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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Gemüts
sei eine beiläufig zu erledigende Angelegenheit.
    »Setzen Sie sich, Mr. Holman «, sagte Shoemaker, nachdem er meine Hand aus einem
knochenzerquetschenden Händedruck entlassen hatte. »Ray Paxton hat mir gestern abend von Ihnen erzählt.« Er grinste
leicht. »Er war besorgt, weil Sie ihn bis dahin noch nicht angerufen hatten,
und ich erklärte ihm, selbst ein Genie brauchte mehr als zwölf Stunden, um eine vermißte Person zu finden. Vor allem, wenn die Vermißte zufällig Carmen Colenso ist.«
    »Jackie Erikson hat mir etwas
von Ihrer Beziehung zu Paxton erzählt, und auch, daß
Carmen ihre Ansicht während ihres Sanatoriumsaufenthalts geändert hat«, sagte ich.
    Er legte sich auf die nur ein
paar Schritt weit von meinem Sessel entfernte Couch, verschränkte die Arme
hinter dem Kopf und seufzte leise. »Das ist jedenfalls mal eine angenehme
Abwechslung! Nur los, stellen Sie Ihre Fragen, Doktor!«
    »Carmen hörte nach ein paar
Wochen im Sanatorium auf, ihren Bruder zu hassen. Sie begann zu der Ansicht zu
gelangen, daß er in bezug auf sie recht gehabt habe.
Ein Zurückschlagen des Pendels — er war jetzt die große Liebe ihres Lebens und
konnte kein Unrecht tun!«
    »Jackies Erinnerungsvermögen
ist akkurat«, sagte er.
    »Wissen Sie, warum sie aus dem
Sanatorium entflohen ist?«
    »Nein.« Er schüttelte schnell
den Kopf. »Ich sage mir die ganze Zeit über selbst, daß das ihrerseits eine
irrationale Handlung war; aber warum sollte mich das überraschen? Jeder
psychisch labile Mensch ist einer irrationalen Handlung fähig. Und trotzdem bin
ich überrascht!«
    »Jemand schickte ihr eine
Nachricht des Inhalts, daß Mitford ihrem Bruder an den Kragen wolle und daß Paxton nichts davon wisse.«
    »Ah!« Shoemakers Stimme klang
beinahe befriedigt. »Das erklärt alles. Was wissen Sie noch, Mr. Holman ?«
    »Nicht viel«, brummte ich. »Nur
Negatives. Sie ging nicht zu ihrem Bruder, weil sie wußte, daß er sie wieder
ins Sanatorium stecken würde, genau wie Sie. Sie ging auch nicht zu ihrer
Freundin Jackie Erikson. Wohin also, glauben Sie, kann sie gegangen sein?«
    »Nach Mitford suchen«, sagte er
prompt.
    »Wie steht’s mit ihrem
Ex-Ehemann Tyler Warren?«
    »Bei einer Psychopathin ist
nichts unmöglich, wenn sie unter genügend starkem Druck steht.« Er zuckte
leicht die Schultern. »Aber ich würde es für höchst unwahrscheinlich halten,
Mr. Holman . Der dominierende Grund für ihre Flucht
ist der, daß sie ihren Bruder schützen möchte. Sie hat nicht versucht, ihn zu
warnen — vielleicht weil sie annahm, er würde ihr sowieso nicht glauben — ,
deshalb würde ich vermuten, daß sie geradewegs der Quelle der Gefahr
zustrebte... Mitford.«
    »Glauben Sie, daß sie einer
weiteren Gewalttat fähig ist, wie damals, als sie ihn in den Rücken stach?« fragte
ich.
    »Warum nicht?« sagte er
gelassen.
    »Was für ein Typ Arzt ist Dedini ?«
    »Das ist eine gegen jede Ethik
verstoßende Frage, Mr. Holman .« Seine blauen Augen
blickten noch milder drein. »Aber da Sie in einer mit Ethik völlig unbelasteten
Branche tätig sind, werde ich die Frage beantworten. Dedini ist ein guter Arzt, der viel für Geld übrig hat. Deshalb leitet er dieses
Etablissement, für das unglücklicherweise eine große Nachfrage besteht, und
keiner seiner Patienten ist arm. Er ist nicht bestechlich, wenn Sie glauben
sollten, er könne Carmens Flucht arrangiert haben.«
    »Es war nur so ein Gedanke«,
sagte ich. »Würden Sie mir Carmen beschreiben? Ich meine, ihr Äußeres.«
    »Sie ist fünfundzwanzig,
dunkelhaarig, hat dunkelbraune Augen und eine kleine Narbe unter dem rechten
Auge — ein Erinnerungsstück an die Tage mit Tyler Warren. Groß — gut einen
Meter siebzig — , dabei hat sie ungefähr zwölf Pfund Untergewicht, so daß sie
im Augenblick eher hager wirkt. Vor ungefähr drei Jahren war sie fast schön,
aber man kann kein solches Leben führen wie sie, ohne daß sich das auswirkt.
Zum letztenmal habe ich sie vor vier Tagen gesehen.
Da sah sie zehn Jahre älter aus, als sie wirklich ist.«
    »Was für psychologische
Probleme hat Raymond Paxton ?« fragte ich sachlich.
    »Eine weitere gegen die Ethik
verstoßende Frage, Mr. Holman .« Er grinste schwach.
»Aber — zum Teufel — Ray hat dieselben fundamentalen Probleme wie jedermann in
seiner Situation. Er ist als Person der Öffentlichkeit zehnmal soviel Druck ausgesetzt wie ein Durchschnittsmensch. Im
Augenblick hat er den Höhepunkt in seinem Beruf erreicht,

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