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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rich
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und gab sich die größte Mühe, nicht zu hyperventilieren. Er wusste, dass es kein richtiges Date war, nur ein freundschaftliches Treffen bei Dunkin Donuts. Trotzdem hatte er das seltsame Gefühl, dass ungeheuer viel auf dem Spiel stand.
    Er posierte ungelenk in seinem Lieblingsoutfit vor dem Spiegel: ein Pulli mit Zopfmuster und seine beigefarbene Hose.
    »Keine Sorge«, sagte er laut zu seinem aufgeregten Spiegelbild. »Du siehst toll aus!«
    »Er sieht grauenhaft aus«, sagte Vince.
    »Ich hab in meinem Leben noch keine unvorteilhafteren Klamotten gesehen«, sagte Eliza. »Sieh dir bloß mal an, wie sich die Hose an seinem Hintern aufbauscht.«
    »Schon okay«, sagte Craig. »Ich bin dran.«
    Erde – sechs Stunden und fünfundvierzig Minuten bis zum Weltuntergang
    »Ach du Scheiße!«, schrie Sam.
    Entsetzt starrte er auf seine mit Sauce bekleckerte Kleidung. Er hatte sich gerade noch die Reste seines Chicken-Vindaloo warmgemacht, als die Sauce Blasen warf und ihm Hose und Pulli bespritzte. Er wollte soeben seine Jeans anziehen, als er sein Handy klingeln hörte. Er schnappte sich seine schmutzige, beigefarbene Hose und durchwühlte die Taschen nach seinem iPhone. Sein Herz raste vor Panik: Wollte Laura ihm absagen? Er holte tief Luft und machte sich auf eine Enttäuschung gefasst.
An Sam
Von Laura
Hi, Sam! Du wirst es nicht glauben, aber das Dunkin Donuts ist abgebrannt! Wollen wir uns im Last Call zur Happy Hour treffen?
    Sam setzte sich auf das Fußende seines Bettes und seufzte tief vor Erleichterung.
An Laura
Von Sam
Bin schon unterwegs!
    Sams Magen knurrte hörbar. Er war zu nervös gewesen, um zu frühstücken oder Mittag zu essen, und für Abendbrot war jetzt keine Zeit mehr. Er überprüfte seine Frisur im Spiegel, rannte zur Tür hinaus und trottete die Straße runter zum Last Call.
    Er rannte in die Bar und sah sich nach Laura um, doch sie war noch nicht da. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten. Er ging zu einem Tisch weit hinten, setzte sich dann aber doch schnell noch einmal um, weil er fürchtete, der Tisch könne den Toiletten zu nah sein. Ein paar Minuten später merkte er, dass der neue Tisch ein kleines bisschen klebrig war. Und zog erneut um.
    »Oh Mann«, sagte Vince. »Der dreht am Rad.«
    »Warum ist er denn schon so früh da?«, fragte Eliza.
    Sie gab Lauras Namen bei Omnex ein. Sie stand noch unter der Dusche.
    »Sieh dir an, wie Sam schwitzt«, sagte Craig. »Wenn das so weitergeht, hat er eine ausgewachsene Panikattacke, noch bevor sie überhaupt auftaucht.«
    »Hey, guck mal«, sagte Vince. »Jetzt geht er endlich an die Bar.«
    Voller Hoffnung sah er, dass Sam die Cocktailkarte durchblätterte.
    »Er bestellt sich besser was Hochprozentiges.«
    Erde – fünfeinhalb Stunden bis zum Weltuntergang
    »Ich probier den Lemondrop«, sagte Sam.
    Der bärtige Barmann blickte ihn mit unverhohlener Verachtung an.
    »Den Lemondrop?«
    Sam lächelte entschuldigend. »Ich hab’s nicht so mit Alkohol.«
    Der Barmann griff unter den Tresen und zog ein staubiges, in Leder gebundenes Buch hervor. Nach ein paar Minuten Suche hatte er das Rezept gefunden.
    »Tut mir leid, wenn das ein Schwieriger ist!«, sagte Sam.
    Der Barmann ignorierte ihn und goss Zitronensaft in den Mixer. Dann gab er einfachen Sirup und drei Maraschino-Kirschen dazu. Vorsichtig schenkte er den Gin ein, doch plötzlich fiel der Stutzen von der Seagram’s-Flasche ab.
    »Scheiße«, sagte er. »Schade um den guten Gin.«
    Dann blickte er Sam kritisch an: »Hoffentlich hast du nichts gegen einen Doppelten.«
    »Natürlich nicht!«, erwiderte Sam und versuchte, möglichst nicht unhöflich zu wirken. »Danke sehr!«
    »Sehr schön«, sagte Vince. »Was meinst du, wie viel da jetzt drin ist?«
    Craig zoomte auf Sams Cocktail und analysierte dessen chemische Zusammensetzung.
    »Knapp hundert Milliliter«, verkündete er.
    Vince und Eliza applaudierten.
    »Und das auf nüchternen Magen«, merkte Craig an.
    Plötzlich wurde es mucksmäuschenstill in der Kabine – endlich war Laura eingetroffen. Die Engel beobachteten andächtig, wie sich die beiden Menschen umarmten und lachten, sich gegenseitig von ihrem langweiligen Tag erzählten.
    »Ich kann nicht fassen, dass sie immer noch diese schreckliche Jeans anhat«, flüsterte Eliza. »Hat sie denn keinen Funken Selbstachtung?«
    »Ihr Hintern sieht aus wie ein Spinnennetz«, sagte Vince.
    »Ruhe«, sagte Craig. »Ich will nichts verpassen.«
    Er drehte die Lautstärke bis zum

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