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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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wären ein gutes Team.“
    Nelli schaute ihn nachdenklich an.
    „Sie leben doch nicht hier oben, oder?“
    „Gott behüte, nein. Wir leben alle unten auf nördlicher Seite. Wir haben einen Firmenbus, mit dem wir gemeinsam rauf- und runterfahren. Ich zahle übrigens gut.“
    Nelli schüttelte wieder den Kopf, diesmal allerdings weniger entschieden.
    „Da dies hier Ihr Martyrium war, würde ich Sie natürlich an den Einnahmen beteiligen.“
    „Das könnte ich nicht, wirklich nicht.“
    „Aber die Veröffentlichung in der Zeitschrift, das machen Sie doch auch.“
    „Das ist was anderes.“
    „Ist es nicht.“
    „Ist es doch! Ich war völlig pleite, ich war am draufgehen.“
    „Und jetzt – haben Sie wieder genug Geld?“
    „Vorerst ja.“
    „Vorerst?“
    „Die zahlen nicht auf einmal, sondern von Teil zu Teil.“
    „Und wie viel?“
    „Das geht Sie doch überhaupt nichts an!“
    „Ich kann’s mir ja denken. Bei einer Geschichte von dem Kaliber... Ich würde sagen, Sie haben ausgesorgt. Zusammen mit der angekündigten Buchveröffentlichung und so weiter sind Sie im Club der Millionäre angekommen.“
    Nelli machte große Augen.
    „Oder etwa nicht?“
    „Nicht annähernd.“
    „Dann werden Sie über den Tisch gezogen. Die jedenfalls...“ – er deutete mit dem Daumen über die Schulter Richtung Norden – „...machen Millionen damit.“
    Nelli begriff nicht.
    „Wer die?“
    „Na, die vom Verlag. Was glauben Sie, wie das sich noch ausschlachten lässt. Haben Sie denen auch die Filmrechte und die Nebenvermarktungsrechte abgetreten?“
    Nelli verzog die Mundwinkel.
    „Keine Ahnung.“
    Er lächelte milde.
    „Sie sollten den Vertrag lesen und noch mal nachverhandeln. Aber wie Sie schon sagen, mich geht das ja alles nichts an.“
    Nelli schaute blicklos in seine Richtung und fühlte sich wie ein begossener Pudel.
    „Außerdem...“, sagte er zögernd und gab Nelli noch Zeit, seine Worte weiter wirken zu lassen, „...kommt es mir so vor, als wollten Sie nicht mal die ausgehandelte Summe voll ausschöpfen, oder? Sie sind gar nicht wegen des Erpresserbriefes hier, stimmt’s? Sie wollen wieder auf Tour gehen. Vor allem davonlaufen. Untertauchen.“
    Nelli lächelte. Sie gestand sich ein, dass es tatsächlich so sein könnte.
    „Aber mit der ersten Rate würde ich nicht weit kommen. Ich muss schon erst mal wieder zurück. Glaube ich. Warum erzähle ich Ihnen das überhaupt alles?“
    „Das fragen Sie nun schon zum zweiten Mal. Vielleicht deshalb, weil Sie sonst niemanden haben, mit dem Sie über alles sprechen könnten.“
    Nelli seufzte. Es sollte demonstrativ und gespielt klingen, aber ihr selbst kam es vor wie aus tiefster Seele. Und von dort kam es auch. Er hatte recht damit. Sie hatte niemanden mehr. Keine Freundschaften, keine sonstigen Bindungen, keine Beziehung zu irgendeinem Ort. Außer vielleicht zu diesem hier, so schrecklich diese Beziehung auch war. Dieser Ort wirkte in ihr nach. Stieß sie ab und lockte sie. Sie war noch nicht fertig damit. Der Erpresserbrief war wohl wirklich nur ein willkommener Anlass gewesen, zurückzukommen.
    „Was hat es nur mit dieser Unterkunft und ihren Wirtsleuten auf sich?“, fragte sie leise. „Andi meinte auch, mich genau zu kennen und zu durchschauen und mir zu helfen und für mich da zu sein.“
    „Und wohin das geführt hat, wissen wir ja. Mir dagegen können Sie wirklich vertrauen.“
    Nelli trank den Rest ihres Radlers leer und stand auf.
    „Wir haben uns vor nicht mal einer Stunde kennengelernt. Ich gehe jetzt. Danke fürs Getränk.“
    „Bitte, bitte. Und denken Sie darüber nach.“
    „Das tu ich, aber ich glaube nicht...“
    „Tun Sie’s wirklich. Sie würden es noch sehr bereuen, irgendwann. Vielleicht bald.“
    „Ach so? Was könnte mir denn passieren?“
    „So war das nicht gemeint. Ich drohe Ihnen doch nicht, ich meine es gut mit Ihnen. Sie sehnen sich nach einem festen Platz und nach einer Aufgabe, aber haben keinerlei Perspektive. Hier hätten Sie eine. Und das an einem Ort, der Sie fasziniert. Sie wollen doch hier sein. Sie können sich gar nicht lösen.“
    „Das kann ich sehr wohl.“
    Entschieden schob sie den Stuhl unter den Tisch. Er hatte genau den richtigen Knopf in ihr gedrückt – was ihn selbst betraf, den falschen, denn wer ihr so kam, der vertrieb sie nur statt sie zu halten.
    „Ich will mit dieser grausigen Inszenierung hier oben nichts zu tun haben.“
    Sie zögerte, entschied dann, ihm nicht die Hand zu geben, und

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