In Gedanken bei dir (German Edition)
Pyramid mit ihrer metallisch
glänzenden Spitze, die Bay Bridge und im glitzernden Wasser davor Nicks und
Cassies Tauchspot. Ja, dort drüben lag sein Forschungsschiff über der
Ausgrabungsstelle.
In
der leichten Brise vom Meer bereitete Nick auf der Veranda schon mal das Candle
Light Dinner vor. Die Joggingschuhe und die Surfboards schob er nach oben aufs
Sonnendeck. In der City hatte er weiße Himmelslaternen gekauft, die er über dem
Esstisch aufhängte. Die Kerzen in den Papierlaternen würden die Veranda in ein
zauberhaftes Licht tauchen und ihr Abendessen zu einem romantischen und
unvergesslichen Erlebnis machen. Cassie und er brauchten einen schönen Ort zum
Feiern, wenn sie sich das Fernsehinterview in der Spätausgabe der Eyewitness
News noch mal angesehen hatten. Auf dem gedeckten Tisch lagen weiße
Wunschkarten, geschmückt mit Blütenblättern. Cassie sollte ihre Herzenswünsche
auf die weißen Karten schreiben, sie an die Himmelslichter hängen, die sie in
den Himmel steigen ließ, und Nick würde versuchen, sie ihr alle zu erfüllen.
Okay,
jetzt noch das Sushi, das er vorhin am Union Square besorgt hatte: eine bunte
Mischung aus Nigiri-Sushis mit Lachs, Thunfisch, Hummer, Garnelen, Muscheln,
Roastbeef und exotischen Früchten, aber auch aus California Rolls, die Cassie
so liebte.
In
Cassies Regal wollte Nick nach der passenden Musik für romantische Stunden
suchen, da entdeckte er die offene CD-Hülle von Dire Straits. Die Disc lag im
Player. Hatte Cassie wieder Love over Gold gehört und dabei an Alex
gedacht?
Ihr
Ex hatte die CD vergessen, als er vor sechs Jahren seine Sachen in seinen Chevy
lud und mit unbekanntem Ziel verschwand.
Cassie
hatte keine Ahnung, wo er steckte.
Sagte
sie.
Die
Eifersucht versetzte ihm einen Stich in die Brust.
Sie
trug noch immer seinen Ring. Und sein Foto lag noch immer in der Schublade
ihres Nachttischs, zwischen der Spitze und der Seide ihrer Dessous.
Unschlüssig
starrte Nick auf die leere Hülle in seiner Hand. Schließlich drückte er die
Play-Taste.
In ihrer
ersten Nacht in Alex’ Bett in seinem Hotel in Moab hatten Cassie und er immer
wieder diese Platte gehört.
Wie
oft hatte Cassie ihm erzählt, wie sie Alex wiedergefunden hatte, nachdem sie
ihn verlassen hatte, als sein Telefon klingelte und Shyla anrief. Am nächsten
Tag war sie im Arches Nationalpark gewandert und auf den Felsen
herumgeklettert. Am späten Nachmittag erreichte sie den Delicate Arch. Die tief
stehende Abendsonne reflektierte auf dem Display eines Handys. Cassie zog es
aus einer Vertiefung im Fels. Wer hatte es verloren? Bevor der Akku zu schwach
wurde, klickte Cassie durch die Telefonlisten und Mails. Nee, oder? Das Handy
gehörte Alex. Und jetzt?
Cassie
fasste sich ein Herz und rief Shyla an. Sie war nicht Alex’ Freundin, sondern
seine Schwester, die in Sedona wohnte. Alex’ und Shylas Mom war vor kurzem
gestorben, und Alex war ins Red Rock Country gefahren, um auf andere Gedanken
zu kommen, bevor er nach Hause zurückkehrte, nach San Francisco. Shyla gab
Cassie die Adresse des Hotels, in dem ihr Bruder wohnte. Alex freute sich sehr,
Cassie wiederzusehen. Er hatte nach ihr gesucht, hatte am Delicate Arch sogar
auf sie gewartet. Dabei hatte Alex sein Handy verloren, das Cassie kurz darauf
gefunden hatte. Total
irre, oder? Sie hatten
sich nur um fünf Minuten verpasst.
Das
Gespräch an der Bar beim kühlen Bier und das romantische Abendessen auf den
rustikalen Holzbänken in der Wildnis hinter dem Hotel hätte aus einem Roman von
Nora Roberts oder Nicholas Sparks stammen können. Der weitere Verlauf des
Abends auch: Nach einem mitternächtlichen Spaziergang und einem langen Gespräch
über ihre Lebensträume landeten Cassie und Alex schließlich miteinander im
Bett. Eine Woche später kehrten beide nach San Francisco zurück, einen Monat
später zogen sie zusammen auf das Hausboot, ein Jahr später heirateten sie.
Nick
atmete tief durch. Okay, er versuchte es noch mal bei Cassie. Er wollte sie
fragen, wann sie nach Hause kam, aber sie ging nicht ran. Wo steckte sie bloß?
Nick
machte sich Sorgen.
War
das erst vorgestern gewesen, als er hinter einer Tür in der Klinik ein
Schniefen hörte? Er war auf dem Weg zu Jolie gewesen, blieb im Gang stehen und
lauschte auf das verzweifelte Weinen. Leise öffnete er die Tür der
Abstellkammer. Das Licht vom Flur beleuchtete die Regale voller Kisten und
Kartons. Medikamente, Latexhandschuhe, Mundschutze. Der Raum schien leer zu
sein. Nick
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