In Gottes Namen. Amen!
Streik gäbe, wäre ich gar nicht hier vorbeigekommen!«
»Ich weiß! Das ist so ein … Zufall!«
Einen Augenblick blieben sie schweigend voreinander stehen.
»Na ja«, sagte er, »dann gehe ich wohl mal weiter.«
»Oh«, sagte sie, und ihrer Stimme war die Enttäuschung deutlich anzuhören. »War schön, dich wieder getroffen zu haben.«
»Ebenso! Na ja … man sieht sich.«
»Ja! Na klar, man sieht sich.«
Sie umarmten einander ungeschickt, die Arme dabei fast gestreckt.
»Tschüss!«, sagte Sam.
Er wollte gerade weggehen, als ihm ein riesengroßer Eisbrocken ins Gesicht schlug.
»Scheiße!«
Er fiel hin, schrie vor Angst und Schmerzen. »Oh, Scheiße!«
Laura kniete sich neben ihn. »Oh Gott, Sam – alles klar?«
»Nein!«
»Was um Himmels willen war das?«
»Hat sich angefühlt wie ein verfluchtes Messer!«
Sie entdeckte einen Eiszapfen an seinem Gesicht.
»Das Ding da muss es gewesen sein«, sagte sie und hob den glitzernden Zapfen auf.
Sams Augenlider flatterten; er war kurz davor, ohnmächtig zu werden.
»Lass mich mal deine Wange sehen«, sagte Laura und schälte Sams Finger von seinem Gesicht. »Ach, du liebe Güte … du blutest.«
»Echt?«, schrie Sam mit schriller Stimme. »Oh Gott!«
»Schon okay«, sagte sie. »So schlimm ist es nicht.«
Sie rieb mit dem Finger über die Wunde. Diese war klein, aber um sie herum hatte sich die Haut bereits verfärbt.
»Wahrscheinlich bekommst du ein Veilchen«, sagte sie. »Aber in ein oder zwei Tagen ist das wieder in Ordnung.«
Sam senkte den Blick. Es sah aus, als würde er rot werden, auch wenn das bei seinem scheckigen Gesicht schwer festzustellen war.
»Tut mir leid, dass ich ausgeflippt bin«, murmelte er.
»Das ist schon in Ordnung – wäre ich auch! Das Ding ist groß wie ein Schwert.«
Sie blieben einen Augenblick schweigend sitzen. Der schneegesprenkelte Bürgersteig glitzerte im Sonnenlicht, und über ihnen erschien ein verschwommener Regenbogen. Sam nahm Blickkontakt zu Laura auf, und sie schlug nervös die Augen nieder.
»Hey«, wagte er sich vor, »vielleicht können wir mal einen Kaffee zusammen trinken? Ich meine … irgendwo im Warmen.«
Laura lachte. »Ja«, sagte sie. »Das wäre schön.«
Auf der anderen Straßenseite explodierte plötzlich ein Hydrant. Sam lachte. Er wusste, dass es verrückt war, aber irgendwie schien es ein Zeichen zu sein.
»Noch eine Runde!«, schrie Vince.
Craig nickte und schenkte drei Gläser Bourbon ein.
»Die Sirene am Ende war echt hübsch«, sagte Vince.
Craig grinste. »Ich konnte nicht widerstehen.«
»Und Eliza, der Eiszapfen war krass.«
»Danke«, sagte sie. »Ich wollte ihm nicht wehtun, aber mir blieb keine andere Wahl. Er war dabei, sich zu verdrücken.«
Vince nickte. »So ein verdammtes Weichei.«
»Hey, komm schon«, sagte Craig. »Er hat sie immerhin um ein Date gebeten, oder? Dafür braucht es schon eine große Portion Mut.«
»Er hat sie um kein ›Date‹ gebeten«, sagte Eliza. »Er hat sie gefragt, ob sie ›mal einen Kaffee zusammen trinken‹ wollen.«
»Das ist doch ein Date«, sagte Craig.
»Ist es nicht! Wenn man jemanden um ein Date bittet, fragt man: ›Hast du Lust, mit mir auszugehen?‹ Und nicht: ›Wollen wir mal einen Kaffee zusammen trinken?‹ Ich meine, das fragst du mich mindestens fünfmal am Tag.«
Craig wurde rot. Einen Augenblick später Eliza ebenfalls.
»Na schön«, sagte Vince und grinste verschlagen. »Immerhin kommen wir voran.«
Er legte ihnen die Arme um die Schultern und hob sein Glas. »Auf die Liebe!«
»Auf die Liebe«, murmelten sie.
Sie tranken aus, und Vince schenkte sofort nach. Ihre Hände zitterten noch nach dem Stress der vergangenen fünfzehn Minuten. Sie hatten tagelang nonstop gearbeitet – hatten Grippeviren verbreitet, Gewitterwolken manipuliert, Eiszapfen geschmolzen –, und beinahe hätten es die beiden Menschen wieder vermasselt.
»Die Vernichtung ist für morgen angesetzt«, sagte Craig. »Mitternacht, Eastern Standard Time. Sam und Lauras Date … na ja, egal, wie man es nennen will. Das muss gut laufen.«
Vince und Eliza nickten feierlich.
»Geht schlafen«, sagte Craig. »Morgen ist ein großer Tag.«
Vince zog sein Jackett über, und Craig folgte ihm zu den Fahrstühlen.
»Kommst du?«, fragte er Eliza.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bleib noch ein paar Minuten. Ich muss mich noch um was kümmern.«
Erde – dreiundzwanzig Stunden bis zum Weltuntergang
Laura rannte verzweifelt durch die
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