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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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du einen Doppelmord am Hals .
    »Holen Sie Ihr Buch heraus«, wies er Norris an. »Sie sind der Clubsekretär.«
    »Himmel, Alan, Sie wissen doch, wie lausig meine Rechtschreibung ist.«
    »Schreiben Sie einfach.«
    Norris gab Clut die Polaroidkamera und zog sein Notizbuch aus der Gesäßtasche. Dabei fiel ein Block mit Verwarnungen wegen verkehrswidrigen Verhaltens, dessen Blätter seine Gummistempel-Unterschrift trugen, mit heraus. Norris bückte sich, hob den Block vom Gehsteig auf und steckte ihn geistesabwesend wieder in die Tasche.
    »Ich möchte, daß Sie notieren, daß der Kopf der obenauf liegenden Frau, bezeichnet als Opfer 1, an dem Pfosten des Stoppschildes lehnte. Beim Pulsfühlen wurde diese Position unabsichtlich von mir verändert.«
    Wie leicht es ist, in den Polizeijargon zu verfallen, dachte er, wo Autos zu »Fahrzeugen« werden und Ganoven zu »Tätern« und tote Mitmenschen zu »bezeichneten Opfern«. Polizeijargon, diese wundervolle gläserne Barriere.
    Er wendete sich an Clut und wies ihn an, die neue Lage der Leichen zu fotografieren, überaus dankbar dafür, daß er Norris veranlaßt hatte, die ursprüngliche Position festzuhalten, bevor er die Frau berührte.
    Clut machte die Aufnahme.
    Alan wendete sich wieder an Norris. »Notieren Sie weiterhin, daß ich, als sich der Kopf von Opfer 1 bewegte, imstande war, es als Netitia Cobb zu identifizieren.«
    Seaton pfiff. »Sie meinen, es ist Nettie?«
    »Genau das meine ich.«
    Norris hielt die Information in seinem Buch fest. Dann fragte er: »Und was tun wir jetzt, Alan?«
    »Warten auf den Erkennungsdienst und versuchen, lebendig auszusehen, wenn er ankommt«, sagte Alan.
    Der Erkennungsdienst erschien knapp drei Minuten später in zwei Wagen, gefolgt von Ray Van Allen in seinem klapprigen alten Subaru Brat. Fünf Minuten später traf ein Team von Kriminalbeamten der Staatspolizei in einem blauen Kombi ein. Als erstes zündeten sich alle Angehörigen des Teams der Staatspolizei Zigarren an. Alan hatte gewußt, daß sie das tun würden. Die Leichen waren frisch, und die Arbeit fand im Freien statt, aber das Ritual der Zigarren war unumstößlich.
    Die unangenehme Arbeit, die im Polizeijargon »Sicherung des Tatorts« genannt wird, begann. Sie dauerte bis nach Einbruch der Dunkelheit. Alan hatte schon bei mehreren anderen Gelegenheiten mit Henry Payton, dem Chef der Staatspolizei in Oxford (und damit nominell für diesen Fall und die damit betrauten Beamten des Erkennungsdienstes zuständig) zusammengearbeitet und an Henry nie auch nur den leisesten Anflug von Phantasie feststellen können. Der Mann war ein Arbeitstier, aber ein gründliches, gewissenhaftes Arbeitstier. Und weil Henry für den Fall zuständig war, hatte Alan keine Bedenken gehabt, sich für ein paar Minuten davonzuschleichen und Polly anzurufen.
    Als er zurückkam, steckten die Hände der Opfer in gallonengroßen Ziploc Baggies. Wilma Jerzyck hatte einen ihrer Schuhe verloren, und ihrem bestrumpften Fuß widerfuhr die gleiche Behandlung. Das Team der Kriminalbeamten machte an die dreihundert Fotos. Inzwischen waren weitere Leute von der Staatspolizei eingetroffen. Einige von ihnen hielten die Zuschauer zurück, die wieder versuchten, näher heranzukommen, andere scheuchten die eintreffenden Fernsehleute hinunter zum Gebäude der Stadtverwaltung. Ein Polizeizeichner machte eine rasche Skizze auf einem gerasterten Tatort-Blatt.
    Endlich kamen die Leichen selbst an die Reihe – das heißt, von einer letzten Sache abgesehen. Payton gab Alan ein Paar Wegwerfhandschuhe und ein Ziploc Baggie. »Das Beil oder das Messer?«
    »Ich nehme das Beil«, sagte Alan. Es würde von den beiden Mordwerkzeugen das unangenehmere sein, an dem noch immer Wilmas Gehirn klebte, aber er wollte Nettie nicht anrühren. Er hatte sie gemocht.
    Nachdem die Mordwerkzeuge entfernt, etikettiert, eingetütet und auf ihrem Weg nach Augusta waren, rückten die beiden Teams des Erkennungsdienstes vor und begannen, den Umkreis der beiden Leichen zu untersuchen, die nach wie vor in ihrer letzten Umarmung dalagen, während das Blut in den Pfützen zwischen ihnen zu einer emailleähnlichen Substanz erstarrte. Als Ray Van Allen schließlich ihre Verladung in die Ambulanzen gestattete, wurde die Szene von den Scheinwerfern der Streifenwagen erhellt, und die Träger mußten zuerst Wilma und Nettie auseinanderzerren.
    Während des größten Teils dieser Vorgänge standen die Ordnungshüter von Castle Rock herum und kamen

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