In Einer Zaertlichen Winternacht
»Livie will
herausfinden, ob jemand ihn adoptiert hat, aber wir machen uns nicht viel
Hoffnung.«
»Also
kommt er ins Tierheim, sobald er sich erholt hat?«
»Nein.«
Er klang so müde, wie Meg sich fühlte. »Wenn keiner ihn für sich beanspruchen
kann, nehme ich ihn zu mir. Ich könnte einen Freund gebrauchen – genau wie
er.« Er zögerte. »Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt.«
»Kein
Problem. Ich war noch auf.«
»Gut.«
Sie
schwiegen beide. Meg wusste, dass Brad noch etwas sagen wollte. Da sie es hören
wollte, wartete sie.
»Ich
reite gleich morgen früh wieder ins Hochland«, begann er schließlich, »um nach
Ransom zu suchen. Ich habe mich gefragt, ob … Na ja, es ist vermutlich eine
dumme Idee, aber …«
Sie
widerstand der Versuchung, den Satz für ihn zu beenden.
»Möchtest
du mitkommen? Livie hat keine Zeit. Einer der anderen Tierärzte ist krank, und
sie will Willie im Auge behalten. Sie wird keine Ruhe geben, bis ich ihr sagen
kann, dass es dem Hengst gut geht, also reite ich los.«
»Ich
würde gern mitkommen«, sagte Meg. »Wann willst du aufbrechen?«
»Sobald
die Sonne aufgeht. Bist du sicher, dass du mitwillst? Das Gelände dort oben ist
ganz schön rau.«
»Wenn
du damit fertig wirst, werde ich es auch, O’Ballivan.«
Er
lachte. »Okay, McKettrick.«
Sie
musste lächeln. »Ich bin um sechs bei dir, wenn es nicht zu früh ist. Soll ich
mein eigenes Pferd mitbringen?«
»Sechs
Uhr kommt hin. Und du kannst Cinnamon reiten, aber zieh dich warm an. Und nimm
mit, was immer du brauchst, falls wir aus irgendeinem Grund dort oben
übernachten müssen.«
Ihr
Herz schlug schneller. »Ich sehe dich morgen früh«, sagte sie so gelassen wie
möglich.
»Gute
Nacht.«
»Gute
Nacht«, antwortete sie – lange, nachdem Brad aufgelegt hatte.
Meg
ließ den Tee ungetrunken stehen, verschloss das Haus, löschte das Licht und
ging nach oben in ihr Schlafzimmer. Sie holte einen warmen Schlafanzug heraus,
duschte dann im Bad gegenüber, putzte sich die Zähne und zähmte das feuchte
Haar, so gut es ging.
Obwohl
sie halbwegs mit einer unruhigen Nacht rechnete, schlief sie so tief, dass sie
sich am Morgen an keinen Traum erinnern konnte. Sie zog sich rasch an, Jeans
und Sweatshirt über lange Unterwäsche, zwei Paar Socken und ihre dicksten
Stiefel. Danach verstaute sie Zahnpasta, eine Zahnbürste und eine kleine Tube
Feuchtigkeitscreme in einem Plastikbeutel, band eine Wolldecke mit Bindfaden
aus einer Küchenschublade zusammen und frühstückte mit Kaffee und Toast.
Sie
fütterte Banshee und die anderen Pferde, stieg in ihren Blazer und rief Jesse
an. Seine Frau Cheyenne meldete sich nach dem zweiten Läuten.
»Hi,
hier ist Meg. Ist Jesse da?«
»Der
schläft noch«, antwortete Cheyenne gähnend.
»Oh,
ich habe euch geweckt«, sagte sie verlegen.
»Jesse
ist unser Langschläfer in der Familie. Ich bin seit vier auf. Ist alles in
Ordnung, Meg? Sind Sierra und das Baby …«
»Denen
geht es bestens, soweit ich weiß.« Meg war froh, dass sie nicht Jesse, sondern
seine Frau am Apparat hatte. Natürlich würde er sich um die Pferde kümmern,
aber er würde wissen wollen, wohin sie ging. Und wenn sie ihm erzählte, dass
Brad O’Ballivan und sie in den Sonnenuntergang reiten wollten, würde er sie
damit gnadenlos aufziehen. »Hör mal, Cheyenne. Könnt ihr mir einen Gefallen
tun? Ich unternehme mit einem Freund einen längeren Ausritt und bin vermutlich
heute Abend zurück, aber …«
»Handelt
es sich bei dem Freund zufällig um den berühmten Brad O’Ballivan?«
»Ja«,
gab Meg zu und wendete den Wagen, um nach Stone Creek zu fahren. Es war noch
dunkel, nur über den Hügeln im Osten färbte sich der Himmel bereits rosa. »Cheyenne,
könntest du Jesse bitten, nach meinen Pferden zu sehen, wenn er bis heute Abend
um sechs nichts von mir gehört hat?«
»Natürlich.
Du reitest also mit Brad aus, und es könnte bis morgen dauern. Hmmmm …«
»Es
ist nichts Romantisches!«, versicherte sie. »Ich helfe ihm nur, einen Hengst zu
suchen, bevor dem etwas zustößt, das ist alles.«
»Ich verstehe «, erwiderte Cheyenne zuckersüß.
»Nur
aus Neugier – wie bist du darauf gekommen, dass es Brad ist?«
»Die
ganze Stadt spricht darüber, dass du dich im Dixie Dog mit dem bösesten Buben
der Countrymusik getroffen hast.«
»Na
toll«, entfuhr es Meg. »Das heißt, Jesse weiß es und Rance und Keegan.«
Cheyenne
lachte leise, aber ihre Stimme war voller Besorgnis. »Rance und Jesse
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