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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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klopfte, während Ariadne wartend neben ihm stand, gegen seine Schneidezähne. Schließlich lehnte er sich vor, änderte etwas ab, fügte einen Satz hinzu, zeichnete sowohl die Änderung als auch den Zusatz ab und setzte dann schwungvoll seinen eigenen Namen unter den von Deke. Als er Ariadne das rosa Formular zurückgab, lächelte er.
    »So!« sagte er. »Und dabei denken alle Leute, ich wäre knauserig!«
    Ariadne betrachtete das Formular. Buster hatte die Summe von neunhundertvierzig auf vierzehnhundert Dollar erhöht. Unter Dekes Erklärung, wozu er das Dynamit brauchte, hatte Buster geschrieben:
    Kaufen Sie lieber mindestens zwanzig Kisten, solange keine Lieferschwierigkeiten bestehen.
    »Wollen Sie hinausfahren und sich die Kiesgrube ansehen, Mr. Keeton?«
    »Nein, das wird nicht nötig sein.« Buster lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände im Genick. »Aber bitten Sie Deke, mich anzurufen, wenn das Zeug eingetroffen ist. Das ist eine Menge Knallstoff. Und wir wollen schließlich nicht, daß er in die falschen Hände gerät, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte Ariadne und ging hinaus. Sie war froh, Mr. Keeton verlassen zu können; sein Lächeln hatte etwas an sich, das ihr ein bißchen unheimlich vorkam.
    Inzwischen hatte Buster seinen Drehstuhl so herumgeschwenkt, daß er auf die Main Street hinausschauen konnte, auf der jetzt ein wesentlich regeres Treiben herrschte als am Samstagmorgen, an dem er so verzweifelt auf die Stadt hinausgeblickt hatte. Seither war eine Menge passiert, und er vermutete, daß in den nächsten paar Tagen noch wesentlich mehr passieren würde. Mit zwanzig Kisten Taggart Hi-Impact Dynamit im Schuppen des Amtes für Öffentliche Arbeiten – zu dem er natürlich einen Schlüssel hatte – konnte alles mögliche passieren.
    Alles mögliche.

2
     
    Um vier Uhr an diesem Nachmittag überquerte Ace Merrill die Tobin Bridge in Boston, aber es war eine ganze Weile nach fünf Uhr, als er endlich erreichte, was hoffentlich sein Bestimmungsort war. Er befand sich in einem seltsamen, fast vollständig verlassenen Slumgebiet in Cambridge, nicht weit vom Zentrum eines verschlungenen Straßengewirrs entfernt. Die Hälfte davon waren Einbahnstraßen, die andere Hälfte Sackgassen. Die verfallenen Gebäude dieser heruntergekommenen Gegend warfen lange Schatten über die Straßen, als Ace vor einem langen, eingeschossigen Bau aus Schlackensteinen in der Whipple Street anhielt. Er stand mitten auf einem leeren, von Unkraut überwucherten Grundstück.
    Das Grundstück war von einem Maschendrahtzaun umgeben; doch der stellte kein Problem dar, weil die Pforte gestohlen worden war. Nur die Angeln waren noch vorhanden. Ace konnte die Abdrücke eines Bolzenschneiders daran erkennen. Er steuerte den Challenger durch die Stelle, an der sich die Pforte befunden hatte, und fuhr langsam auf den Schlackensteinbau zu.
    Die Wände waren kahl und fensterlos. Die tiefen Reifenspuren, in denen er fuhr, führten zu einem verschlossenen Garagentor an der dem River Charles zugewendeten Seite des Baus. Auch das Garagentor war fensterlos. Der Challenger schaukelte mit knirschenden Federn durch Schlaglöcher in etwas, das einmal eine Asphaltdecke gewesen sein mochte. Er passierte einen alten Puppenwagen, der in einem Haufen Glasscherben stand. Eine verrottete Puppe mit halbem Gesicht lag darin und starrte ihn mit einem schimmligen blauen Auge an. Vor dem geschlossenen Garagentor hielt er an. Was zum Teufel sollte er jetzt tun? Der Schlackensteinbau sah aus, als wäre er seit 1945 nicht mehr benutzt worden.
    Ace stieg aus. Er holte einen Papierfetzen aus seiner Brusttasche. Darauf stand die Adresse, unter der Gaunts Wagen zu finden sein sollte. Er betrachtete ihn zweifelnd. Die letzten paar Häuser, an denen er vorbeigekommen war, ließen vermuten, daß dies wahrscheinlich 85 Whipple Street war, aber wie zum Teufel konnte er sicher sein? In Gegenden wie dieser gab es keine Hausnummern, und es schien auch niemand in der Nähe zu sein, den er hätte fragen können. Überhaupt machte der ganze Stadtteil einen verlassenen, unheimlichen Eindruck, bei dem Ace nicht recht wohl war. Leere Bauplätze. Ausgeschlachtete Autos, aus denen jedes nützliche Teil und jeder Zentimeter Kupferdraht herausgeholt worden waren. Leerstehende Mietshäuser, die nur darauf warteten, daß die Politiker ihr Schäfchen ins Trockene brachten, bevor sie der Abbruchbirne zum Opfer fielen. Verwinkelte Nebenstraßen, die in

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