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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gekrümmten, borstigen Rücken über den Rand der Badewanne hängen sehen. Das Ding, das aus dem fingerhutgroßen azka gekommen war, war jetzt so groß wie eine Katze – das Ding, das sich von ihrem Herzblut ernährt hatte, während es die Schmerzen aus ihren Händen abzog.
    Der Brief, den ich draußen beim Camber-Anwesen zurückgelassen habe – was war das?
    Jetzt da das azka nicht mehr an ihrem Hals hing und die Schmerzen in ihren Händen erwacht waren und gellten, konnte sie sich nicht mehr einreden, daß das mit Alan nichts zu tun hatte.
    Die Reißzähne der Spinne klickten auf die Emaillekante der Wanne. Es hörte sich an, als ließe jemand absichtlich einen Penny auf eine harte Fläche klicken, um Aufmerksamkeit zu erregen. Ihre ausdruckslosen Puppenaugen musterten sie über den Rand der Wanne hinweg.
    Es ist zu spät, schienen diese Augen zu sagen. Zu spät für Alan, zu spät für dich. Zu spät für alle.
    Polly stürzte sich auf sie.
    »Wozu hast du mich gebracht,?« kreischte sie. »Wozu hast du mich gebracht? Oh, du Ungeheuer, WOZU HAST DU MICH GEBRACHT?«
    Und die Spinne erhob sich auf die Hinterbeine und suchte, auf widerwärtige Weise mit den Vorderbeinen klammernd, an dem Duschvorhang Halt, um ihren Angriff zu parieren.

5
     
    Ace Merrill begann den alten Esel ein wenig zu respektieren, als Keeton einen Schlüssel zum Vorschein brachte, mit dem sich der verschlossene Schuppen mit dem rautenförmigen roten SPRENGSTOFF-Symbol an der Tür öffnen ließ. Er begann, ihn noch ein wenig mehr zu respektieren, als er die kühle Luft spürte, das leise Summen der Klimaanlage hörte und die aufgestapelten Kisten sah. Handelsübliches Dynamit. Eine Menge handelsübliches Dynamit. Es war nicht ganz dasselbe wie ein Arsenal von Stinger-Raketen, aber es kam ihm sehr nahe. Wahrhaftig.
    In der Ablage zwischen den Vordersitzen des Transporters hatte eine leistungsfähige Acht-Batterie-Lampe gelegen, und jetzt – während sich Alan in seinem Kombi Castle Rock näherte, während Norris Ridegewick in seiner Küche saß und in ein kräftiges Hanfseil eine Henkerschlinge knüpfte, während Polly Chalmers Traum von Tante Evvie sich seinem Ende näherte – ließ Ace das helle Licht der Lampe von einer Kiste zur anderen wandern. Über ihren Köpfen trommelte der Regen auf das Schuppendach, so heftig, daß Ace sich fast einbilden konnte, im Gefängnis unter der Dusche zu stehen.
    »Los, an die Arbeit«, sagte Buster mit leiser, heiserer Stimme.
    »Eine Minute, Dad«, sagte Ace. »Zeit für eine kleine Erfrischungspause.« Er händigte Buster die Lampe aus und griff nach dem Plastikbeutel, den Mr. Gaunt ihm gegeben hatte. Er machte die linke Hand hohl, schüttete ein kleines Häufchen Koks hinein und schnupfte ihn schnell.
    »Was ist das?« fragte Buster argwöhnisch.
    »Bolivianischer Bingo-Staub. Das Beste vom Besten.«
    »Ha!« schnaubte Keeton. »Kokain. SIE verkaufen Kokain.«
    Ace brauchte nicht zu fragen, wer SIE waren. Der alte Esel hatte auf der Fahrt hierher von nichts anderem geredet, und Ace vermutete, daß er den ganzen Abend von nichts anderem reden würde.
    »Stimmt nicht, Dad«, sagte Ace. »SIE verkaufen ihn nicht. SIE wollen das Zeug ganz für sich allein haben.« Er schüttete noch ein bißchen mehr in die hohle Hand und streckte dann die Hand aus. »Versuchen Sie selbst und sagen Sie mir dann, ob ich mich irre.«
    Keeton musterte ihn mit einer Mischung aus Zweifel, Neugierde und Argwohn. »Weshalb nennen Sie mich Dad? Ich bin noch nicht so alt, daß ich Ihr Dad sein könnte.«
    »Nun, ich weiß nicht, ob Sie jemals die Unterground-Comics gelesen haben, aber da gibt es einen Typen, der R. Crumb heißt«, sagte Ace. Das Kokain tat bereits seine Wirkung und setzte seine sämtlichen Nervenenden in Brand. »Er zeichnet diese Comics über einen Kerl namens Zippy. Und ich finde, Sie sehen genau so aus wie Zippys Dad.«
    »Ist das gut?« fragte Buster argwöhnisch.
    »Beachtlich«, versicherte ihm Ace. »Aber ich kann Sie auch Mr. Keeton nennen, wenn Ihnen das lieber ist.« Er hielt einen Moment inne, dann setzte er bewußt hinzu: »So, wie SIE es tun.«
    »Nein«, sagte Buster sofort, »das geht in Ordnung. Solange es keine Beleidigung ist.«
    »Auf gar keinen Fall«, sagte Ace. »Also los – versuchen Sie einmal. Ein bißchen von diesem Zeug, und Sie sind putzmunter und tatendurstig, bis der Morgen dämmert.«
    Buster warf einen weiteren argwöhnischen Blick auf Ace, dann schnupfte er den von ihm angebotenen

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