In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
Sie warteten noch auf den Rückruf von Towerhill Magazines . »Okay, Mr. Castiglia, ich denke, wir verstehen uns. Ich glaube, man kann Ihnen DS Costello anvertrauen. Und ich bezweifle, dass sie sich heute Nacht im Barochan Moss ausziehen wird. Dazu ist es einfach zu kalt.«
Sie lächelte noch, als Harry Castiglia schon zur Tür hinausging und eine Wolke seines angenehmen Aftershaves in ihrem Büro zurückließ.
Donald Corbett war ein kleiner eleganter Mann, der mit Vorliebe immer gleich zur Sache kam. »Ich habe darum gebeten, mit DCI Quinn zu sprechen. Wo ist sie?«, wollte er wissen.
Quinn war nirgendwo aufzutreiben, und Anderson hatte keine Ahnung, was er ihrer Meinung nach sagen sollte und inwieweit er Corbett ins Vertrauen ziehen durfte. Obwohl er innerlich fluchte, weil der Mann hier unangemeldet aufkreuzte, während Quinn verschwunden war, ließ sich von seinem Gesicht nur professionelles Entgegenkommen ablesen.
»Ja, das haben Sie, Sir, aber wir wussten nicht, dass Sie kommen. Ich bin der leitende Ermittler, also kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?«
»Sie wissen, wer ich bin. Und was ich bin.«
Das war keine Frage, sondern eine Feststellung, daher nickte Anderson und beschwor Quinn in Gedanken, wieder aufzutauchen. »Gewiss weiß ich das, Sir. Doch im Augenblick können wir uns nur inoffiziell unterhalten«, sagte Anderson tröstend. »Im Büro vom Boss, ohne Aufzeichnung. Kaffee?«
Er winkte Corbett zu Quinns Büro durch, wo die Wände sofort um sie herum zu schrumpfen schienen, da Corbett eine derart wuchtige Ausstrahlung hatte.
»Es ist offiziell, wenn ich es offiziell haben möchte«, sagte Corbett und zog seine makellose Hose über die Knie, damit sie beim Sitzen keine Falten bekam. »Sie wissen, wie schlecht die vorige Ermittlung …«
»Beurteilt wurde?«, beendete Anderson an seiner Stelle den Satz. »Mr. Corbett, Sie sind doch selbst ein erfahrener Jurist. Sie wissen genauso gut wie ich, dass jeder Pflichtverteidiger, selbst wenn er direkt von der Uni gekommen wäre, diese Anklage abgewehrt hätte. Ich verstehe durchaus, dass Sie aufgrund dieses schrecklichen Überfalls auf Ihre Tochter Ergebnisse sehen wol len, aber es gab einfach keine belastbaren physischen Beweise.«
Corbett erwiderte aggressiv: »Sie haben keine Ahnung, überhaupt keine Ahnung, was das in meiner Familie angerichtet hat.«
Anderson setzte sich müde auf Quinns Stuhl. Er spürte, wie Corbett ihn taxierte: den Anzug mit den ausgebeulten Ellbogen, die lockere Krawatte, die roten Augen. Er wusste, dass er aussah, als habe er eine Woche nicht gegessen und nicht geschlafen.
»Sir, Sie haben recht, das kann ich natürlich nicht wissen.« Er nahm Quinns Füllhalter. »Aber ich habe selbst eine Tochter, die nur wenige Jahre jünger ist als Emily damals. Bei Gewalttaten gegen junge Frauen zu ermitteln gehört zu meinem Beruf.«
Corbett entschied offensichtlich, dass ihn ein Wutausbruch nicht weiterbringen würde. Trotzdem entgegnete er scharf: »Ich bin ein viel beschäftigter Mann …«
»Ich weiß, Sir, und mir geht es ähnlich«, sagte Anderson beschwichtigend und legte den Stift wieder auf den Schreibtisch, als wolle er eine kleine Barriere zwischen ihnen aufbauen. »Der Grund, warum ich mich inoffiziell mit Ihnen unterhalten möchte, wird schon noch deutlich werden. Ich denke, wir streben beide nach einer raschen Lösung.«
Corbett legte seinen gefalteten Mantel sorgsam über die Armlehne des Stuhls, wobei der Kragen fast den Boden erreichte. Ein kleiner Steppenroller aus Nesbitts Haar wälzte sich in der Zugluft, die unter der Tür durchkam, auf die weiche Kaschmirwolle zu, als würde er von einem Magneten angezogen.
»Sicherlich, die K-Division hat sich damals nicht mit Ruhm bekleckert …«, sagte Anderson.
»Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen«, fauchte Corbett.
»… daher glauben wir, ein neues Team und vor allem ein Team, das enger zusammenarbeitet, könnte bessere Ergebnisse erzielen. Wir sind an diese Arbeitsweise gewöhnt.«
» DI Colin Anderson?«, feuerte Corbett plötzlich ab.
»Ja.«
»Sie haben mit Alan McAlpine gearbeitet?«
»Ja, viele Jahre lang.«
»Ich hatte das Gefühl, DCI Yorke wäre zu … weich , um es einmal so auszudrücken. Wenn man einen Bastard fangen will, muss man einen Bastard drauf ansetzen. McAlpine war ein Bastard. Und ein guter Detektiv. Der einen guten Malt zu schätzen wusste.«
Anderson lächelte schief. »Alle drei Aussagen sind korrekt. Aber Sie brauchen
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