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In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Schotten oder Engländer oder irgendwann jenseits des Atlantik gewesen waren, sondern schlicht, weil seine Mutter ein Bild auf einer Postkarte gesehen und Gefallen daran gefunden hatte, wie das Wort ihren Mund füllte – einem feuchten, reichhaltigen Kuchen gleich. Eine fast poetische Gerechtigkeit hatte dazu geführt, daß Balmoral Beene im Rolodex des Wheelock Police Department gelandet war: möglicherweise der einzige Ort Amerikas, in dem jeder Einwohner quasi von Geburt an den Namen Balmoral kannte. Aus diesem Grund, oder vielleicht trotzdem, war er dazu übergegangen, sich Bally zu nennen, noch bevor er Privatdetektiv geworden war.
    Soweit Cam wußte, hatte die Polizei – also er selbst, sein Vater oder sein Großvater – noch niemals Bally Beenes Hilfe in Anspruch genommen. Natürlich waren sie knapp besetzt, doch wenn in Wheelock tatsächlich einmal ein großer Fall zu lösen war, stand stets ein Bataillon von State Troopers bereit, die ihnen der Staatsanwalt für die Dauer der Ermittlungen zur Verfügung stellte. Nichtsdestotrotz war Ballys Nummer immer noch im Rolodex.
    Bally Beene hatte den Anruf persönlich entgegengenommen und sich recht geziert, so als wäre er unglaublich beschäftigt – ehe er einen Termin vereinbarte. Doch als Cam zu der betreffenden Stunde in seinem Büro in Great Barrington erschien, saß Bally gemütlich in seinem Bürostuhl, hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und feilte sich die Fingernägel. »Hi«, sagte er, als Cam durch die Tür kam, so als würde er ihn schon ewig kennen. »Haben Sie sich schon mal maniküren lassen?«
    Cam blieb stehen, ohne die Tür hinter sich zu schließen. »Nein«, sagte er langsam.
    »Das ist verdammt noch mal das Entspannendste in der Welt.« Er grinste Cam an. »Wie geht's Ihrem Vater?«
    »Er ist tot«, erwiderte Cam.
    »Das habe ich gehört«, gab Bally zu.
    Was soll die Frage dann? schoß es Cam durch den Kopf. Er sah sich in dem winzigen Raum um, der über einer Bäckerei lag und infolgedessen unwiderstehlich nach Zimt, Fleischtaschen und Schokoladenkuchen roch.
    »Die Antwort lautet nein«, sagte Bally. »Man nimmt nicht zu, solange man das Zeug nur einatmet.« Er warf die Pappfeile in einen Mülleimer, auf dem neben einer riesigen grünen 33 Larry Birds lachendes Gesicht prangte. »Kommen Sie rein, machen Sie die Tür zu.« Er deutete auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. »Bleiben Sie ein bißchen.«
    Cam versuchte, seine Gedanken wenigstens so weit zu sammeln, daß er professionell klang; denn er wollte diesen Mann damit beauftragen, eine Frau zu finden, die er kaum kannte, aber ohne die er einfach nicht leben konnte. Ballys Lachen riß ihn aus seiner Grübelei. »Sehen Sie sich an«, meinte Bally, »Ihr Dad wäre vor Stolz geplatzt.«
    Cam blieb der Mund offen stehen. »Kennen wir uns?« fragte er.
    »Nicht wirklich«, antwortete Bally. »Nicht direkt.«
    Cam rutschte auf seinem Stuhl nach vorn. »Vielleicht ist dies eine geeignete Gelegenheit, mir zu erklären, wieso Sie im Adreßverzeichnis der Wheelock Police Station stehen. Welche Aufgaben haben Sie früher für uns übernommen?«
    »Ich bin Detektiv«, klärte Bally ihn auf, »und habe ermittelt.«
    »In welchem Fall?«
    Bally kniff die Augen zusammen, dann seufzte er: »Eigentlich gebe ich keine derartigen Informationen weiter; aber nachdem der Knabe, der mich angeheuert hat – Ihr Dad –, tot ist, ist es wohl nicht so schlimm.« Er lächelte zauberhaft und entblößte dabei weiße, regelmäßige Zähne, die in den unzähligen Falten und Furchen seines Gesichts eigenartig fehl am Platz wirkten. »Ich habe Ihnen nachgeforscht.«
    Cam blinzelte. »Mir?«
    »Ganz recht.«
    »Für meinen Vater?« Er nickte. Cam schüttelte den Kopf und versuchte, diese Neuigkeit zu verdauen. »Wieso?«
    Bally seufzte. »Nachforschen ist vielleicht nicht das richtige Wort. Ich habe Sie ein wenig im Auge behalten. Während Sie durch die Welt gezogen sind.« Er grinste. »Bin allerdings nie selbst nach Paris oder gar Nepal gekommen. Scheiße, ich war noch nicht mal in Kalifornien!«
    »Mein Vater hat Sie dafür bezahlt, daß Sie mir folgen?«
    »Ich bin Ihnen nicht wirklich gefolgt«, schränkte er ein. »Nur von hier aus habe ich Sie im Visier behalten. Mit einem Computer und einer Telefonleitung läßt sich so einiges anstellen. Ich konnte nachvollziehen, woher Sie Ihr Geld bekommen haben, wer es Ihnen gegeben hat, in welchen Wohnungen Sie übernachteten.« Bally hielt inne. »Nicht, daß

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