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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Tastee-Munch-Dose in sein Hemd gesteckt. Jetzt berührte er sie mit der rechten Hand und schien einen unbeschreibbaren und dennoch sehr echten Trost aus ihr zu ziehen.
    »Okay«, murmelte er. »Hier komme ich, ob du es willst oder nicht.
    Er drehte die Taschenlampe um und benutzte den Griff, um ein Loch in die Scheibe zu schlagen. Er war auf das Heulen eines Einbruchsalarms gefaßt, aber es blieb aus. Entweder hatte Gaunt die Alarmanlage nicht eingeschaltet, oder es war überhaupt keine da. Er griff durch das Loch in der Scheibe und tastete nach dem inneren Türknauf. Er ließ sich drehen, und Alan betrat zum erstenmal Needful Things.
    Zuerst fiel ihm der Geruch auf; er war schal und staubig. Es war nicht der Geruch eines neuen Ladens, sondern der eines Raumes, der monate- oder sogar jahrelang unbewohnt war. In der Rechten hielt er seine Waffe, mit der Linken ließ er das Licht der Taschenlampe herumwandern. Sie zeigte ihm einen nackten Fußboden, kahle Wände und eine Reihe von Vitrinen. Die Vitrinen waren leer, die Ware war verschwunden. Auf allem lag eine dicke, spurenlose Staubschicht.
    Hier ist seit langer, langer Zeit niemand gewesen.
    Aber wie war das möglich, da er doch die ganze Woche gesehen hatte, wie Leute hineingingen und wieder herauskamen?
    Weil er überhaupt kein Mann ist. Weil die Stimme des Teufels sich lieblich anhört.
    Er machte zwei weitere Schritte, benutzte die Taschenlampe, um den leeren Raum abschnittsweise zu untersuchen, atmete den trockenen Museumsstaub ein, der in der Luft hing. Er schaute hinter sich und sah im Schein eines Blitzes die Spur seiner eigenen Schritte. Er ließ das Licht tiefer in den Laden hineinfallen und von rechts nach links über die Vitrine wandern, die Mr. Gaunt als Tresen gedient hatte – und hielt inne.
    Ein Videorecorder stand da, neben einem tragbaren Sony-Fernseher – einem dieser ausgefallenen Modelle, rund anstatt rechteckig und mit einem Gehäuse, so rot wie ein Feuerwehrauto. Eine Schnur war um den Fernseher gewickelt. Und auf dem Videorecorder lag etwas. Bei dieser Beleuchtung sah es aus wie ein Buch, aber Alan glaubte nicht, daß es eines war.
    Er ging hinüber und richtete die Taschenlampe zuerst auf den Fernseher. Er war ebenso dick mit Staub bedeckt wie der Fußboden und die Vitrinen. Die darum gewickelte Schnur war ein kurzes Stück Koaxialkabel mit Steckern an beiden Enden. Alan ließ das Licht auf den auf dem Recorder liegenden Gegenstand fallen, bei dem es sich nicht um ein Buch handelte, sondern um eine Videokassette in einem unbeschrifteten schwarzen Plastikgehäuse.
    Ein eingestaubter weißer Umschlag lag daneben. Auf dem Umschlag stand
    FÜR SHERIFF ALAN PANGBORN
    Er legte seine Waffe und seine Taschenlampe auf die Glasplatte, nahm den Umschlag, öffnete ihn und zog das darin liegende Stück Papier heraus. Dann nahm er wieder die Taschenlampe zur Hand und richtete ihren hellen Lichtkreis auf die kurze, maschinengeschriebene Botschaft.
    Lieber Sheriff Pangborn,
    inzwischen werden Sie bemerkt haben, daß ich ein Geschäftsmann von einer recht besonderen Art bin – jener überaus seltenen Art, die versucht, tatsächlich ➤für jeden etwas< anzubieten. Ich bedaure, daß wir nie Gelegenheit gehabt haben, uns von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, aber ich hoffe, Sie verstehen, daß eine derartige Begegnung sehr unklug gewesen wäre – zumindest von meinem Standpunkt aus. Aber ich habe Ihnen eine Kleinigkeit zurückgelassen, von der ich glaube, daß sie Sie sehr interessieren wird. Es handelt sich nicht um ein Geschenk – ich bin nicht eine Art Weihnachtsmann, und darin werden Sie mir vermutlich beipflichten -, aber alle Leute in der Stadt haben mir versichert, daß Sie ein ehrenwerter Mann sind, und ich bin überzeugt, daß Sie den Preis zahlen werden, den ich dafür verlange. Dieser Preis schließt eine kleine Dienstleistung ein – eine Dienstleistung, bei der es sich, in Ihrem Fall, eher um eine gute Tat als um einen Streich handelt. Ich bin sicher, daß Sie hierin mit mir übereinstimmen werden.
    Ich weiß, daß Sie sich immer und immer wieder gefragt haben, was in den letzten Monaten des Lebens Ihrer Frau und Ihres jüngsten Sohnes passiert ist. Ich glaube, daß Sie in Kürze die Antwort auf all diese Fragen erhalten werden
    Bitte glauben Sie mir, daß ich Ihnen nur das Beste wünsche. Ich verbleibe
    Ihr ergebener Diener
LELAND GAUNT
    Alan legte den Brief langsam auf den Tresen. » Bastard !« murmelte er. Er ließ wieder sein Licht

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