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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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„Was wohl? Wenn die Werkzeuge da drin finden, kommen sie damit frei.“
    „Ach, Quatsch!“, rief Wächter aus und klang zweifelnd. „Bevor die sich wieder bewegen können, sind sie längst erfroren.“
    „Willst du’s riskieren?“
    „Nein, aber was könnten die denn mit Werkzeugen, die man in der Tasche verstecken kann, gegen diese Eismauer schon ausrichten?“
    „Solang das Eis noch nicht richtig fest ist, reicht schon eine kleine Spachtel.“
    „Könnte sein.“
    „Na also, dann steig da rein und durchsuch sie, und zwar alle, auch die Leichen!“
    „Wieso denn ich?!“
    „Ich pass nimmer da durch. Du bist schmaler.“
    „Aber...“
    „Und gib mir lieber dein Colt.“
    „Wieso?“
    Gib ihn ihr nicht, wollte Nelli schreien, aber es kam nur als Flüstern heraus. Sie wiederholte es: „Nicht geben!“
    Da war was zu hören gewesen!
    „Nicht!“, krächzte sie.
    Gerda und Wächter starrten sie an.
    „Die kommt zu sich.“
    „Also, dann mach, dass da reinkommst, bevor sie Schwierigkeiten macht.“
    „Wieso fällt dir das jetzt ein, wo das Loch so klein ist?“
    „Weil’s mir halt jetzt erst eingefallen ist.“
    „Sie lügt!“, krächzte Nelli.
    „Was?“
    „Hör doch nicht auf die. Die will natürlich nicht, dass wir ihr die Werkzeuge abnehmen.“
    „Was denn für Werkzeuge?“
    „Na solche, die Andi noch bei sich haben könnt.“
    „Also, ich weiß nicht.“
    Nellis Fuß zuckte. Sie spürte jetzt überall, wie trotz der Kältesteifheit die Körperfunktionen zurückkehrten. Sie versuchte, die Beine anzuwinkeln und sich abzustützen.
    „Da, die zuckt schon. Beeil dich!“
    „Gerda hat alles geplant“, krächzte Nelli und stützte sich mit den Armen auf. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass auch Monika sich regte.
    „Was sagt sie?“
    Nelli schaffte es in die Hocke. Sie sah, dass Wächter auf Abwehr gegangen und einen Schritt vor Gerda zurückgewichen war.
    „Das Werkzeug hat sie uns längst weggenommen.“
    Das war leise gewesen, aber Wächter schien sie verstanden zu haben.
    Gerda machte einen Satz nach vorn, unglaublich flink für ihre Körpermasse. Sie packte ihn, entriss ihm die Waffe und stieß ihn von sich.
    „Jetzt steig da rein!“
    „Rennen Sie weg!“
    Ganz langsam und schwankend schaffte es Nelli in die gebückte Aufrechte.
    „Sie will Andis Gasthaus für sich.“
    „So ein Krampf!“
    Gerda hatte den Lauf des alten Revolvers auf Wächter gerichtet, und der begann langsam und beschwichtigend die Hände zu heben.
    „Lass den Quatsch! Du sollst bloß da rein.“
    „Wenn Sie zu uns hereinsteigen, ist es für uns alle aus. Die mauert zu, macht mit der Herolder halbe-halbe und kauft den, kauft den...“
    Nellis Kreislauf versagte. Sie musste sich auf den Knien abstützen.
    „Steig – da – rein!“
    „Ich versteh das alles nicht“, jammerte Wächter. „Was hast du gegen mich? Ich hab doch alles mitgemacht und dir geholfen.“
    „Andi war wie ihr Sohn“, presste Nelli hervor. „Was Sie aus seiner Wirtschaft gemacht haben, dieses Serienmörder-Disneyland...“
    „Halt’s Maul, du Luder!“, schrie Gerda dazwischen.
    „...ist für sie ein Vergehen. Sie konnte nichts machen, weil sie kein Geld hatte, um die Wirtschaft selbst zu kaufen. Aber jetzt hat sie bald Geld.“
    Nelli machte vorsichtig einen Schritt nach vorn.
    „Sie wird den Betrieb kaufen und weitermachen, wo Andi aufgehört hat. Wo ihr beide aufhören musstet, stimmt’s Gerda? Das war doch auch dein Projekt, dieses Labyrinth der gefrorenen Toten. Allein wäre Andi nie so weit gekommen.“
    Gerda riss ihren Arm herum, zielte durch das Loch auf Nelli und schrie: „Ich hab gesagt, du sollst dein Maul...“
    Wächter nutzte seine Chance. Er stürzte sich auf Gerda, versuchte ihren Waffenarm zu packen und sie zu Boden zu werfen. Die beiden rangelten, und der Lauf des Revolvers zuckte vor Nellis Blickfeld hin und her. Sie duckte sich und suchte Deckung. Monika begann, sich zu regen, wollte aufstehen.
    „Liegen bleiben!“, rief Nelli, „zu gefähr...“
    Da löste sich ein Schuss. Es knallte, paffte und knirschte, als die Kugel neben Andis Kopf in der hinteren Wand der Eiskammer einschlug. Andis grüngelbes Leichengesicht schien zu grinsen.
    „Bleib im toten Winkel.“
    Nelli schaute Monika fest an, bis sie nickte.
    „Okay, ich versuch, hier rauszukommen, während die kämpfen.“
    Das Loch beobachtend, robbte Nelli an der Gletscherwand entlang darauf zu. Draußen hörte man das Gezerre, das Keuchen und

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