Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
nicht zu
versuchen, sie herauszuziehen. Als ich ankam, hatte Mitford eine erhebliche
Menge Blut verloren und befand sich in einem Schockzustand. Ich rief Dedini an, bat ihn, seinen Privatkrankenwagen zu schicken
und einen Chirurgen ins Sanatorium zu holen.«
    »Wie stand es mit Carmen?«
    »Sie war in einem Zustand
typischer Katatonie; sie stand in einem Stupor mitten im Zimmer. Ihre
Muskulatur war so erstarrt, daß wir sie aufheben und in den Krankenwagen
hinuntertragen mußten.«
    »Das muß eine verteufelte
Situation für Paxton gewesen sein?«
    »Ray schnitt sehr gut dabei
ab«, sagte er. »Für einen Mann, der sich die ganze Zeit in nervöser Spannung
befindet, reagierte er prächtig. Ich hätte angenommen, daß er völlig
durcheinandergeraten sei, aber im Gegenteil!«
    »Noch eine Frage, Sie können es
als müßige Neugierde bezeichnen.« Ich grinste ihn kurz an. »Diese Eva Baer —
gehört sie zu dem Schwarm schöner und bereitwilliger Mädchen, die es gar nicht
erwarten können, Paxtons Sexualtrieb zu befriedigen?«
    »Keine Ahnung«, sagte er
scharf. »Möglich ist es. Sie ist so ziemlich die beste Sekretärin, die er je
hatte; das bedeutet, daß sie die ganze Zeit in seiner Nähe ist. Sie meinen doch
nicht etwa geile Neugierde, Holman ?«
    »Sie haben eine Gabe, sich
exakt auszudrücken, Doktor«, gestand ich.
    »Wenn Sie Carmen wirklich
finden—«, offensichtlich kostete es ihn Überwindung, von einem widerlichen,
geilen Burschen wie mir einen Gefallen zu erbitten, »-dann wäre ich Ihnen sehr
verbunden, wenn Sie zuerst mich benachrichtigten.«
    »Warum?«
    »Weil ich ihr Psychoanalytiker
bin und ihr besser helfen kann als irgend jemand anderer.« Er starrte mich finster an. »Ich hätte gedacht, das würde selbst
einem verkorksten Gemüt wie Ihnen einleuchten.«
    »Der Bursche, dem das Delikateßgeschäft bei mir um die Ecke gehört, kann mich
auch nicht ausstehen«, sagte ich langsam. »Aber selbst er bringt es fertig,
seine professionelle Objektivität walten zu lassen, wenn ich bei ihm eine Büchse
Tomaten kaufe.«
    Zwei rote Flecken brannten auf
seinen Wangen und ergänzten die ohnmächtige Wut, die in seinen Augen
schimmerte. »Scheren Sie sich zum Teufel«, fuhr er mich an. »Bevor ich einen
Stuhl auf Ihrem Kopf zertrümmere.«
    »Ich werde gehen«, sagte ich.
»Aber achten Sie auf das, was Sie von sich geben, Shoemaker, oder ich muß Ihrem
Psychoanalytiker Bescheid sagen.«
    Im Augenblick, bevor ich die
Tür hinter mir schloß, hörte ich einen schwachen, miauenden Laut hinter mir. Die
elegante, blonde Empfangsdame lächelte mir voller Wärme zu, als ich an ihren
Schreibtisch trat.
    »Sie waren fürs erstemal wirklich ziemlich lange beim Doktor«, sagte sie
freundlich. »Und dabei sehen Sie aus wie ein Mensch, der nicht die geringste
Sorge auf der Welt hat, Mr. Holman .«
    »Dr. Shoemaker hat gesagt, ich
soll Sie fragen, ob Sie mir behilflich sein wollen?« flüsterte ich verstohlen.
»Himmel — und das ist mir so peinlich!«
    »Natürlich bin ich bei allem
behilflich, was der Doktor wünscht«, sagte sie tolerant. »Es braucht Ihnen
nicht peinlich zu sein. Sagen Sie mir, um was es sich handelt.«
    »Na ja—«, ich scharrte mit den
Füßen, »-er sagt, es gäbe eine Methode, herauszufinden, ob ich meinen
Sexualtrieb eingebüßt habe. Wenn Sie also nichts dagegen haben, würden Sie sich
bitte ausziehen?«
    »Mich ausziehen!« Ihr Mund
öffnete sich weit genug, um erkennen zu lassen, daß ihre Mandeln aufs
fachmännischste entfernt worden waren.
    »Denn wenn ich nicht im Büro
hinter Ihnen herjage, stecke ich wirklich in der Tinte.«
    »Er ist verrückt«, flüsterte
sie. »Er hat zu lange diesen verdrehten Tröpfen zugehört, die hierherkommen,
und jetzt ist er übergeschnappt.«
    »Ich habe mich selbst ein
paarmal gewundert«, gab ich zu. »Als er zum Beispiel eine Viertelstunde lang
damit zugebracht hat, ein Bild von Buffalo Bill anzumalen.«
    Sie warf einen nervösen Blick
über ihre linke Schulter weg auf die geschlossene Tür hinter ihr. »Was hat er
getan, als Sie gingen?« zischte sie.
    »Er malte sich einen kleinen
schwarzen Schnurrbart auf die Oberlippe und stülpte sich ein schwarzes Toupet
auf den Kopf«, sagte ich. »Dann starrte er mich an und sagte so etwas wie:
>Heute meine Sekretärin — morgen die ganze Welt!< Ich dachte, es handle
sich vielleicht um eine Art Wort-Assoziationstest, aber mir fiel keine passende
Antwort ein. Gleich darauf sagte er zu mir, ich solle hier

Weitere Kostenlose Bücher