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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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sonderte wieder einen Schwall Spucke ab, diesmal ohne es zu merken.
    „Den Schlüssel.“
    „Was soll denn das plötzlich? Wir waren doch schon bei den Pins!“, kreischte er fassungslos.
    „Das ist unsere Absicherung, dass wir auch wirklich raus kommen.“
    „Wenn ihr den Schlüssel habt, kommt ihr doch sofort raus!“
    „Nein!“
    „Doch!“
    „Oh Mann“, stöhnte German dazwischen, „das ist ja wie im Kindergarten.“ Laut schrie er: „Jetzt hört mal zu, ihr Scheiß-Weiber da drin! Ihr könnt leben oder sterben. Das ist uns doch egal. Habt ihr immer noch nicht kapiert? Es geht nicht darum, ob raus oder rein, sondern nur um eins: Pins heißt leben, nicht-Pins heißt, dass wir euch auf der Stelle besuchen, und dann lasst euch mal überraschen.“
    „Die flüstern schon wieder“, raunte ihm Boris zu, der das Ohr an die Tür gelegt hatte und mit gerunzelter Stirn lauschte.
    „Was glaubt ihr denn, was ich erst für einen Hunger habe!“, schrie German ohne ihn zu beachten und packte den Feuerlöscher wie einen Rammbock. „Gestern Früh hatte ich das letzte Mal was, und das war auch nicht so üppig. Was ist das überhaupt für ein Haus, in dem es nichts zu fressen gibt, bloß tonnenweise Zigaretten? Was ist los, Herolder, war das Absicht? Wollen Sie uns verarschen, wollen Sie...“
    „Jetzt dreh nicht durch“, raunte Boris und verpasste ihm einen weiteren Knuff. „Die haben schon kapiert. Und wenn nicht...“
    „Also gut“, rief von drinnen die Herolder. „Noch mal zum Mitschreiben: 214458 – 634460 – 261563 – 633703 – 824947 – 041098 – alles klar?“
    „Alles klar“, murmelte Boris, eifrig mitschreibend.
    „Moment mal“, meldete sich German, „was gehört überhaupt zu was?“
    „Das war in alphabetischer Reihenfolge“, kam Fiona Herolders Stimme durch die Tür.
    „Geht das klar?“, raunte German.
    „Geht klar, hab ich mir schon gedacht.“
    „Wenn die wieder falsch sind“, rief German, während Boris den Zettel faltete und anfing zu grinsen.
    „Aber falls sie richtig sind: Vielen Dank für den Auftrag“, rief er, wedelte den Zettel und steckte ihn ein. „War uns eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen.“
     
    „Was hat er damit gemeint?“
    Nelli stand auf dem Tisch, den sie mitten in den Raum direkt unter die Decken-Lampe gezerrt hatte, hielt das entrollte schwarz-rote Farbband der Schreibmaschine in der Hand und starrte fassungslos hinunter zu Fiona Herolder. Monika lag in Embryo-Haltung auf der Eckbank, Daumen im Mund, starrte vor sich hin uns summte leise Misstöne.
    „Woher soll ich das wissen?“
    Die Reporterin war dabei, sich etwas zu notieren, und schaute nicht auf, als sie anmerkte: „Beeilen Sie sich lieber. Die werden ruckzuck wieder hier sein.“
    „Und wieso?“
    „Sie werden schon sehen.“
    „Nein, ich will es hören.“
    Nelli hängte das Farbband über den Haken der Lampe, der neben den Elektrokabeln aus der Decke ragte, und sprang vom Tisch. Mit zwei Schritten war sie auf Tuchfühlung.
    „Ich hab keine Ahnung.“
    Nelli verpasste ihr einen Schubs. Die Herolder trat einen Schritt zur Seite und schrieb ungerührt weiter. Nelli schlug ihr Stift und Block aus der Hand.
    „Haben Sie das alles angezettelt?“
    „Das Thema hatten wir doch schon.“
    Sie bückte sich nach ihrem Schreibzeug, und Nelli war kurz davor, ihr in den Rücken zu springen. Statt dessen packte sie ihre Gegnerin an den Ärmeln ihres Pullovers, riss sie hoch und schleuderte sie an die Wand.
    „Meine Güte, sind Sie stark“, säuselte die Herolder und lächelte spöttisch. Block und Stift waren ihr, kaum aufgehoben, wieder aus der Hand gefallen. Nelli sagte nichts, starrte sie nur an und presste sie an die Wand. Die Reporterin schüttelte mit einer Kopfbewegung eine Haarsträhne aus dem Gesicht, wurde ernst und wendete den Blick von Nelli ab in den Raum hinein.
    „Also gut, ich kenne die Typen. Ich hielt sie eigentlich für harmlos.“
    Nelli ließ sie los und trat einen Schritt zurück. Der Zigaretten-Atem und die Ausdünstungen von kaltem Rauch aus dem Pullover waren ihr zu viel geworden.
    „Wer sind die?“
    Die Herolder setzte wieder ihr spöttisches Lächeln auf.
    „Das sind zwei Ihrer Fans. Haben die Serie und das Buch gelesen und wollten dann Kontakt zu Ihnen.“
    „Wieso das denn?“
    „Weil sie eine Weltreise planen.“
    Nelli schüttelte den Kopf.
    „Ernsthaft, die wollten sich Tipps bei Ihnen holen, was weiß ich. Die haben kaum Geld und dachten, sie machen

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