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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht einmal treffen, aber er würde auf jeden Fall George T. Nelsons Aufmerksamkeit erregen, und sobald ihm das gelungen war, standen die Chancen recht gut, daß George T. Nelson seinen fetten Hintern von dem Sofa erheben würde, bevor Frank hier unten mit gegen die Fußbodenheizung gequetschter Nase starb.
    Frank öffnete die Hand, die das Steakmesser hielt, und versuchte, die im Taillenbund seiner Hose steckende Pistole zu erreichen. Alptraumhaftes Entsetzen flutete durch ihn hindurch, als ihm bewußt wurde, daß er sie nicht erreichen konnte – seine Finger öffneten und schlossen sich gut fünf Zentimeter oberhalb des mit Elfenbein eingelegten Griffs der Pistole. Er versuchte mit all seiner verbliebenen Kraft, seine Hand weiter auszustrecken, aber seine eingeklemmte Schulter bewegte sich nicht; das große Sofa – und George T. Nelsons beträchtliches Gewicht – drückten sie an die Wand, als wäre sie dort angenagelt.
    Schwarze Rosen – Vorboten nahenden Erstickens – verblühten vor Frank vorgequollenen Augen.
    Wie aus einer unvorstellbaren Ferne hörte er, wie sein alter >Freund< Fred Rubin anschrie, der zweifellos George T. Nelsons Partner im Kokaingeschäft war. »Wovon redest du da? Ich rufe an, um dir zu sagen, was hier passiert ist, und du sagst, ich soll den neuen Mann auf der Main Street aufsuchen? Ich brauche keinen Schnickschnack, Fred ich brauch...«
    Er brach ab, stand auf und wanderte durch das Zimmer. Mit dem, was buchstäblich sein letztes bißchen Kraft war, schaffte Frank es, das Sofa ein paar Zentimeter von der Wand abzurücken. Es war nicht viel, aber er konnte wenigstens kleine Portionen unglaublich wunderbarer Luft einatmen.
    »Er verkauft was? « brüllte George T. Nelson. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    Wieder Stille. Frank lag hinter dem Sofa wie ein gestrandeter Wal, atmete kleine Portionen Luft ein und hoffte, daß sein pochender Kopf nicht explodieren würde. Gleich würde er aufstehen und seinen alten >Freund< George T. Nelson ins Jenseits schicken. Gleich. Sobald er wieder Luft bekam. Und wenn die großen schwarzen Blumen, die vor seinen Augen tanzten, wieder zu einem Nichts zusammengeschrumpft waren. Gleich. Oder in wenigen Augenblicken.
    »Okay«, sagte George T. Nelson. »Ich gehe zu ihm. Ich bezweifle zwar, daß er der Wundermann ist, für den du ihn hältst, aber in einem Sturm ist jeder Hafen recht. Aber ich muß dir etwas sagen – mir ist es ziemlich egal, ob er dealt oder nicht. Ich muß den Kerl finden, der mir das angetan hat – das ist meine erste Amtshandlung -, und dann nagele ich ihn an die nächste Wand. Hast du verstanden?«
    Ich habe es verstanden , dachte Frank, aber wer wen an die Wand nagelt, wird sich noch herausstellen, mein lieber alter Partygenosse.
    »Ja, ich habe den Namen verstanden!« brüllte George T. Nelson in den Hörer. »Gaunt, Gaunt, Gaunt! «
    Er hieb den Hörer auf die Gabel, dann mußte er das Telefon durchs Zimmer geschleudert haben – Frank hörte das Klirren von zerbrechendem Glas. Sekunden später stieß George T. Nelson einen letzten Fluch aus und stürmte aus dem Haus. Der Motor seines Iroc-Z heulte auf. Frank hörte, wie er auf die Auffahrt zurücksetzte, während er selbst langsam das Sofa von der Wand schob. Reifen quietschten gegen den Bordstein, und dann war Franks alter >Freund< George T. Nelson verschwunden.
    Zwei Minuten später kamen zwei Hände in Sicht und umklammerten die Rückenlehne des hafermehlfarbenen Sofas. Einen Augenblick später erschien zwischen den Händen das Gesicht von Frank Jewett – bleich und verstört, die randlose Mr. Weatherbee-Brille schief auf der kleinen Himmelfahrtsnase. Die Rückwand des Sofas hatte auf seiner rechten Wange ein rotes Tüpfelmuster hinterlassen, und in seinem schütteren Haar tanzten ein paar Staubflocken.
    Langsam, wie ein aufgeblähter Leichnam, der vom Flußbett aufsteigt, bis er dicht unter der Oberfläche schwimmt, kehrte das Grinsen auf Franks Gesicht zurück. Diesmal war ihm sein alter >Freund< George T. Nelson entkommen. Aber George T. Nelson hatte nicht die Absicht, die Stadt zu verlassen. Das war aus seinem Telefongespräch deutlich hervorgegangen. Frank würde ihn finden, bevor der Tag zu Ende war. Wie konnte er ihm entgehen – in einer Stadt von der Größe von Castle Rock?

32
     
    Sean Rusk stand auf der Schwelle zur Küche seines Elternhauses und schaute ängstlich zur Garage hinaus. Vor fünf Minuten war sein älterer Bruder da hineingegangen –

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