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In feinen Kreisen

In feinen Kreisen

Titel: In feinen Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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charakteristisch hatte ich nichts an ihr auszusetzen, aber sie war durchaus zu unabhängigem Denken fähig. Sie fragen mich, ob sie Fehler gehabt hätte? Natürlich hatte sie die. Sie war bisweilen halsstarrig und hatte zu bestimmten gesellschaftlichen Themen eigenwillige und unpassende Ansichten. Sie pflegte einen allzu vertrauten Umgang mit den Dienstboten, was hier und da zu Schwierigkeiten führte. Ich denke, sie hatte noch viel zu lernen, was die Führung eines Hauses von der Größe und dem hohen Standard betraf, die meinem Sohn vorgeschwebt hätten.« Sie sah Monk direkt in die Augen. »Höchstwahrscheinlich wäre sie nicht unsere erste Wahl auf der Suche nach einer Ehefrau für ihn gewesen. Es gibt passendere junge Frauen in unserer Bekanntschaft, aber wir waren nicht unglücklich mit ihr, Mr. Monk, und sie kann sich das auch nicht eingebildet haben.«
    »Hätte sie ihm einen Erben schenken können?« Es war eine indiskrete Frage und ein Thema, das häufig tiefe Gefühle weckte. Zu allen Zeiten waren Frauen aus diesem Grund verstoßen worden.
    Mrs. Stourbridge war ein wenig blass geworden, aber ihre Hände auf dem Schoß verkrampften sich nicht.
    »Natürlich würde ein jeder sich das wünschen, aber wenn man einen Menschen akzeptiert, muss man das mit ganzem Herzen tun. Es war nicht ihre Schuld. Wenn ich davon überzeugt gewesen wäre, dass sie ihm mit voller Absicht ein Kind verwehrt hätte, dann hätte ich ihr einen Vorwurf daraus gemacht, aber in einem Punkt bin ich mir vollkommen sicher, nämlich dass sie ihn liebte. Ich weiß nicht, wohin sie gegangen ist oder warum, Mr. Monk. Ich würde viel darum geben, wenn Sie sie finden und uns zurückbringen könnten, unversehrt und so sanft und liebevoll, wie sie es vorher war.«
    Monk zweifelte nicht an ihrer Aufrichtigkeit. Ihre Stimme verriet eine tiefe Besorgnis, die er spüren konnte, obwohl sie sich erst seit wenigen Minuten kannten und er nichts von ihr wusste.
    »Ich werde tun, was ich kann, Mrs. Stourbridge«, versprach er. »Ich glaube, Sie gehörten nicht zu denen, die Mrs. Gardiner von der Gesellschaft haben weggehen sehen?«
    »Nein. Ich unterhielt mich gerade mit Mrs. Washburne, die meine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte. Sie ist keine einfache Frau.«
    »Wirkte Mrs. Gardiner irgendwie ängstlich vor der Gesellschaft?«
    »Ganz und gar nicht. Sie war ausgesprochen glücklich.« In ihren Zügen lag nicht der Schatten eines Zweifels.
    »War sie mit allen Gästen bekannt?«
    »Ja. Wir haben gemeinsam die Gästeliste zusammengestellt.«
    »Ist irgendjemand gekommen, der nicht eingeladen war? Vielleicht als Begleitung eines der geladenen Gäste?«
    »Nein.«
    »Gab es irgendwelche Meinungsverschiedenheiten oder Unannehmlichkeiten, irgendeinen unerwünschten Vorfall?«
    »Nein.« Sie schüttelte leicht den Kopf, ohne jedoch den Blick von ihm abzuwenden. »Es war ein sehr schöner Tag. Das Wetter war strahlend. Niemand hat die Geselligkeit durch unangemessenes Betragen verdorben. Ich habe sämtliche Diener befragt, und niemand hat etwas anderes bemerkt oder gehört als die üblichen trivialen Gespräche. Das Einzige, wovon berichtet werden konnte, war eine Meinungsverschiedenheit zwischen Mr. Wall und Reverend Mr. Dabney wegen eines Krocketschlags, der angeblich eine recht erbärmliche Leistung darstellte. Es hatte nichts mit Miriam zu tun.«
    »Sie spielte selbst nicht?«
    Der Anflug eines Lächelns ging über Mrs. Stourbridges Gesicht, aber es lag keine Kritik darin.
    »Nein. Sie zog es vor zuzusehen. Ich denke, sie hat nie wirklich zu spielen gelernt und wollte es nicht gern zugeben.«
    Er wechselte das Thema. »Zu dem Kutscher, Treadwell. Er ist nicht zurückgekommen, und wie ich höre, weiß auch in seinem Fall niemand, was mit ihm geschehen sein könnte.«
    Ihre Miene verdüsterte sich. »Das ist wahr. Kein ganz zufriedenstellender junger Mann. Wir haben ihn eingestellt, weil er der Neffe der Köchin ist, einer sehr treuen und zuverlässigen Frau. Man kann sich seine Verwandtschaft nicht aussuchen.«
    »Und natürlich ist Ihre Kutsche ebenfalls verschwunden?«
    »So ist es.«
    »Ich werde Ihren Stallburschen um eine Beschreibung der Kutsche und des Fahrers bitten.« Diese Richtung der Nachforschungen schien ihm viel versprechender zu sein. »Gab es vielleicht eine Zofe, die sich besonders um Mrs. Gardiner kümmerte, wenn sie hier zu Gast war?«
    »Ja, Amelia. Wenn Sie mit ihr sprechen möchten, werde ich nach ihr schicken.«
    »Vielen Dank. Und ich

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