte, schwamm im Wasser. Auch den Schatten des Fotografen, der im flachen Wasser stehen musste, konnte man sehen.
    Costello betrachtete die kleine Mütze genauer … War da ein Zeichen vom Safari and Adventure Park in Blair Drummond aufgenäht? War es ein Delfin, ein Fisch, der kleine Fisch ? Sie kramte angestrengt in ihrem Gedächtnis. Wieder sah sie sich das Gesicht der Frau an. Irgendwoher kannte sie die.
    »Was haben Sie denn da?« O’Hare setzte die Brille auf und nahm ihr das Bild ab. »Gütiger Herr, das ist der Teich draußen. Als Kind war ich manchmal hier, da war der Zugang für die Öffentlichkeit erlaubt.«
    »Das Foto wurde hier aufgenommen?«
    »Wenn Sie rausgehen, können Sie noch die Stelle sehen, wo das Bootshaus stand. Waren Sie nie als Kind hier? Zu meiner Zeit haben wir es als einen öffentlichen Park betrachtet. Das war unser Teich.«
    Costello spürte ein Kribbeln auf der Haut. Die Erinnerung daran betäubte ihr Denkvermögen. »Offensichtlich nicht.« Sie zeigte auf die Kleine im Matrosenanzug. »Das bin ich. Ich kann mich an den Anzug nicht erinnern, aber an die Mütze komischerweise.« Sie betrachtete das Foto noch eine Weile, vor allem die drei verschwommenen Gesichter. Dann wandte sie sich abrupt um. »Wie lange braucht Diane denn, verflucht? Wie lange kann es dauern, ein paar Kleidungsstücke in eine Tüte zu stopfen? Und sagen Sie mir noch eins, Prof. Warum hat sie nach Marita gefragt, als wir hereinkamen? Die arme Itsy ist es doch, die …«
    »Pst, ich höre sie auf der Treppe.« O’Hare zog seinen Anorak auf und legte das Foto vorsichtig in seine Brieftasche.

9
    Mittwoch, 10. Februar 2010, 18:30 Uhr
    Regen.
    Wasser.
    Lief ihr über das Gesicht.
    Sie hob den Kopf und richtete ihr Gesicht in Richtung des Duschkopfes. Jetzt hörte sie nur noch das Wasser, das an ihren Ohren vorbeiströmte und sie taub machte. Abgesehen davon vernahm sie nichts; ihr Leben war eine Welt weit entfernt.
    Sie streckte die Hände, so weit sie konnte, über dem Kopf aus bis hoch zum Duschkopf. Das Wasser hämmerte auf ihre Lider, dass es schmerzte. Sie sah Sterne, sah den Nachthimmel auf

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