Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Angewohnheit, in den Streifenwagen, die er benutzte, halbvolle Dosen mit Pepsi und Seven Up stehenzulassen, und seine Berichte waren ein Graus – aber er hatte ein großes Herz. Er gab nach, aber nicht, weil er vor Keeton Angst hatte. Wenn der massige Vorsitzende des Stadtrats glaubte, das wäre der Grund, dann irrte er sich gewaltig.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie Buster genannt habe«, sagte Norris. Es tat ihm nicht leid, kein bißchen, aber es tat nicht weh, das zu behaupten. Vermutlich.
    Alan richtete den Blick auf den dicklichen Mann in dem grellen Sportjackett und dem am Hals offenen Golfhemd.
    »Danforth?«
    »Also schön, es ist nie passiert«, sagte Keeton. Er sprach in einem Ton übersteigerter Großmütigkeit, und Alan spürte, wie eine vertraute Welle des Abscheus über ihn hinwegflutete. Eine Stimme, die tief irgendwo in seinem Inneren steckte, die primitive Krokodilstimme des Unterbewußtseins, meldete sich kurz, aber deutlich zu Wort: Warum hast du nicht einen Herzanfall, Buster? Warum tust du uns nicht den Gefallen und fällst tot um?
    »Also gut«, sagte er. »Dann ist ja alles...«
    »Falls«, sagte Keeton und reckte einen Finger hoch. Alan hob die Brauen. »Falls?«
    »Falls wir etwas mit diesem Strafzettel tun können.« Er streckte ihn Alan entgegen, zwischen zwei Finger eingeklemmt, als wäre es ein Lappen, mit dem irgendeine dubiose Pfütze aufgewischt worden war.
    Alan seufzte. »Kommen Sie mit in mein Büro, Danforth. Wir reden darüber.« Er wendete sich an Norris. »Sie haben jetzt Dienst, richtig?«
    »Richtig«, sagte Norris. Sein Magen war immer noch ein Klumpen. Seine guten Gefühle waren verschwunden, vermutlich für den Rest des Tages; daran war dieses fette Schwein schuld. Und Alan würde den Strafzettel zurücknehmen. Er hatte Verständnis dafür – Politik -, aber das bedeutete nicht, daß es auch ihm gefallen mußte.
    »Müssen Sie noch hierbleiben?« fragte Alan. Das kam der Frage, die er eigentlich stellen wollte, am nächsten. Müssen Sie das ausdiskutieren? - mit Keeton, der dastand und sie beide wütend anfunkelte.
    »Nein«, sagte Norris. »Ich habe etliches zu erledigen. Wir sprechen uns später, Alan.« Er verließ die Herrentoilette und passierte Keeton ohne einen Blick. Und obwohl Norris das nicht wußte, unterdrückte Keeton mit einer großen – fast heroischen – Anstrengung einen irrationalen, aber sehr heftigen Drang, ihn mit einem Tritt in den Hintern hinauszubefördern.
    Alan beschäftigte sich damit, seine eigene Erscheinung im Spiegel zu überprüfen, um Norris Zeit zum Verschwinden zu geben, während Keeton an der Tür stand und ihn ungeduldig beobachtete. Dann stieß Alan die Tür auf und kehrte mit Keeton auf den Fersen in den Dienstraum zurück.
    Auf einem der beiden Stühle neben der Tür zu seinem Büro saß ein adretter kleiner Mann in cremefarbenem Anzug und las ostentativ in einem großen, ledergebundenen Buch, bei dem es sich nur um die Bibel handeln konnte. Alans Stimmung sank. Er war ziemlich sicher gewesen, daß an diesem Vormittag nicht allzu Unangenehmes mehr passieren würde – es fehlten nur noch ein oder zwei Minuten bis Mittag, also hätte die Annahme eigentlich zutreffen müssen -, aber er hatte sich geirrt.
    Reverend William Rose klappte seine Bibel zu (deren Einband fast genau die Farbe seines Anzugs hatte) und sprang auf. »Chief-äh Pangborn«, sagte er. Reverend Rose war einer jener hundertfünfzigprozentigen Baptisten, die ihren Worten, wenn sie emotional aufgewühlt sind, noch einen unbestimmten Laut anhängen. »Kann ich Sie einen Moment sprechen?«
    »Lassen Sie mir bitte fünf Minuten Zeit, Reverend Rose. Ich muß vorher noch etwas anderes erledigen.«
    »Dies ist-äh überaus wichtig.«
    Davon bin ich überzeugt, dachte Alan. »Dies auch. Fünf Minuten.«
    Er öffnete die Tür und bedeutete Keeton, in sein Büro einzutreten, bevor Reverend Willie, wie Father Brigham ihn zu nennen pflegte, noch ein weiteres Wort von sich geben konnte.

5
     
    »Wahrscheinlich handelt es sich um die Kasino-Nacht«, sagte Keeton, nachdem Alan die Tür seines Büros geschlossen hatte. »Eines kann ich Ihnen sagen. Father John Brigham ist ein dickköpfiger Ire, aber er ist mir immer noch wesentlich lieber als dieser Kerl da draußen. Rose ist ein unglaublich arroganter und aufgeblasener Kerl.«
    Schloß da jemand von sich auf andere? dachte Alan.
    »Nehmen Sie Platz, Danforth.«
    Keeton tat es. Alan trat hinter seinen Schreibtisch, hielt den

Weitere Kostenlose Bücher