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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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herumwandern und sah, daß die Schnur des Videorecorders an der anderen Seite herunterhing und in einem Stecker endete, der gut einen Meter von der nächsten Steckdose entfernt auf dem Boden lag. Was nichts zu besagen hatte – der Strom war ohnehin ausgefallen.
    Aber weißt du was? dachte Alan. Ich glaube, das spielt keine Rolle. Es spielt nicht die geringste Rolle. Ich glaube, sobald ich die Geräte verbunden und diese Kassette in den Recorder gesteckt habe, wird alles bestens funktionieren. Auf eine andere Weise hätte er die Dinge, die er verursacht hat, nicht verursachen können. Er hätte nicht wissen können, was er weiß – nicht, wenn er ein Mensch ist. Die Stimme des Teufels hörte sich lieblich an, Alan, und was immer du tust, du darfst dir nicht ansehen, was er für dich hinterlassen hat.
    Dennoch legte er die Taschenlampe wieder hin und griff nach dem Koaxialkabel. Er betrachtete es einen Augenblick lang, dann bückte er sich und steckte es in die dafür vorgesehene Buchse an der Rückseite des Fernsehers. Dabei versuchte die Tastee-Munch-Dose, aus seinem Hemd zu rutschen. Bevor sie zu Boden fallen konnte, fing er sie mit einer seiner geschickten Hände auf und legte sie neben dem Videorecorder auf die Glasplatte.

9
     
    Norris Ridgewick hatte bereits den halben Weg zu Needful Things zurückgelegt, als ihm plötzlich der Gedanke kam, daß er verrückt sein mußte – noch wesentlich verrückter, als er ohnehin schon war, und selbst das reichte aus -, wenn er versuchen wollte, sich Leland Gaunt allein vorzuknöpfen.
    Er zog das Mikrofon aus seiner Halterung. »Wagen Zwei an Basis«, sagte er. »Hier ist Norris, bitte kommen.«
    Er ließ den Knopf los. Da war nichts außer einem gräßlichen statischen Pfeifen. Das Zentrum des Gewitters lag jetzt genau über Castle Rock.
    »Scheiße«, sagte er und machte sich auf den Weg zum Gebäude der Stadtverwaltung. Vielleicht war Alan dort; wenn nicht, konnte ihm vielleicht jemand sagen, wo er sich aufhielt. Alan würde wissen, was zu tun war – und selbst wenn das nicht der Fall war, würde sich Alan sein Geständnis anhören müssen: er hatte Hugh Priests Reifen zerfetzt und den Mann in den Tod geschickt, nur weil er, Norris Ridgewick, eine Bazun-Angelrute haben wollte, wie sein Dad eine gehabt hatte.
    Er erreichte das Gebäude der Stadtverwaltung, als der Zeitzünder unter der Brücke auf 5 stand, und parkte direkt hinter einem leuchtendgelben Transporter. Der Aufschrift nach war es ein Fernsehübertragungswagen.
    Norris stieg aus in den strömenden Regen und rannte ins Sheriffbüro in der Hoffnung, Alan zu finden.

10
     
    Polly schwang den Becher des Pumpfix gegen die widerwärtige, auf den Hinterbeinen aufgerichtete Spinne, und diesmal wich sie nicht aus. Ihre borstenbesetzten Vorderbeine umklammerten den Stiel, und Pollys Hände schrien vor Qual auf, als sie sich mit ihrem zitternden Gewicht auf den Gummibecher fallen ließ. Ihr Griff lockerte sich, der Pumpfix senkte sich, und plötzlich kroch die Spinne auf dem Stiel entlang wie ein fetter Mann auf einem Drahtseil. Polly sog den Atem ein, um zu schreien, und dann legten sich die Vorderbeine auf ihre Schultern wie die Arme eines räudigen Gigolos. Die ausdruckslosen Rubinaugen starrten in die ihren. Das Maul mit den Reißzähnen öffnete sich, und sie konnte den Atem der Spinne riechen – ein Gestank nach bitteren Gewürzen und verfaulendem Fleisch.
    Sie öffnete den Mund, um zu schreien. Eines der Beine schob sich in ihren Mund. Rauhe, gräßliche Borsten streichelten ihre Zähne und ihre Zunge. Die Spinne wimmerte gierig.
    Polly widerstand dem ersten Impuls, das widerwärtige, pulsierende Ding auszuspucken. Sie ließ den Pumpfix los und packte die Beine der Spinne. Im gleichen Augenblick biß sie zu, machte Gebrauch von der ganzen Kraft ihrer Kiefer. Etwas zerknirschte wie ein Mundvoll Schiffszwieback, und ein kalter, bitterer Geschmack wie von uraltem Tee erfüllte ihren Mund. Die Spinne gab einen Schmerzensschrei von sich und versuchte, zurückzuweichen. Borsten glitten rauh durch Pollys Faust, aber sie umklammerte das Bein des Dinges fest mit ihren heulenden Händen, bevor es entkommen konnte – und verdrehte es wie eine Frau, die versucht, einem Truthahn den Unterschenkel abzudrehen. Es gab ein zähes, knorpelig reißendes Geräusch. Die Spinne gab einen weiteren, sabbernden Schmerzensschrei von sich.
    Sie versuchte, sich in Sicherheit zu bringen. Polly spie die bittere dunkle Flüssigkeit aus,

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