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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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und zwar mit einem so unbekümmerten Lächeln, dass es ihn selbst anwiderte.
    »Ich habe keine Zahnbürste dabei«, sagte sie, noch immer mit vereister Stimme.
    »Wir können in einen Supermarkt gehen und eine kaufen. Entschuldige, ich höre schon auf. Sag mal, was ist los mit dir? Hast du auf dem Video irgendwas gesehen?«
    »Nein, nein, nichts.«
    »Komm, mach mir bitte nichts vor. Du hast mich gebeten, ein Bild anzuhalten, und danach warst du wie vor den Kopf geschlagen. Du kannst anlügen, wen du willst, deinen Mann, deine Kinder, deine Eltern, aber nicht mich.«
    »Quäl mich bitte nicht. Es war nur Einbildung. Ich bin müde. Außerdem muss ich erst etwas überprüfen. Nein, das ist absoluter Blödsinn!«
    »Was denn?«
    »Ach, du Dickkopf.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Ich sage es dir morgen. Nach deinem Rapport bei dem fetten Stellvertreter. Warum fährst du nicht los? Es ist längst grün.«
    »Ich warte, dass du mich noch einmal küsst. Wir sind in zehn Minuten da. Aber ich könnte auch rechts abbiegen, dann wären wir in einer halben Stunde bei mir.«
    »Nein. Du biegst nicht ab. Du fährst geradeaus.«
    »Und dann sehe ich dich wieder zwanzig Jahre lang nicht?«
    »Also erstens haben wir uns nur anderhalb Jahre nicht gesehen, und zweitens, wenn wir uns weiter küssen, kann das durchaus passieren. Dima, hör jetzt auf. Wir essen morgen Abend zusammen. Und reden nicht über Moloch und nicht über Groschew, wir machen eine kleine nostalgische Feier.«
    »Bei mir?«
    »Das kann ich nicht versprechen. Lass mir Zeit. Wir gehen in ein Café.«
    »Du hattest genug Zeit. Zwanzig Jahre.«
    Er bremste vor dem Torbogen, der in ihren Hof führte. Olga öffnete die Tür. Er beugte sich über sie und schloss die Tür wieder.
    »Dima, du musst morgen früh aufstehen. Und ich auch.«
    »Na gut. Ich bringe dich zur Haustür. Es regnet, und du hast keinen Schirm dabei.«
    »Du etwa?«
    »Nein.«
    »Wozu dann? Nein, Schluss jetzt, lass mich raus. Ich werde nicht wieder verschwinden, Ehrenwort!«
    Sie sprang aus dem Wagen und lief los. Der Torbogen war hell erleuchtet, der kleine, von allen Seiten von alten Häusern eingeschlossene Hof dahinter wirkte dunkel und düster.
     
    Nein, ich habe mich geirrt. Eine zufällige Ähnlichkeit, sonst nichts. Ich bin ganz durcheinander; es gibt Tage, die das ganze Leben umkrempeln. Vielleicht bilden Dima und ich uns unsere große Liebe nur ein, vielleicht ist das in Wirklichkeit nichts weiter als Sehnsucht nach der Jugend? Wir haben uns eine Phantasiewelt geschaffen, ein anderes Leben, das nicht stattgefunden hat und uns deshalb glücklich erscheint. Wenn Dima Streit hatte mit seinen Ehefrauen, dachte er jedes Mal: Ja, Olga … Und wenn ich Probleme mit Alexander hatte, bildete ich mir ein, mit Dima wäre alles anders, besser. Ohne Dima kann ich nicht leben, aber wenn ich Alexander verlassen oder ihn heimlich betrügen und anlügen würde, käme ich mir vor wie eine Verräterin. Und die Kinder würden mir das nicht verzeihen.
    Das alles wirbelte wie ein Sturm in ihrem Kopf herum. Sie rannte aus dem Torbogen. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht. Rechts stand das Abrisshaus. Die Tür war offen. Olga hatte das Gefühl, als stehe dort jemand und beobachte sie. Sie hörte ein Geräusch, ein Rascheln oder ein Seufzen, und etwas wie ein Miauen.
    Bis zur Haustür waren es nur noch ein paar Schritte. Aus den Augenwinkeln bemerkte Olga, dass sich hinten im Hof ein Schatten von der Wand löste. Eine dunkle Gestalt bewegte sich mit seltsamen Sprüngen vorwärts. Dort war ein Spalt zwischen den Häusern, schmaler als einen Meter. EineLücke im Häusergeviert. Von dort drang immer Gestank. Die Bewohner des Abrisshauses benutzten diesen Tunnel als Toilette und Müllgrube.
    Ein Betrunkener, dachte Olga.
    Der Schlag auf den Hinterkopf kam so überraschend, dass sie nicht einmal schreien konnte. Ihr wurde ein schwarzer Sack über den Kopf gezogen und eine Schnur um den Hals gelegt, sodass sie kaum atmen konnte. Eine feste Männerhand presste sich auf den dünnen Stoff und hielt ihr Mund und Nase zu.
    Es war eine Sache von Sekunden. Olga verlor das Bewusstsein und spürte nicht mehr, wie sie weggeschleppt und in ein Auto geworfen wurde, wie ihr der Sack abgenommen, die Hände gefesselt, der Rock hochgezogen und durch die Strumpfhose eine Nadel ins Bein gejagt wurde.
     
    Als Solowjow in die Hauptstraße einbog, hörte er eine Kinderstimme rufen: »Mama, geh ran! Geh sofort ran!«
    Er bremste

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