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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Alan an die Promenadenzombies in Dawn of the Dead .
    Er holte das batteriebetriebene Megaphon vom Rücksitz seines Streifenwagens und teilte ihnen mit, daß sie sich in ihre Häuser zurückziehen sollten, und zwar sofort. Sie begannen, es zu tun. Dann ließ er die Verfahrensvorschriften in seinem Kopf Revue passieren und rief die Zentrale an. Sandra McMillan war gekommen, um dort alles Erforderliche zu tun. Sie war nicht so verläßlich wie Sheila Brigham – aber in der Not frißt der Teufel Fliegen. Alan vermutete, daß Sheila aufkreuzen würde, sobald sie gehört hatte, was passiert war. Dazu würde sie schon ihre Neugierde veranlassen, wenn ihr Pflichtgefühl es nicht tat.
    Alan wies Sandy an, Ray Van Allen ausfindig zu machen. Ray war der Gerichtsmediziner von Castle Rock – und auch der Coroner des Countys -, und Alan wollte ihn nach Möglichkeit dabei haben, wenn die Kriminalbeamten eintrafen.
    »Okay, Sheriff«, sagte Sandy, von ihrer Wichtigkeit überzeugt. »Wird sofort erledigt.«
    Alan kehrte zurück zu seinen Leuten am Tatort. »Wer von euch hat festgestellt, daß die Frauen tot sind?«
    Clut und Seat Thomas warfen sich einen verlegen überraschten Blick zu, und Alan spürte, wie sein Herz sank. Ein Punkt für die Montagmorgen-Quarterbacks. Oder vielleicht doch nicht. Der erste Wagen der Kriminalpolizei war noch nicht eingetroffen, aber die Sirenen waren schon zu hören. Er duckte sich unter dem Band durch und näherte sich dem Stoppschild – auf Zehenspitzen, wie ein Kind, das versucht, sich spätabends aus dem Haus zu schleichen.
    Der größte Teil des vergossenen Blutes bildete Lachen zwischen den Opfern und in dem mit Laub verstopften Rinnstein, aber die Fläche um sie herum war mit kleinen Tröpfchen besprüht. Alan ließ sich unmittelbar außerhalb dieses Kreises auf ein Knie nieder, streckte eine Hand aus und stellte fest, daß er die Leichen erreichen konnte – er zweifelte nicht daran, daß sie tot waren -, indem er sich mit ausgestrecktem Arm so weit vorbeugte, daß er gerade noch das Gleichgewicht halten konnte.
    Er schaute hinüber zu Seat, Norris und Clut, die dastanden und ihn mit großen Augen anstarrten.
    »Fotografiert mich«, sagte er.
    Clut und Seaton schauten ihn nur an, als hätte er seinen Befehl auf Botokudisch erteilt, aber Norris rannte zu Alans Streifenwagen und suchte auf dem Rücksitz, bis er die alte Polaroidkamera gefunden hatte, eine der beiden, die sie für Tatort-Aufnahmen benutzten.
    Wenn die Sitzung stattfand, auf der über die Verteilung der Gelder verhandelt wurde, hatte Alan vor, zumindest eine neue Kamera zu beantragen, aber an diesem Nachmittag kam ihm diese Sitzung überaus unwichtig vor.
    Norris kam mit der Kamera zurück, visierte und drückte auf den Auslöser. Die Kamera winselte.
    »Machen Sie sicherheitshalber noch eine zweite Aufnahme«, sagte Alan. »Eine, auf der auch die Leichen darauf sind. Ich will mir von diesen Leuten nicht sagen lassen, ich hätte die Beweiskette durchbrochen. Nicht, wenn ich es vermeiden kann.« Er wußte, daß seine Stimme ein wenig verdrossen klang, aber dagegen konnte er nichts tun.
    Norris machte eine weitere Aufnahme, dokumentierte Alans Position außerhalb des Beweiskreises und die der Leichen am Fuß des Stoppschildes. Dann beugte Alan sich wieder vorsichtig vor und legte die Finger auf den blutverschmierten Hals der obenauf liegenden Frau. Es war kein Puls da, natürlich nicht, aber nach einer Sekunde hatte der Druck seiner Finger zur Folge, daß der Kopf von dem Pfosten abrutschte und sich zur Seite drehte. Alan erkannte Nettie sofort, und es war Polly, an die er dachte.
    O Jesus , dachte er betroffen. Dann fühlte er sicherheitshalber auch nach Wilinas Puls, obwohl ein Fleischbeil in ihrem Schädel steckte. Ihre Wangen und ihre Stirn waren mit kleinen Blutpunkten übersät. Sie sahen aus wie eine heidnische Tätowierung.
    Alan stand auf und kehrte zu seinen Leuten auf der anderen Seite des Bandes zurück. Er konnte offenbar nicht aufhören, an Polly zu denken, und er wußte, daß das falsch war. Er mußte sie aus seinem Kopf verdrängen, sonst würde er bestimmt irgend etwas falsch machen. Er fragte sich, ob einer der Zuschauer Nettie bereits erkannt hatte. Wenn ja, dann würde Polly es bestimmt erfahren, bevor er Gelegenheit hatte, sie anzurufen. Er hoffte inbrünstig, daß sie nicht herkam, um sie selbst zu sehen.
    Darüber darfst du dir jetzt keine Gedanken machen , ermahnte er sich selbst. So, wie es aussieht, hast

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