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In einer Winternacht

In einer Winternacht

Titel: In einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Cordelia genutzt, die Nonne war und die Armen und Alten in der Upper Westside von Manhattan betreute. Sie hielt Willy auf Trab, indem sie ihn in den Obdachlosenunterkünften Waschbecken, Toiletten und Heizkörper reparieren ließ.
    Bevor sie zu ihrer Kreuzfahrt aufgebrochen waren, hatte er Überstunden gemacht und den ersten Stock eines ehemaligen Möbelgeschäfts renoviert, in dem Cordelia einen aus Kleidersammlungen und Spenden bestückten SecondhandLaden eröffnet hatte. Außerdem betrieb sie dort eine nicht registrierte Kindertagesstätte namens »Heimathafen« für Schüler zwischen der ersten und der fünften Klasse, deren Eltern berufstätig waren.
    Ja, Alvirah fand, daß es wunderbar war, Geld zu haben, wenn man dabei nicht vergaß, was Armut bedeutete – und Willy und sie hatten sich fest vorgenommen, das nie zu vergessen. Es ist schön, anderen Menschen zu helfen, dachte sie, doch auch falls wir alles verlieren sollten, wären wir glücklich, solange wir nur Zusammensein können.
    »Schlaf in himmlischer Ruh«, beendete Willy mit einem entschlossenen Crescendo das Lied. »Gehen wir jetzt, Liebling?« Er schob den Klavierhocker zurück.
    »Ich bin fertig.« Alvirah drehte sich zu ihm um. »Das klingt wunderbar. Du spielst mit soviel Gefühl. Die meisten Leute leiern diese schönen Lieder einfach nur herunter.«
    Willy lächelte wohlwollend. Manchmal verfluchte er den Moment, in dem er Alvirah gestanden hatte, daß er als Kind so gerne Klavierspielen gelernt hätte, von ganzem Herzen. Dennoch machte es ihm inzwischen Freude, wenn er ein Lied fehlerfrei zu Ende brachte.
    »Ich spiele nur so langsam, weil ich die Noten nicht schneller lesen kann«, witzelte er. »Aber egal, wir müssen los.«
    Das Beerdigungsinstitut befand sich in der 96. Straße in der Nähe des Riverside Drive. Während das Taxi sich durch den dichten Verkehr nach Norden schlängelte, mußte Alvirah an ihre Freundinnen Bessie und Kate Durkin denken. Sie kannte Bessie und Kate schon seit vielen Jahren. Kate war Verkäuferin im Kaufhaus Macy’s gewesen, Bessie hatte als Haushälterin bei einem pensionierten Richter und seiner kranken Frau gearbeitet und gewohnt.
    Nach dem Tod der Richtersgattin hatte Bessie ihre Stelle gekündigt, und zwar mit der Begründung, sie könne nicht ohne die Anwesenheit einer anderen Frau mit einem Witwer unter einem Dach leben.
    Eine Woche später hatte Richter Aloysius Maher um ihre Hand angehalten, und Bessie hatte nach sechzig Jahren als Junggesellin sofort ja gesagt. Kaum war die Hochzeit vorbei, nahm sie das große, schöne Anwesen in der Upper West Side in Besitz.
    Da Willy und Alvirah seit vierzig Jahren glücklich verheiratet waren, hatten sie inzwischen die Fähigkeit entwickelt, die Gedanken des anderen zu lesen. »Bessie wußte genau, was sie tut, als sie ihre Stelle kündigte«, sagte Willy, womit er genau das in Worte faßte, was Alvirah sich gerade überlegt hatte. »Ihr war klar, daß es ihre letzte Chance war, den Richter zum Altar zu schleppen. Sie hat das Haus schon immer behandelt, als ob es ihr gehörte. Und es hätte sie umgebracht, von einer Nebenbuhlerin verdrängt zu werden.«
    »Ja, sie hatte das Haus sehr gern«, stimmte Alvirah zu. »Und man muß ihr zugutehalten, daß sie ihren Teil der Abmachung erfüllt hat. Sie war eine ausgezeichnete Hausfrau und kochte einfach göttlich. Der Richter konnte die nächste Mahlzeit kaum erwarten. Und du mußt zugeben, daß sie ihn von vorn bis hinten bedient hat.«
    Willy hatte Bessie Durkin noch nie besonders leiden können. »Sie hat alles genau geplant. Der Richter hat nach acht Jahren das Zeitliche gesegnet. Bessie hat das Haus und eine Pension bekommen und Kate gebeten, zu ihr zu ziehen. Und seitdem hat sie sich von ihrer Schwester nach Strich und Faden bedienen lassen.«
    »Kate ist eine Heilige«, räumte Alvirah ein. »Aber natürlich gehört das Haus jetzt nach Bessies Tod ihr, und sie hat ein Einkommen. Sie kann sich ein angenehmes Leben machen.«
    Aufgemuntert von ihrer eigenen Zuversicht, sah sie aus dem Fenster. »Ach, Willy, findest du die Weihnachtsdekorationen in den Fenstern nicht auch wunderschön?« fragte sie. »Ein Jammer, daß Bessie kurz vor Weihnachten sterben mußte, und sie hatte das Fest doch so gern.«
    »Heute ist erst der 4. Dezember«, entgegnete Willy. »Wenigstens hat sie das Erntedankfest noch erlebt.«
»Stimmt«, meinte Alvirah. »Ich bin froh, daß wir es mit ihnen verbracht haben. Erinnerst du dich noch, wie gut

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