In eisige Höhen
Brokaw, Isaac Mizrahi und Martha Stewart per du. Um besser zwischen ihrem prunkvollen Herrenhaus in Connecticut und einem mit Kunstgemälden vollgestopften Appartement mit livriertem Personal am Central Park West hin- und herpendeln zu können, legten sie und ihr Ehemann sich einen Hubschrauber zu und lernten, das Ding zu fliegen. 1990 landeten Sandy und Bob Pittman als das »Paar der Minute« auf dem Cover der Zeitschrift
New York.
Bald danach begann Sandy ihre kostspielige, weithin verkündete Kampagne, als erste amerikanische Frau die Sieben Gipfel zu besteigen. Der letzte davon – Mount Everest – stellte sich jedoch als schwer zu packen heraus, und im März 1994 verlor sie das Rennen an Dolly Lefever, eine siebenundvierzigjährige Bergsteigerin und Hebamme aus Alaska. Dennoch setzte sie ihre beharrliche Jagd auf den Everest fort.
Beck Weathers bemerkte einmal abends im Basislager, »wenn Sandy sich aufmacht, einen Berg zu besteigen, geht sie dabei nicht unbedingt so vor wie du und ich«. Beck war 1993 in der Antarktis und hatte sich auf den Gipfel des Vinson Massivs führen lassen. Auch Pittman war dort, wenn auch mit einer anderen Expedition. Mit einem Kichern erinnerte sich Beck an »diesen gigantischen Seesack, den sie mitgebracht hatte, randvoll mit Delikatessen. Das Ding war dermaßen schwer, daß man vier Leute brauchte, um es überhaupt hochzuheben. Sie hat auch einen tragbaren Fernseher und einen Videorecorder dabeigehabt, um sich in ihrem Zelt Filme anzuschauen. Also, das eine muß man der Sandy schon lassen: Wo findet man schon jemanden, der einen Berg in so großem Stil besteigt?« Beck wußte weiter zu berichten, daß Pittman die Köstlichkeiten ihres Reisebündels großzügig mit den anderen Bergsteigern teilte und daß es eigentlich »ganz nett und interessant mit ihr war«.
Für ihren Everest-Angriff 1996 hatte sich Pittman ein weiteres Mal eine Ausrüstung zusammengestellt, wie sie in Bergsteigerlagern nicht oft anzutreffen ist. Am Tag vor ihrer Abreise nach Nepal schwärmte sie in einem ihrer ersten Internet-Berichte für NBC Interaktive Media:
Meine Siebensachen sind gepackt... Scheint, als hätte ich an Computer- und elektronischem Gerät ebensoviel dabei wie an Kletterausrüstung... Zwei IBM-Laptops, eine Videokamera, drei 35-mm-Kameras, eine Digitalkamera von Kodak, zwei Kassettenrecorder, einen CD-ROM-Player, ferner einen Drucker und genügend (wie ich hoffe) Solartafeln und Batterien, um das ganze Projekt mit Energie zu versorgen
...
Es würde mir nicht einmal im Traum einfüllen, die Stadt ohne einen großen Vorrat an Dean & DeLuca's Naher-Osten-Mischung und meiner Espressomaschine zu verlassen. Da w
ir Ostern ja auf dem Everest verbringen werden, habe ich vier geschenkverpackte Schokoladeneier mitgebracht. Ostereier-suchen bei 5500 Metern? Wir werden ja sehen!
An jenem Abend gab der Gesellschaftskolumnist Billy Norwich für Pittman eine Abschiedsparty bei Nell's in der Downtown Manhattans. Auf der Gästeliste waren unter anderem Bianca Jagger und Calvin Klein zu finden. Sandy, die schon immer eine Schwäche für Verkleidungen hatte, erschien in einem Höhenlagen-Anzug über ihrem Abendkleid, dazu die passenden Bergsteigerstiefel, Steigeisen, Eispickel und einen Schulterriemen mit Karabinerhaken.
Bei ihrer Ankunft im Himalaja schien Pittman entschlossen, so gut es ging an den Vorrechten der besseren Gesellschaft festzuhalten. Auf dem Trek zum Basislager rollte ein junger Sherpa namens Pemba jeden Morgen ihren Schlafsack zusammen und packte ihren Rucksack. Als sie Anfang April mit dem Rest von Fischers Team am Fuße des Everest ankam, hatte sie unter anderem ganze Stapel von Zeitungsausschnitten mit Berichten über sich im Gepäck, um sie an ihre Mitbewohner im Basislager zu verteilen. Nach nur wenigen Tagen trafen regelmäßig Sherpa-Postläufer mit Paketen für Pittman ein, die mit DHL Worldwide Express zum Basislager geschickt worden waren. Sie enthielten unter anderem die neuesten Ausgaben von
Vogue, Vanity Fair, People
und
Allure.
Die Sherpas waren ganz fasziniert von der Dessous-Werbung, und die Parfümprobierstreifen fanden sie zum Schreien komisch.
Scott Fischers Team war eine sympathische Gruppe, die fest zusammenhielt. Die meisten von Pittmans Teamgefährten nahmen ihre Marotten mit Gelassenheit und schienen keine Probleme zu haben, sie in ihre Mitte aufzunehmen. »Sandy konnte
einem schon ganz schön auf den Keks gehen, weil sie immer im Mittelpunkt stehen mußte und
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