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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Fauchen der Gegner. Sie musste da irgendwie durch. Das Loch schien selbst für sie zu klein, mager wie sie war. Sie bezweifelte, dass Wächter überhaupt durchgepasst hätte.
    Langsam und vorsichtig, mit weiteren verirrten Schüssen rechnend, richtete sich Nelli hinter ihrer Deckung auf und spitzte über den Rand der künstlichen Eismauer nach draußen.
    Sie sah Gerdas Rücken. Ein weiterer Schuss knallte. Jemand stöhnte auf.
    Gerda drehte sich und machte einen Schritt halb rückwärts in Nellis Richtung. Sie hielt Wächter fest gepackt. Ihre Arme waren wie die Schlingen einer Python. Mit einem Ruck wollte sie ihn kopfüber in das Loch stecken. Nelli sah ihre Chance.
    So schnell es ihr möglich war, beugte sie sich hinaus, griff nach draußen und packte Gerdas Jacke. Sie hing nun mit Kopf und Schultern draußen, wollte mit der anderen Hand nachgreifen, sich an Gerda ganz aus dem Hohlraum ziehen, aber die reagierte sofort, rammte ihren Körper Nelli entgegen und schob sie in das Loch zurück. Nelli hielt den Stoff umkrallt und zerrte, so fest es ging.
    „Ich hab sie“, schrie sie, „Wächter, machen Sie was!“
    An den Zuckungen von Gerdas Rücken, der das Loch nun fast ausfüllte, las sie ab, dass Wächter sich verzweifelt wehrte.
    „Monika, such irgendwas Spitzes!“
    Als Gerda das hörte, stemmte sie sich samt der beiden Gegner, die an ihr hingen, vom Loch weg. Nelli zerrte dagegen und versuchte, ihr irgendwie weh zu tun, um sie durch kleine Schmerzattacken aus der Fassung zu bringen.
    „Jetzt reicht’s mir mit euch“, kläffte Gerda, hörte auf, zu zerren und machte eine ruckartige Bewegung. Wächter schrie auf. Ein weiterer Ruck. Es knirschte, das selbe scheußliche Wirbelknacken wie bei Rolf, und der Kampf war zu Ende. Nelli spürte über Gerdas Rückenspannung, dass sie Wächters Leiche fallen ließ.
    Mit Urgewalt drehte sie sich um. Nellis Finger öffneten sich, der Stoff entglitt ihr, sie taumelte in den Raum zurück, sah Gerdas Gesicht auftauchen und im selben Moment ihre Faust auf sich zurasen.
    Der Schlag kam ohne große Kraft, da Gerda weder ausholen konnte noch Bewegungsspielraum hatte, aber er traf Nelli noch hart genug an der Wange, um ihr fast das Bewusstsein zu rauben. Gegen die explodierende Schwärze vor ihrem Gesichtsfeld ankämpfend, ergriff sie diese letzte Chance und hängte sich an Gerdas Arm, bevor sie ihn wieder aus dem Loch ziehen konnte, und hebelte ihn mit ihrem Körpergewicht nach unten.
    „Monika“, schrie Nelli, „wir müssen ihr irgendwie weh tun, schnell!“
    Sie konnte nicht sehen, ob Monika etwas unternahm, ob sie überhaupt bei Bewusstsein war, aber klammerte sich mit aller Kraft an Gerdas Arm.
    Das Loch war einen halben Meter hoch und nicht wesentlich breiter. Gerdas Schlagarm, ihre rechte Schulter und ihr Kopf steckten darin wie ein Korken in der Flasche, und Nelli hielt diesen Pfropfen so stramm wie möglich im Loch. Ihr einziger Vorteil war es, den Arm wie einen Hebel gegen die Eiswand umzubiegen, Gerda damit dosierte Schmerzen bereiten und ihr den Arm in letzter Konsequenz brechen zu können.
    Dass Gerda draußen auf dem Eisboden mit den Füßen keinen Halt fand, kam ihr nicht wirklich entgegen, denn ihr selbst ging es drinnen nicht anders. Es war ein Gerutsche und Geschlittere und Gezerre, ein Keuchen und Fauchen und Energieverbrauchen. Gewinnen würde diejenige, die länger durchhielte, und es bestand kein Zweifel, wer das sein würde. Sie brauchte Monikas Hilfe.
    „Hier ist nichts Spitzes“, hörte Nelli hinter sich Monikas dünne, schwache Stimme.
    „Dann komm her, hilf mir!“
    Gerdas Gesicht, krebsrot, verzerrt vor Hass und Anstrengung, starrte zu ihnen herein. Sie wusste genau, es war ein Patt auf Zeit, und sie würde gewinnen – außer Nelli würde Dinge mit ihr tun, die sie keinem Menschen antun wollte, nicht mal diesem Scheusal.
    „Monika! Komm schon!“
    „Was soll ich denn machen?“
    „Nimm ihren Arm. Halt sie fest, so wie ich. Häng dich ran, stemm dich drauf.“
    „Aber das kann ich nicht!“
    „Wenn du es nicht tust, sterben wir.“
    „Fass mich bloß nicht an!“, fauchte Gerda.
    „Moni, verdammt noch mal!“
    „Sie ist viel zu stark für mich.“
    „Da hast du verdammt recht!“
    Gerda. Sie hatte ihre Taktik geändert und aufgehört, an ihrem Arm zu zerren. Sie schonte ihre Kräfte. Es war alles nur eine Frage der Zeit. Und der psychologische Faktor war auf ihrer Seite.
    „Wenn du jetzt nicht sofort hierher kommst und tust, was ich

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