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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hinter dem Samtvorhang, der den Laden vom Lagerraum trennte, mit Waren hantierte, Kästen herumschob – aber der Raum war leer, bis Ace auf Mr. Gaunts Anweisung hin die Kisten in einer Ecke aufstapelte.
    Nein – etwas war da. An der entgegengesetzten Seite des Raumes lag eine braune Wanderratte unter dem heruntergeschnellten Bügel einer großen Victory-Rattenfalle. Ihr Genick war gebrochen, ihre Vorderzähne in einer Todesgrimasse gebleckt.
    »Gute Arbeit«, sagte Mr. Gaunt, rieb seine langfingerigen Hände gegeneinander und lächelte. »Das war, alles in allem, eine reife Leistung. Sie haben meine Erwartungen vollauf erfüllt, Ace.«
    »Danke, Sir.« Ace war verblüfft. Bis zu diesem Augenblick hatte er noch nie einen Mann mit Sir angeredet.
    »Hier ist ein kleines Dankeschön für Ihre Mühe.« Mr. Gaunt reichte Ace einen braunen Umschlag. Ace drückte ihn mit den Fingerspitzen zusammen und spürte das Knirschen des lockeren Pulvers darin. »Ich nehme an, Sie wollen heute noch eine kleine Extratour unternehmen. Das dürfte Ihnen ein bißchen extra Go-Power geben, wie es in den alten Esso-Anzeigen geheißen hat.«
    Ace fuhr zusammen. »Oh, Scheiße! Verfluchte Scheiße! Ich habe das Buch – das Buch mit der Karte darin! – in meinem Wagen liegengelassen. Und der ist in Boston! Verfluchte Scheiße!« Er ballte die Hand zur Faust und knallte sie auf seinen Oberschenkel.
    Mr. Gaunt lächelte. »Das glaube ich nicht«, sagte er. »Ich glaube, es liegt in dem Tucker.«
    »Nein. Ich...«
    »Warum sehen Sie nicht nach?«
    Also sah Ace nach, und natürlich war das Buch da, es lag auf dem Armaturenbrett. Lost and Buried Treasures of New England . Er nahm es und blätterte es durch. Die Karte steckte noch darin. Er schaute mit dumpfer Dankbarkeit zu Mr. Gaunt hin.
    »Ich benötige Ihre Dienste nicht mehr bis morgen abend um dieselbe Zeit«, sagte Mr. Gaunt. »Ich schlage vor, daß Sie die Stunden mit Tageslicht in Ihrer Behausung in Mechanic Falls verbringen. Das sollte Ihnen eigentlich recht sein; Sie werden vermutlich lange schlafen wollen. Wenn ich mich nicht irre, haben Sie noch eine arbeitsreiche Nacht vor sich.«
    Ace dachte an die kleinen Kreuze auf der Karte und nickte. »Und«, setzte Mr. Gaunt hinzu, »Sie täten gut daran, in den nächsten ein oder zwei Tagen nicht Sheriff Pangborns Aufmerksamkeit zu erregen. Danach spielt es, wie ich glaube, keine Rolle mehr.« Seine Lippen wichen zurück, seine Zähne kamen gelb und schief zum Vorschein. »Ich glaube, Ende der Woche dürften die Dinge, die bis dahin für die Bewohner dieser Stadt von großer Wichtigkeit waren, nicht die geringste Rolle mehr spielen. Meinen Sie nicht auch, Ace?«
    »Wenn Sie es sagen«, erwiderte Ace. Er versank wieder in diesen merkwürdigen Zustand der Benommenheit, und es störte ihn überhaupt nicht. »Aber ich weiß nicht, wie ich herumkommen soll.«
    »Dafür ist gesorgt«, sagte Mr. Gaunt. »Sie werden vor dem Laden einen Wagen finden. Einen Firmenwagen sozusagen. Der Zündschlüssel steckt im Schloß. Es ist leider nur ein Chevrolet – ein ganz normaler Chevrolet -, aber damit haben Sie ein verläßliches, unauffälliges Fahrzeug. Der Übertragungswagen des Fernsehens wird Ihnen natürlich mehr Spaß machen, aber...«
    »Übertragungswagen? Was für ein Übertragungswagen?«
    Mr. Gaunt zog es vor, nicht zu antworten. »Aber der Chevrolet wird Ihren gegenwärtigen Ansprüchen genügen, das versichere ich Ihnen. Versuchen Sie nur, nicht in irgendwelche Radarfallen mit Staatspolizei zu geraten. Da wäre leider nichts zu machen. Nicht mit diesem Wagen.«
    Ace hörte sich sagen: »Ich wäre wirklich glücklich, wenn ich so einen Wagen hätte wie Sie, Mr. Gaunt, Sir. Er ist großartig.«
    »Nun, vielleicht können wir einen Handel abschließen. Ich habe nämlich eine ganz simple Geschäftsmaxime, Ace. Würden Sie gern hören, wie sie lautet?«
    »Natürlich.« Und Ace war es ganz ernst damit.
    »Alles steht zum Verkauf. Das ist meine Philosophie. Alles steht zum Verkauf.«
    »Alles steht zum Verkauf«, sagte Ace verträumt. »Wow! Eine Wucht!«
    »So ist es! Eine Wucht! Und nun, Ace, werde ich wohl einen Bissen essen. Ich hatte bisher einfach zuviel zu tun, trotz des Feiertags. Ich würde Sie einladen, mitzuhalten, aber...«
    »Also, ich kann wirklich nicht...«
    »Nein, natürlich nicht. Sie müssen losfahren und Löcher graben, nicht wahr? Ich erwarte Sie morgen abend zwischen acht und neun.«
    »Zwischen acht und neun.«
    »Ja. Nach

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