In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)
bevor das eintraf!
»Vielleicht sollte ich Detektivin werden«, meinte Allie leichthin, und Cam blinzelte sie an, als hätte sie eben seine Gedanken gelesen. »Es hat mir gefallen, für Jamie rumzuschnüffeln.« Sie setzte ihren Teller ab und streckte sich. »Ich würde dir ja davon erzählen, aber«, jetzt senkte sie die Stimme, »es ist geheim. « Dann lachte sie. »So was wollte ich immer mal sagen. Du weißt schon, wie wenn du bei einem Riesen-Mordprozeß bei den Geschworenen sitzt und niemandem erzählen darfst, was du weißt. Das hier ist fast genauso.«
»Du glaubst also, daß du der Verteidigung helfen kannst?« sagte Cam tonlos.
»Oh, ich glaube, Jamie verläßt das Gericht als freier Mann«, verkündete sie mit unerschütterlicher Überzeugung. »Ich kann dir nicht erzählen, mit wem ich schon alles gesprochen habe«, ergänzte sie beinahe verlegen, »aber in Cummington hält man seine Verhaftung eindeutig für einen Irrtum.«
»Das wird nicht reichen, eine Jury umzustimmen«, wandte Cam ein.
»Nein« pflichtete Allie ihm bei, »aber wir haben Beweise, die ein ganz anderes Licht auf Jamies Motive werfen.«
»Sein Ziel war es, Maggie zu töten«, beharrte Cam. »Das hat er mir selbst erklärt.«
Allie schnaubte. »Natürlich, wenn du es wörtlich nimmst. Aber was, wenn er in diesem Augenblick nicht er selbst war?« Ihre Augen strahlten auf, und Cam erkannte darin die Narzissen der Buntglasscheibe. »Kannst du dir vorstellen, jemanden so sehr zu lieben, daß du komplett den Verstand verlierst?« Ihre Mundwinkel zuckten. »Ich finde das sehr romantisch.«
Nein, dachte Cam, es ist die Hölle. »Ich liebe dich«, sagte er mit belegter Stimme, »aber ich würde dich nicht umbringen.«
Allie starrte ihn an. »Das hätte ich auch nicht erwartet«, antwortete sie nach einer kurzen Pause. Sie schwieg, und als sie wieder sprach, mußte Cam sich vorbeugen, um sie zu verstehen. »Aber du und ich, wir sind auch nicht wie Maggie und Jamie.«
Darauf wußte Cam nichts zu erwidern. Er stellte seinen Teller auf den Teppich, streckte die Arme über den Kopf und ließ sich nach hinten auf das Kissen sinken. »Es geht doch nichts über eine gepflegte Unterhaltung beim Abendessen«, sinnierte er.
Allie grinste. »Worüber willst du denn sprechen?« fragte sie.
Über Mia. Cam dachte an die Notiz in seiner Hosentasche, an die Schlüssel, die er Allie noch geben mußte. Vielleicht würde er es ihr nicht gleich heute abend sagen. Am besten ließ er sie erst einmal richtig ausschlafen, ehe er ihr erzählte, daß ihre neue Mitarbeiterin abschiedslos die Stadt verlassen hatte. Doch dann merkte er, wie er die Schlüssel aus seiner Tasche zog und sich zu Allie herumwälzte. »Mia hat mich gebeten, dir die Schlüssel zu geben«, sagte er. »Sie mußte weg.«
Allie runzelte die Stirn. »Ist irgendwas passiert?«
Ja. »Ich glaube nicht. Irgendeine Familienangelegenheit.«
»Hat sie gesagt, wann sie zurückkommt? Hat sie eine Nummer hinterlassen?«
Cam sackte in sein Kissen. »Eigentlich hat sie überhaupt nichts gesagt.«
Allie legte sich neben ihn und schmiegte ihren Kopf in seine Armbeuge. »Hoffentlich haben wir sie nicht verscheucht«, murmelte sie.
Cam schloß die Augen. Er sah, wie Mias Locken, nachdem er seine Hände darin vergraben hatte, ihr zum Beweis seiner Leidenschaft wirr vom Kopf abstanden.
Allies Finger schlängelten sich zwischen seinen Hemdknöpfen hindurch und begannen, seinen Bauch zu streicheln.
Er stellte sich Mias schmalen Körper vor, feucht und offen über ihm, während ihr Schrei in die Nacht hinaus hallte.
Allie küßte ihn auf die Schulter, und ihr Atem drang in einem heißen Kreis durch den Stoff.
Plötzlich hörte sie ihn gleichmäßig und tief schnaufen. Es gelang ihm sogar, ein leises Schnarchen zu produzieren.
Allie strich mit der Hand über seine Stirn. »Schwere Woche gehabt?« flüsterte sie. Sie küßte ihn auf den Mundwinkel und zog sich vorsichtig von ihm zurück, bis sie auf ihrer Seite des Bettes lag. Cam hielt die Augen geschlossen, doch er spürte, wie Allies Hand sich zwischen ihre Schenkel schob. Das Besteck auf den leeren Tellern begann zu klirren. Cam biß die Zähne zusammen, dachte, daß dies schlimmer war, als mit Allie zu schlafen, und zwang sich, das leise Schaukeln der Matratze zu ertragen, während sie sich selbst gab, was er ihr vorenthielt.
10
Balmoral Beene war nach dem Schloß der englischen Königsfamilie in Aberdeenshire benannt; nicht, weil seine Eltern
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