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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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machen. Kaum war die Haustür ins Schloss gefallen, wurde sie wieder aufgestoßen, und weitere Männer mit Wanderhüten und karierten Hemden und Rucksäcken drängten herein.
    „Und, was haben die Hüttenleute mit dem Unfall zu tun?“, fragte ein anderer Arbeiter, der ein ausgeleiertes T-Shirt zur geflickten Jeans trug.
    „Ich weiß nicht, ich hab sie erst vorhin kennengelernt. Mein Fahrrad ist verschwunden, das ist das Problem.“
    „Und was sollte das eben mit Gerda?“
    „Die kann mich bloß nicht leiden. Ich hab da ein Fahrrad nebenan in den Garagen gesehen, das aussieht wie meines, und dieser Andi...“
    Abrupt ging eine Tür hinter Nelli auf. Sie sah aus wie eine der Klotüren, aber statt der Buchstaben H und D trug sie die Aufschrift „Privat“. Andi steckte den Kopf heraus.
    „He, Leute, was gibt’s?“
    „Nelli vermisst ihr Fahrrad“, antwortete der Große mit Baseballkappe.
    „Hat sie mir auch erzählt.“
    „Und?“
    „Könnte schon ihres sein, das in der Garage. Ich hab’s heute Früh herrenlos auf der Straße liegen sehen und wollt es aufbewahren.“
    Nelli spürte den Impuls, ihm eine zu kleben.
    „Hier liegen wohl ständig herrenlose Fahrräder auf der Straße?“, fragte sie statt dessen. „Außerdem lag ich gleich daneben.“
    „Ich hab nur das Fahrrad gesehen. Tut mir leid, ich wollt bloß helfen.“
    „Schon gut Andi, dann kannst du es ihr ja jetzt geben.“
    „Klar. Ich hol bloß schnell den Garagenschlüssel.“
    Andi warf dem großen Kerl einen scheuen Blick zu und zog sich hinter seine „Privat“-Tür zurück.
    Nelli atmete auf. Sie packte die Hand es Arbeiters.
    „Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar...“
    „Schon gut, schon gut. Der Andi ist in Ordnung, der stiehlt bestimmt keine Fahrräder.“
    Den drei anderen wurde es sichtlich langweilig, und sie trollten sich zur Tür.
    „Wir müssen weiter, Nelli.“
    „Alles klar, ich komm mit raus.“
    Er hielt ihr die Tür auf.
    „Wie spät ist es eigentlich“, fragte Nelli, als sie draußen waren.
    „He, weiß jemand, wie spät?“, gab er die Frage weiter.
    „Fast eins“, rief einer der Kollegen zurück. Sie waren dabei, sich in einen grauen VW-Bus zu quetschen.
    „Na, dann.“
    Der Große mit der Baseballkappe gab Nelli die Hand. Sie ergriff sie mit beiden Händen und drückte und schüttelte herzlich. Selten bei ihrer Reise war sie so erleichtert gewesen.
    „Noch mal danke.“
    Er nickte, stieg auf den Fahrersitz und ließ den Motor an. Nelli sah ihnen nach und winkte, bis der VW-Bus hinter der erste Spitzkehre Richtung Pass verschwand.
     
    Lieber wäre es ihr gewesen, die Männer hätten gewartet, bis sie ihr Fahrrad tatsächlich zurück hatte. Aber offenbar kannten sie diesen Andi gut und vertrauten ihm.
    Sie ließ den Blick über die kahlen Bergrücken und die Geröllfelder schweifen. Kein Strauch, kein Grashalm, nur Steine. Und immer nur eisige Winde, selbst jetzt im Frühsommer. Nelli fand das Panorama grandios, aber mochte die Kargheit und Kälte nicht. Es zog sie Richtung Tal, ins Grüne, in die Wärme.
    Wo dieser Kerl nur schon wieder so lange blieb!
    Nelli ging an eines der Fenster zur Gaststube.
    „Das gibt’s doch nicht!“
    Sie sah Andi ein Tablett an einem der Tische des Wandervereins abstellen und seelenruhig mit den Gästen plaudern. Ihre Hände wurden feucht. Verflucht, hätte sie den Arbeiter doch gebeten, auf die Übergabe des Fahrrades zu warten!
    Sie schnaufte tief ein, um sich zu beruhigen.
    „Okay, ich kann mir selbst helfen.“
    Entschlossen ging sie zur Tür, hinein in den Flur und weiter in die Gaststube. Andi war gerade dabei, hinter die Theke zu verschwinden.
    „He, Andi!“, rief sie laut, aber bemühte sich, ein freundliches Gesicht zu machen. „Hast du vergessen, dass ich draußen warte?“
    „Ich komme gleich“, gab er genauso freundlich zurück und verdrückte sich in die Küche.
    Zurück blieb Gerda, Gläser füllend und grimmig zu ihr herüberstarrend.
    Nelli behielt ihr freundliches Gesicht bei, ging zur Theke und beugte sich zu Gerda über den Tresen.
    „Jetzt hören Sie mal zu, ich habe das Theater endgültig satt. Wenn Sie ihn nicht auf der Stelle aus der Küche holen, dann ist was los. Ich will endlich mein Fahrrad haben!“
    Gerda schenkte seelenruhig zu Ende ein, stellte das volle Glas auf das Tablett zu den anderen vollen Gläsern, drehte sich um und verschwand.
    Es dauerte nur Sekunden, da steckte Andi den Kopf aus der Küche. Er machte ein angedeutetes

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