In einer kleinen Stad
Rose...«
»Ich beziehe mich auf Abschnitt 24, Artikel 9, Paragraph 2 der Gesetze des Staates Maine«, fiel ihm Rev. Rose ins Wort. Seine Wangen waren jetzt heftig gerötet, und Alan wurde bewußt, daß alles, was er in den letzten Minuten geschafft hatte, der Tausch eines Irren gegen einen anderen gewesen war. »Wenn nicht anders-äh angegeben«, las Rev. Rose vor, und seine Stimme hatte jetzt den Predigtton, mit dem seine durchweg hingebungsvolle Gemeinde so vertraut war, »laufen Glücksspiele, wie zuvor in Abschnitt-äh 23 definiert, bei denen Einsätze von Geld eine Bedingung des Spiels darstellen, dem Gesetz zuwider.« Er klappte die Broschüre zu und musterte Alan. Seine Augen funkelten. » Laufen dem Gesetz-äh zuwider! « rief er.
Alan verspürte ganz kurz den Drang, die Arme hochzuwerfen und Gelobt sei Jesus Christus! zu rufen. Als er vorüber war, sagte er: »Ich kenne diese Abschnitte, die sich auf das Glücksspiel beziehen, Reverend Rose. Ich habe sie nach Ihrem damaligen Besuch bei mir nachgelesen und sie auch Albert Martin gezeigt, der einen Großteil der juristischen Arbeit für die Stadt erledigt. Seine Meinung war, daß Abschnitt 24 auf Unternehmen wie diese Kasino-Nacht nicht anzuwenden ist.« Er hielt einen Moment inne, dann setzte er hinzu: »Und ich muß Ihnen sagen, daß ich derselben Meinung bin.«
»Unmöglich!« spie Rose. »Sie haben vor, ein Haus des Herrn zu einer Spielhölle zu machen, und Sie wollen behaupten, das wäre legal?«
»Es ist ebenso legal wie die Bingo-Spiele, die in der Halle der Töchter der Isabella seit 1931 abgehalten werden.«
»Dies-äh ist nicht Bingo! Dies ist Roulette-äh! Dies ist Kartenspiel um Geld! Dies ist« – die Stimme des Rev. Rose bebte – »Würfeln-äh.«
Alan ertappte seine Hände beim abermaligen Versuch, einen Vogel zu machen, und diesmal verschränkte er sie auf der Schreibtischunterlage. »Ich habe Albert gebeten, eine schriftliche Stellungnahme von Jim Tierney, dem Generalstaatsanwalt von Maine, einzuholen. Die Antwort war die gleiche. Es tut mir leid, Reverend Rose, ich weiß, daß Ihnen das zuwider ist. Was mich betrifft, so habe ich Probleme mit Kindern auf Skateboards. Ich würde sie verbieten, wenn ich könnte, aber ich kann es nicht. In einer Demokratie müssen wir uns gelegentlich mit Dingen abfinden, die uns nicht gefallen oder die wir nicht gutheißen.«
»Aber dies ist Glücksspiel!« sagte Rev. Rose, und jetzt schwang in seiner Stimme echte Empörung. » Dies ist Glücksspiel um Geld! Wie kann so etwas legal sein, wenn das Gesetz ausdrücklich sagt...«
»In der Form, in der sie es tun, ist es nun einmal kein Glücksspiel um Geld. Jeder – Teilnehmer – leistet am Eingang eine Spende. Dafür erhält er eine entsprechende Menge Spielgeld. Zum Schluß der Veranstaltung wird eine Reihe von Preisen – kein Geld, sondern Sachpreise - verauktioniert. Ein Videorecorder, eine Mikrowelle, ein Staubsauger, ein Eßgeschirr, Dinge dieser Art.« Und irgendein tanzendes Teufelchen veranlaßte ihn, hinzuzufügen: »Und soweit ich weiß, können die anfänglichen Spenden sogar von der Steuer abgesetzt werden.«
»Es ist eine sündhafte Schändlichkeit«, sagte Rev. Rose. Die Farbe war aus seinen Wangen gewichen. Seine Nüstern waren geweitet.
»Das ist ein moralisches Urteil, kein juristisches. Auf diese Art werden derartige Veranstaltungen überall im Lande durchgeführt.«
»Ja«, sagte Rev. Rose. Er erhob sich, umklammerte seine Bibel und hielt sie wie einen Schild von sich. »Von den Katholiken. Die Katholiken sind ganz versessen auf das Glücksspiel. Ich werde dem einen Riegel vorschieben, Chief-äh Pangborn. Mit Ihrer Hilfe oder ohne sie.«
Alan stand gleichfalls auf. »Noch etwas, Reverend Rose. Es heißt Sheriff Pangborn, nicht Chief. Und ich kann Ihnen nicht vorschreiben, was Sie von Ihrer Kanzel herab sagen, ebensowenig wie ich Father Brigham vorschreiben kann, was er in seiner Kirche veranstaltet oder in der Halle der Töchter der Isabella oder der Halle der Kolumbus-Ritter – das heißt, soweit es das Gesetz des Staates nicht ausdrücklich verbietet -, aber ich kann Sie ermahnen, vorsichtig zu sein, und ich glaube, ich muß Sie ermahnen, vorsichtig zu sein.«
Rose musterte ihn kalt. »Was meinen Sie damit?« »Ich meine, daß Sie aufgebracht sind. Gegen die Plakate, die Ihre Leute überall in der Stadt angebracht haben, ist nichts einzuwenden, und auch nicht gegen die Briefe an die Zeitung, aber es gibt Grenzen der
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