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In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Rutengängergesellschaft beigetreten und schließlich so gut geworden, daß sie vor mehreren Jahren zur Rutengängerin des Jahres gekürt wurde, nachdem sie über einer Karte exakt ein Raketenlager der bosnischen Serben ausgependelt hatte. Inzwischen betrieb sie das Rutengehen als Hobby, suchte für Menschen, die in Wheelock Bauland erwerben wollten, nach Wasseradern, bestimmte das Geschlecht ungeborener Kinder, suchte nach verlorengegangenen alten Schmuckstücken. »Ich glaube, in der Nordwestecke ist irgendwo ein elektromagnetisches Feld, das Pepper aus der Ruhe bringt.«
    Pepper war der vierzehn Jahre alte Cairnterrier, der sich weder durch Türklingeln noch Explosionen in der Pfanne oder irgend etwas sonst aus der Ruhe bringen ließ. »Woher weißt du, daß es ihm zu schaffen macht?«
    Ellen lächelte ihren Sohn über die Schulter weg an. »Er ist nicht mehr wie früher«, rief sie ihm zu.
    Cam verdrehte die Augen und spazierte nun gemächlich hinterher, um seiner Mutter bei ihrer Arbeit zuzusehen. Sie hielt die Kupferruten in Bauchhöhe vor sich wie ein Paar Revolver und senkte in periodischen Abständen die Lider, wenn die eine Rute auf die andere zu zuckte. »Cam«, schalt Ellen ihn, »du machst mir alles kaputt.«
    »Weil ich es für Blödsinn halte?«
    Ellen seufzte und nahm beide Ruten in eine Hand. »Weil du zuviel Energie ausstrahlst. Wenn du so nah bei mir bist, kann ich kein anderes Feld mehr spüren.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust; nicht zum ersten Mal sah Ellen MacDonald zu ihrem Sohn auf, um an den Tag zu denken, als sie ihm den Hintern versohlen wollte und feststellen mußte, daß er einen Kopf größer war als sie. »Was ist mit dir los?«
    »Sag du es mir doch. Du hast hier den sechsten Sinn.«
    Ellen schmunzelte. »Das ist keine große Kunst. Jeder Halbidiot merkt, wann du wütend bist, Cam. Dann umgibt dich eine dicke schwarze Wolke.«
    Unwillkürlich drehte Cam sich um, wandte sich aber gleich wieder dem reizenden Rhythmus zu, in dem seine Mutter lachte. Warum war sie weggelaufen?
    »Ich habe heute was Interessantes erfahren«, begann er, »während ich mich mit einem Mann namens Balmoral Beene unterhielt.«
    »Ach wirklich?« Ellen war auf dem Weg zurück zum Haus. »Möchtest du mit mir essen?«
    Cam folgte ihr hinein. »Mom«, sagte er. »Weißt du, wer das ist?«
    »Natürlich, Cam.« Ellen zog flink eine Dose Thunfisch vom Regal und öffnete sie für Pepper, der verrückter nach Thunfisch war als jede Katze, die Cam je erlebt hatte. »Ein Privatdetektiv, den dein Vater ab und zu engagierte. Ist im Revier irgendwas los?«
    Cam erstarrte, denn er begriff zu spät, daß ihn seine Mutter natürlich fragen würde, wozu er einen Privatdetektiv brauchte, wenn er Ballys Namen erwähnte. »Ein Fall«, meinte er teilnahmslos. »Bally hat mir erzählt, daß Dad ihn engagierte, um mir während meiner Reisen nachzuspionieren.«
    »Ja, das stimmt«, bestätigte sie. »Ich wollte das.«
    Cam beugte sich vor. » Du wolltest das?«
    »Natürlich«, erklärte sie locker. »Ich wollte sichergehen, daß dir nichts passiert.«
    »Ich war zwanzig«, entrüstete Cam sich, »und kein Kind mehr!«
    Ellen zog die Achseln hoch. »Du wirst immer mein Kind bleiben.« Sie öffnete den Kühlschrank und zog eine Tupperware-Schüssel mit etwas Dickem, Braunem heraus. Dann kippte sie die Masse auf einen Teller und ging damit zur Mikrowelle. »Du willst ganz bestimmt nichts? Stroganoff. Mit Tofu.«
    »Wieso bist du weggelaufen?« platzte Cam heraus.
    Abrupt ließ Ellen den Teller heruntersinken, so daß er auf die Platte schepperte. Kleine Soßenspritzer landeten auf ihrer Bluse. »Wer hat dir das erzählt?« fragte sie.
    »Bally«, setzte Cam nach. »Er hat gesagt, das war der erste Fall, den er für Dad übernommen hat.«
    Sie schob den Teller in die Mikrowelle und begann, den Tisch zu decken. Mit langsamen, anmutigen Bewegungen zog sie zwei Tellersets von einem Halter auf der Küchentheke und legte sie exakt vor den beiden Stühlen auf den Tisch. Dann folgten Servietten, Gabeln, Messer. Soeben hatte sie zwei Weinkelche von einem Bord genommen, als sie sich zu Cam umdrehte. »Also«, erklärte sie, »zuerst einmal bin ich in Wahrheit zweiundfünfzig, nicht dreiundfünfzig.«
    Cam blieb der Mund offen stehen. »Meinst du, es bedeutet mir irgendwas, daß du dein wahres Alter verschweigst?« fuhr er sie an. »Ich mußte heute morgen erfahren, daß meine Eltern mir nicht vertraut haben, und damit nicht genug –

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