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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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den Patriots und den Jets ausgeschaltet (die Patriots hatten bereits ein Tor und einen Feldtreffer einstecken müssen, und die zweite Viertelzeit hatte noch keine drei Minuten gedauert) und war dabei, seinen Mantel anzuziehen, als das Telefon läutete. Alan hatte vorgehabt, zu Needful Things hinunterzugehen und zu sehen, ob Mr. Gaunt da war. Es war sogar möglich, vermutete Alan, daß er Polly dort traf. Aber nach dem Anruf von Clut war daran nicht mehr zu denken gewesen.
    Eddie Warburton, sagte Clut, hatte gerade den Hörer aufgelegt, als er, Clut, vom Lunch zurückkam. Da war irgendein Spektakel im »Baumstraßen«-Viertel- Frauen, die sich in die Haare geraten waren, oder so etwas. Vielleicht wäre es gut, sagte Eddie, wenn Clut den Sheriff anriefe und ihn darüber informierte.
    »Wie zum Teufel kommt Eddie Warburton dazu, Anrufe für das Büro des Sheriffs entgegenzunehmen?« fragte Alan gereizt.
    »Nun, ich nehme an, weil die Zentrale nicht besetzt war, dachte er...«
    »Und zu denken braucht er auch nicht. Er kennt die Vorschriften so gut wie jeder andere – wenn die Zentrale nicht besetzt ist, laufen die eingehenden Anrufe auf Band.«
    »Ich weiß nicht, weshalb er ans Telefon gegangen ist«, sagte Clut mit kaum verhohlener Ungeduld, »aber ich glaube, das ist ziemlich unwichtig. Vor vier Minuten, während ich mit Eddie sprach, kam ein zweiter Anruf. Eine alte Dame. Wie sie heißt, weiß ich nicht – entweder war sie zu aufgeregt, um mir ihren Namen zu nennen, oder sie wollte es nicht. Jedenfalls hat sie gesagt, an der Ecke Ford und Willow wäre ein heftiger Kampf im Gange. Zwischen zwei Frauen. Die Anruferin sagte, sie benutzten Messer. Sie sagte, sie wären immer noch da.«
    »Immer noch kämpfend?«
    »Nein – beide am Boden. Der Kampf war vorbei.«
    »Gut.« Alans Verstand begann schneller zu arbeiten wie ein Expreßzug, der auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigt. »Sie haben den Anruf notiert, Clut?«
    »Selbstverständlich.«
    »Gut. Seaton hat Dienst heute nachmittag, nicht wahr? Schicken Sie ihn sofort hin.«
    »Habe ich bereits getan.«
    »Gut. Und nun rufen Sie die Staatspolizei an.«
    »Wollen Sie den Erkennungsdienst?«
    »Noch nicht. Fürs erste machen Sie nur Meldung. Wir treffen uns dort, Clut.«
    Als Alan den Tatort erreicht und das Ausmaß des Geschehens gesehen hatte, nahm er über Funk Verbindung mit der Staatspolizei in Oxford auf und bat sie, sofort einen Wagen des Erkennungsdienstes zu schicken – oder zwei, wenn es irgend zu machen war. Mittlerweile standen Clut und Seaton Thomas mit ausgebreiteten Armen vor den beiden am Boden liegenden Frauen und wiesen die Leute an, in ihre Häuser zurückzukehren. Norris traf ein, warf einen Blick auf die Szene und holte dann eine Rolle gelbes Klebeband mit dem Aufdruck TATORT – NICHT ÜBERSCHREITEN aus dem Kofferraum seines Streifenwagens. Auf dem Band lag eine dicke Staubschicht, und Norris sagte Alan später, daß er nicht sicher gewesen wäre, ob es überhaupt kleben werde, so alt war es.
    Aber es hatte geklebt. Norris führte es so um die Stämme mehrerer Eichen, daß um die beiden Frauen herum, die einander am Fuße des Stoppschildes zu umarmen schienen, ein großes Dreieck entstand. Die Zuschauer waren nicht in ihre Häuser zurückgekehrt, hatten sich aber auf ihren eigenen Rasen verzogen. Es waren ungefähr fünfzig, und ihre Zahl wuchs, als Anrufe getätigt wurden und Nachbarn herbeieilten, um einen Blick auf das Schlachtfeld zu werfen. Andy Clutterbuck und Seaton Thomas sahen aus, als wären sie nervös genug, um ihre Waffen zu ziehen und Warnschüsse abzugeben. Alan konnte nachfühlen, wie ihnen zumute war.
    In Maine ist das Kriminaldezernat der Staatspolizei für Morduntersuchungen zuständig; für die Kleinstadt-Polypen ist die schlimmste Zeit die zwischen der Entdeckung des Verbrechens und dem Eintreffen der Kriminalbeamten. Die Ortspolizisten wissen ebenso wie die County-Polizei, daß dies die Zeit ist, in der die sogenannte Beweiskette am häufigsten durchbrochen wird. Die meisten von ihnen wissen auch, daß das, was sie in dieser Zeit tun, von Richtern und Justizbeamten genauestens unter die Lupe genommen wird – von Leuten also, die glauben, daß die Kleinstadt-Polypen und sogar die County-Bullen nichts sind als ein Haufen Schwachköpfe mit ungeschickten Händen und tapsigen Fingern.
    Außerdem war die schweigende Masse von Leuten, die auf der anderen Straßenseite auf den Rasen standen, verdammt gespenstisch. Sie erinnerten

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