In Gottes Namen. Amen!
Gänge ihrer Highschool. Sie kam irgendwohin zu spät – möglicherweise zur Hochzeit ihrer Schwester. Und jemand hatte die Flure durch Bürgersteige ersetzt, was äußerst unbequem war. Sie versuchte, eine Leiter aus Eiszapfen hochzuklettern, als sie merkte, wie jemand ihre Fußgelenke packte. Sie blickte nach unten und entdeckte eine müde, dünne Frau mit braunen Ponyfransen auf der Stirn. Sie hatte Kaffeeflecken auf der Kleidung, und ihre Wimperntusche war verschmiert. Trotzdem hatte sie etwas Faszinierendes. Ihre blauen Augen schienen unnatürlich strahlend, und ihre blasse Haut sah fast aus, als würde sie leuchten.
»Kenne ich Sie?«, fragte Laura.
Die Frau streckte verlegen ihre Hand aus.
»Ich bin Eliza«, sagte sie. »Tut mir leid – ich hab so was noch nie gemacht.« Sie räusperte sich. »Ich bin ein Engel.«
»Oh, verstehe«, sagte Laura. »Dann ist das ein …«
Eliza nickte. »Ja. Hör zu … können wir uns irgendwo unterhalten?«
Laura führte sie die Third Avenue entlang in die Cafeteria ihrer Highschool. Sie setzten sich einander gegenüber, und Eliza fasste die Situation so gut sie konnte zusammen. Als sie fertig war, war sie fast außer Atem.
»Warum wir?«, fragte Laura.
»Hab ich doch schon gesagt«, sagte Eliza, »weil ihr beide darum gebetet habt, zusammen sein zu dürfen.«
Sie fasste der Frau an den Ellbogen.
»Geh auf ihn zu«, flehte sie. »Du musst es tun. Alles hängt davon ab. Sam mag dich, aber er ist zu schüchtern, und euch läuft die Zeit davon.«
Laura grinste spöttisch. »Warum unternimmst du denn nichts?«
»Was meinst du?«
»Wegen Craig. Du stehst doch auf ihn. Du hast ihn als Genie bezeichnet. Gleich zweimal.«
»Craig ist nur ein Kollege«, sagte sie defensiv. »Und außerdem – hier geht es nicht um mich.«
»Warum fragst du ihn nicht, ob er mit dir ausgehen will?«, drängte Laura weiter. »Sag: ›Komm, wir machen mal Pause von diesem ganzen Engelkram und gehen zusammen aus.‹ Wir haben das Jahr 2012. Du musst nicht warten, bis er von selbst drauf kommt.«
Eliza kaute an ihrem Daumennagel.
»Okay«, sagte sie. »Wie sieht’s aus? Du und Sam, ihr kriegt das morgen zusammen hin – die Welt geht nicht unter –, und ich verabrede mich mit Craig.«
Laura schüttelte Eliza zum Spaß die Hand, aber als sie dem Engel in die blutunterlaufenen Augen blickte, wurde sie bleich.
»Oh Gott«, flüsterte sie. »Das ist die Wirklichkeit.«
Eliza drückte fest ihre Finger. »Das ist die Wirklichkeit«, sagte sie.
Eine Autowerbung dröhnte durch die Lautsprecheranlage der Schule.
»1-877-KARS4KIDS, K-A-R-S KARS4KIDS …«
Laura rollte sich herum, öffnete die Augen und schlug auf den Wecker, um die Schlummerfunktion auszuschalten.
Ihr Bettzeug war schweißnass.
Sie fragte sich, wovon sie geträumt hatte.
Eliza ging um sechs Uhr früh zur Arbeit, aber Craig war schon da.
»Konntest du schlafen?«, fragte sie.
Craig schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich.«
Er sah sich etwas auf seinem Computer an, sein Gesichtsausdruck war gereizt.
»Was machst du da?«, fragte sie.
»Recherchieren.«
Sie setzte sich neben ihn. Auf dem Bildschirm tanzte Sam allein in seiner Wohnung zu einem Song von ABBA . Er war vollkommen nackt.
Sie verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht, inwiefern es uns weiterhilft, wenn wir uns das ansehen.«
»Ich weiß, ist ganz schön hart«, pflichtete ihr Craig bei. »Aber wir müssen so viel wie möglich über diese Menschen in Erfahrung bringen. Jede Einsicht in ihren Charakter kann uns helfen.«
Er deutete auf Sams kreisenden Körper. »Zum Beispiel wissen wir jetzt, dass Sam gerne tanzt. Aber wir wissen auch, dass er’s nicht kann. Das bedeutet, wir müssen verhindern, dass er vor Laura tanzt – wenn möglich.«
»Beim Sex ist er auch eine Niete«, unterbrach Vince.
Craig und Eliza sahen ihn an.
»Woher weißt du das?«, fragte Craig.
»Ich bin gestern Nacht noch einmal den Server durchgegangen«, sagte Vince, »und habe mir sämtliche sexuellen Begegnungen angesehen, die er je hatte.«
»Wow«, sagte Eliza. »Wie lange hat das gedauert?«
Vince schmunzelte. »Nicht lang.«
Eliza verzog angewidert das Gesicht. »Wie war’s?«
»Schrecklich«, sagte Vince. »Ehrlich, das gehört zum Verstörendsten, was ich je gesehen habe. Dabei hab ich mir sogar den Zweiten Weltkrieg fast vollständig angeguckt.«
»Was war denn so schlimm?«
»Ich erspare euch die Einzelheiten. Sagen wir mal, es fehlt ihm an Selbstvertrauen.«
Er
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