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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Andis Gewalt – haben Sie da auch ständig Pläne gemacht und Möglichkeiten durchgespielt?“
    „Keine Ahnung, wahrscheinlich.“
    Eine Idee mit null Aussicht auf Erfolg kam ihr, aber besser, als gar nichts zu tun.
    „Hast du noch irgendwelche Schlüssel?“, fragte sie Monika.
    „Was? Wieso?“
    „Hast du?“
    Monika tastete mit matten Bewegungen an sich herum.
    „Wie ist es mit Ihnen?“, richtete sich Nelli an die Herolder.
    „Klar. Plötzlich, nachdem wir schon halb verdurstet sind, stellt sich heraus, dass ich die ganze Zeit den Schlüssel hatte.“
    „Ich meine, irgendwelche Schlüssel, die vielleicht passen könnten.“
    „Nein, liegt alles oben im Flurschrank.“
    „Ich hab auch nur das“, kam es leise von Monika. Nelli pickte zwei Fahrradschlüssel aus ihrer Hand, die an einem Ring zusammenhingen.
    Aussichtslos, sie gingen nicht mal ins Schloss. Nelli gab sie ihr zurück.
    „Für den Fall, dass die Typen hereinwollen“, sagte sie nachdenklich.
    „Ja?“
    „Vielleicht können wir die Tür irgendwie blockieren. Sie geht nicht auf, die versuchen es mit aller Kraft, nehmen Anlauf, aber kurz vorher entfernen wir die Blockierung, die stürzen in den Raum, und wir rennen an ihnen vorbei nach oben.“
    Fiona Herolder lächelte nur, tippte sich weiterhin mit ihrem Kugelschreiber ans Kinn und fragte: „Und, hat irgendeiner ihrer Pläne dann auch wirklich funktioniert?“
    Nelli verdrehte die Augen.
    „Sie meinen bei Andi?“
    Die Herolder nickte, und Nelli nickte desinteressiert zurück.
    „Vielleicht hilft es uns, wenn Sie den Plan von damals schildern und wie es dann ablief.“
    Nelli schüttelte den Kopf.
    „Das hilft uns gar nichts. Die Situation war zwar ähnlich, Andi hatte mich in seinen Gletscher-Tunnel gesperrt und wollte warten, bis Kälte und Luftmangel mich erledigt hätten...“
    Nelli blieb gedanklich hängen. Zunächst war ihr damals ihre Lage genauso aussichtslos erschienen wie jetzt, aber dann – alles, was sie gebraucht hatte, war dagewesen. Oder anders herum: Sie hatte das Beste aus dem gemacht, was verfügbar gewesen war.
    „Und dann?“, fragte die Herolder.
    „Es gab Holz, eine Art Bauzaun, den Andi da reingeschleppt hatte, um eines seiner Dioramen zu dekorieren. Und ich hatte Anzünderflüssigkeit und Streichhölzer in meinen Fahrradtaschen. Feuer gegen Eis.“
    „Was wirkt gegen massives Metall?“, fragte die Herolder.
    „Nein, falsch“, gab Nelli zurück. „Was von den Sachen in diesem Raum könnte helfen, die Tür aufzukriegen? Das ist die richtige Frage.“
    Wie verabredet schauten sich beide Frauen im Raum um. Selbst Monika begann ein bisschen Interesse zu zeigen.
    „Könnte in den Schreibmaschinen oder Laptops was drin sein, das man zurechtbiegen könnte, Drähte oder so was?“
    „Keine Ahnung. Aber bei einem Zylinderschloss habe ich so meine Bedenken, ob überhaupt was Zurechtgebogenes sperren könnte.“
    „Was dagegen, wenn ich mal was zerlege?“
    „Mit bloßen Händen?“
    „Mit Gewalt.“
    „Wie gesagt, ich brauche das Zeug nicht mehr.“
    „Na gut.“
    Nelli packte die erstbeste Schreibmaschine, wuchtete sie aus dem Regal, stieg damit auf einen der Stühle, hob sie über den Kopf und schleuderte sie auf den Betonfußboden.
    „Ach du liebes bisschen“, kommentierte die Herolder, die nur den Kopf gereckt hatte, ohne aus ihrem Schneidersitz aufzustehen. „Hat sich was gelöst?“
    Nelli hob das massiv eiserne Schreibgerät auf den Tisch, untersuchte es nach losen Teilen und schüttelte den Kopf.
    „Damit könnten wir die Typen erschlagen“, meinte die Herolder und schrieb etwas auf ihren Block.
    „Aber nur, wenn sie uns lassen“, gab Nelli zurück. An den uralten Trick, etwas Schweres über der Tür zu befestigen, um es den Gangstern beim Hereinkommen auf den Kopf fallen zu lassen, hatte sie natürlich längst gedacht – und es gleich wieder verworfen. Über der Tür war nackte Betonwand, nicht die geringste Verankerungsmöglichkeit für schwere Geräte.
    „Was Möglichkeit eins c betrifft“, sagte die Herolder, während Nelli die Tür anstarrte, „wie wäre es, wenn wir uns tot stellen?“
    „Gestorben woran?“, fragte Nelli.
    „Gegenseitig umgebracht. Wir ritzen uns irgendwo und beflecken uns mit Blut. Die sehen uns, sind entsetzt, hauen ab und lassen die Tür offen, denn Leichen muss man ja nicht mehr einsperren.“
    „Und wenn sie uns den Puls fühlen?“
    „Dann stürzen wir uns auf sie.“
    Nelli schaute sie an und fragte sich,

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