In Gedanken bei dir (German Edition)
ist ... bitte
entschuldige ... aber Cassies Geschichte ist wirklich bewegend ...
erschütternd. Ein absoluter Knaller! Ich werde eine Menge Leserbriefe bekommen
...«
Marlee
lächelte verkniffen.
»Okay,
Schatz, ich muss jetzt Schluss machen. Jordans Lehrerin erwartet mich in der
Schule. Wir reden heute Abend, ja? Skypst du mich nach dem Abendessen an? Denk
daran, dass du Jaycie versprochen hast, sie online ins Bett zu bringen. Ich
freue mich auf dich. Ich liebe dich. Bye.«
Eine
Weile starrte er auf das Standbild von Marlees Lächeln, dann schaltete er das
Handy aus. Als er schließlich ausstieg und den Blazer abschloss, zitterten
seine Knie, und als er den Parkplatz überquerte, um zum Visitor Center
hinüberzugehen, stolperte er fast, so entsetzlich fühlte er sich.
Im
Foyer war sie nicht. Im Restaurant auch nicht.
Alex
wollte schon zum Hubschrauberlandeplatz hinuntergehen, um dort nach ihr zu
suchen, als er sie schließlich im Gift Shop an der Kasse fand. Vor ihr lag ein
Bildband über Bären, und in der Hand hielt sie ein pinkfarbenes T-Shirt in
Kindergröße mit Glitzersternchen. Sie hatte gerade ihre Gold Card auf den
Tresen gelegt.
»Hi.«
Cassie
zuckte zusammen, als hätte er sie bei irgendwas ertappt, und drehte sich zu ihm
um. Ihr Lächeln wirkte verkrampft. »Hi.«
Neben
ihr blieb er stehen. »Das Shirt ist aber süß!«
Sie
nickte, ohne ihn dabei anzusehen, und spannte die Schultern an.
»Du
hast ein Kind«, sagte er leise, und seine Worte klangen sanft und mitfühlend.
Ihr
Blick traf ihn im Innersten. So viel Leid, so viel Angst, so viel Schmerz!
Er
traute sich kaum, die nächste Frage zu stellen: »Gibt es auch einen Vater?«
Cassie
konnte ihm nicht in die Augen sehen, und Alex spürte, dass sie noch nicht so
weit war, ihm alles anzuvertrauen. Doch als sie schließlich die Tüte mit dem
Shirt und dem Buch zu sich heranzog, sagte sie fast trotzig: »Ja, Alex, den
gibt es.«
7
Ein Flattern vor dem Fenster?
Behutsam
setzte Nick sich im Bett auf und legte die Arme um die angezogenen Knie.
Über
dem Golden Gate Park hing dichter Nebel, und die Scheibe war feucht und
beschlagen. In den Dunst waren Zeichen geschrieben, als wenn er nach dem heißen
Duschen eine Nachricht für Cassie, ein gemaltes Herz oder einen Kussabdruck,
auf dem beschlagenen Badspiegel hinterließ.
Da,
schon wieder! Irgendwas knallte gegen die Scheibe und verursachte diese
verwischten Spuren!
Ohne
Jolie zu wecken, beugte Nick sich vor, um besser sehen zu können.
Ah,
okay, es war ein kleiner Vogel, der flatternd an der beschlagenen
Fensterscheibe aufstieg und wieder niedersank. Was wollte er denn? Es schien
so, als wollte er ins Zimmer fliegen.
Da
war er wieder! Ein Lazulifink, und was für ein hübscher, ein Männchen mit
hellblauem Kopf und Rücken, orangefarbener Brust, weißem Bauch und weißer
Flügelbinde.
Er
hüpfte über die Fensterbank, blieb immer wieder stehen und schaute mit
ruckendem Köpfchen zu ihm herüber, dann startete er wieder an der Scheibe nach
oben, als suchte er nach einem Durchschlupf im Glas. Er landete und klopfte mit
dem Schnabel gegen die Scheibe, dann warf er sich erneut in die Luft und
hinterließ mit seinen Flügeln verwischte Schlieren an der beschlagenen Scheibe.
Jetzt
hüpfte er flatternd über das Fensterbrett. Nick wartete gespannt ab. War er
weg? Hey, nein, da war das niedliche Kerlchen wieder. Was wollte er bloß?
Wieder startete er durch, wieder landete er vor dem Fenster und guckte herein.
Zu ihm? Oder zu Jolie, die wie ein an den Strand geschwemmter Seestern neben
Nick auf dem Bett lag und fest schlief?
Er
legte seine Hand auf Jolies zarten Rücken und spürte unter den Fingerspitzen
ihre Atemzüge und Herzschläge. Jolie sah jünger aus, wenn sie schlief, und sie
wirkte kleiner und zerbrechlicher. Eine Hand hatte sie unter ihrer Wange zur
Faust geballt, die andere hatte sie ganz fest um ihren in eine Plastiktüte
eingeschweißten Teddy geschlungen. Sanft streichelte Nick ihren Nacken und fuhr
ihr zärtlich über den kahlen Kopf, auf dem der erste zarte Flaum spross, fein
und blond wie das Haar eines Engels. Mit den zarten Berührungen versuchte er
ihr das Gefühl von Schutz, Trost und Nähe zu vermitteln. Dass sie nicht allein
auf Mommy und Daddy wartete. Dass er immer bei ihr sein würde.
Sanft
küsste er den Menschen, der sein Leben vom ersten Augenblick an auf den Kopf
gestellt hatte. Als er sich in Cassie verliebte und sie beim ersten
Weitere Kostenlose Bücher