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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Rettungsdienst in Norway anzurufen.
    Da hat sich Sheila genau den richtigen Moment ausgesucht, um auf die Toilette zu gehen, dachte er.

14
     
    Auch Henry Beaufort versuchte, das Büro des Sheriffs zu erreichen. Er stand an der Theke mit dem Hörer am Ohr. Es läutete immer und immer wieder. »Also los«, sagte er, »meldet euch endlich. Was tut ihr dort eigentlich? Skatspielen?«
    Billy Tupper war nach draußen gegangen. Henry hörte, wie er etwas schrie, und schaute ungeduldig auf. Auf den Schrei folgte ein plötzlicher, lauter Knall. Henrys erster Gedanke war, daß einer von Lennys alten Reifen geplatzt war; doch dann knallte es noch zweimal.
    Billy kam in den Tiger. Er ging sehr langsam und hielt eine Hand an die Kehle. Blut strömte durch seine Finger.
    »’Enry!« schrie Billy mit seltsam erstickter Stimme. »’Enry! ’En...«
    Er erreichte das Rock-Ola und blieb einen Augenblick taumelnd stehen; dann schien in seinem Körper alles auf einmal nachzugeben, und er brach zusammen.
    Ein Schatten fiel auf seine Füße, die sich fast außerhalb des Lokals befanden, und dann erschien der Besitzer des Schattens. Er trug einen Fuchsschwanz um den Hals und hielt eine Pistole in der Hand. Aus dem Lauf stieg Qualm auf. Winzige Schweißtropfen nisteten in der spärlichen Behaarung zwischen seinen Brustwarzen. Die Haut unter seinen Augen war aufgequollen und braun. Er trat über Billy Tupper hinweg in das Halbdunkel des Mellow Tiger.
    »Hallo, Henry«, sagte Hugh Priest.

15
     
    John LaPointe wußte nicht, warum das geschah, aber er wußte, daß Lester ihn umbringen würde, wenn er so weitermachte – und es gab nicht das geringste Anzeichen dafür, daß Lester vorhatte, nachzulassen oder gar aufzuhören. Er versuchte, an der Wand herunter und aus Lesters Reichweite zu rutschen; doch Lester packte sein Hemd und riß ihn wieder hoch. Lester atmete nach wie vor mühelos. Sein eigenes Hemd war nicht einmal aus dem Gummibund seiner Trainingshose herausgerutscht.
    »Und weiter geht’s, Johnny-boy«, sagte Lester und knallte seine Faust auf Johns Oberlippe. John spürte, wie sie an seinen Zähnen aufplatzte. »Laß deinen verdammten Katzenkitzler darauf wachsen.«
    Blindlings streckte John ein Bein aus und stieß zu, so hart er konnte. Lester stieß einen überraschten Schrei aus und stürzte zu Boden, aber im Fallen streckte er beide Hände aus, verkrallte sie in Johns blutbespritztem Hemd und zerrte den Deputy über sich. Sie begannen, sich auf dem Boden zu wälzen, stoßend und schlagend.
    Beide waren viel zu beschäftigt, um zu sehen, wie Sheila aus der Zentrale heraus und in Alans Büro stürzte. Sie riß die Schrotflinte von der Wand, entsicherte sie und rannte zurück in den Dienstraum, in dem es jetzt chaotisch aussah. Lester saß auf John und knallte immer wieder seinen Kopf auf den Boden.
    Sheila wußte, wie man mit der Flinte umging, die sie in der Hand hielt; sie hatte auf Scheiben geschossen, seit sie acht Jahre alt gewesen war. Jetzt stemmte sie den Kolben an die Schulter und schrie: »Weg von ihm, John! Aus der Schußlinie!«
    Beim Klang ihrer Stimme drehte sich Lester um. Seine Augen funkelten, und er bleckte die Zähne gegen Sheila wie ein wütendes Gorillamännchen; dann fuhr er fort, Johns Kopf auf den Boden zu knallen.

16
     
    Als Alan sich dem Gebäude der Stadtverwaltung näherte, sah er die erste unbestreitbare gute Sache des Tages: Norris Ridgewicks VW, der sich aus der entgegengesetzten Richtung näherte. Norris war in Zivil, aber das störte Alan nicht im mindesten. Er konnte ihn brauchen heute nachmittag. Er brauchte ihn wirklich dringend.
    Und dann ging auch das zum Teufel.
    Ein großer roter Wagen – ein Cadillac, Zulassungsnummer KEETON 1 – schoß plötzlich aus der schmalen Gasse, die auf den Parkplatz der Stadtverwaltung führte. Alan beobachtete fassungslos, wie Buster seinen Cadillac in die Seite von Norris’ Käfer steuerte. Der Caddy fuhr nicht übermäßig schnell, aber er war ungefähr viermal so groß wie Norris’ Wagen. Es gab ein Knirschen von sich verbeulendem Metall, und der VW kippte mit hohlem Getöse und lautem Klirren von Glas auf die Beifahrerseite.
    Alan stieg auf die Bremse und sprang aus seinem Streifenwagen. Buster stieg aus seinem Cadillac.
    Norris mühte sich mit einem benommenen Ausdruck im Gesicht durch das Fenster seines Volkswagens.
    Buster setzte sich auf Norris zu in Bewegung und ballte die Hände zu Fäusten. Auf seinem fetten, runden Gesicht erschien ein

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