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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Ellie Danzinger verließ.«
    Zwischen zwei Schluchzern nickt sie. Rückblickend ist ihr das vermutlich selbst aufgefallen.
    Sie könnte sich nichts Abstoßenderes, nichts Ekelhafteres vorstellen, hatte sie gesagt. Ein wenig zu persönlich, zu betroffen für einen Bericht aus zweiter Hand.
    »Natalia hat Sie nach Paris geschickt«, sage ich. »Am Mittwoch dieser Woche. Wahrscheinlich entsprach Ihr Zustand so ziemlich dem, wie Sie ihn mir beschrieben haben – Sie waren völlig durch den Wind. Ein Häufchen Elend. Sie wussten nicht mehr, was um Sie herum vorging. Sie wussten nicht, was kommen würde.«
    »Nein, das wusste ich nicht.« Sie blickt mich an. »Ein Häufchen Elend ist der richtige Ausdruck. Ich war verwirrt, völlig verängstigt und stand zu diesem Zeitpunkt auch unter starken Medikamenten. Ich war ein Zombie, als ich in dieses Flugzeug stieg.«
    Ich glaube ihr. Anders ist es schwer vorzustellen. »Sie haben sich keine Sorgen wegen dem Pass gemacht?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Das – das hätte ich vermutlich tun sollen – aber ich habe es nicht.«
    Und dann war sie in Frankreich, in Sicherheit, weil ein französischer Staatsbürger nicht ausgeliefert werden konnte.
    Natalia Lake hatte alles meisterlich eingefädelt. Sie hatte dafür gesorgt, dass Koslenko Ellies Leiche zu Burgos’ Haus schaffte, sie hatte einen Pakt des Stillschweigens mit Professor Albany geschlossen, und sie hatte Glück, unvorstellbares Glück, als Burgos mit seiner Mordserie begann.
    Aber Natalia hatte mehr getan, als nur einen Mord zu vertuschen. Sie hatte auch einen Mord befohlen. Leo Koslenko hat den Befehl ausgeführt, er hatte das arme Mädchen bis zur Unkenntlichkeit verprügelt und dann genauso wie Ellie vor Burgos’ Hintertür deponiert.
    Anschließend hatte Natalia meinen Boss, den Bezirksstaatsanwalt dazu gebracht, die Ermittlungen in Cassies Fall einzustellen, so dass niemand einen zu genauen Blick darauf – oder auf die Leiche – warf.
    Cassie hat mich gerettet, hatte Burgos gesagt. Er war davon ausgegangen, dass der letzte Mord in der ersten Strophe bedeutete, er müsste sich selbst töten. Das legten die Zeilen des Liedes nahe – schieb’s zwischen die Zähne und drücke fröhlich ab -, die Tyler Skye selbst befolgt hatte, indem er sich eine Pistole in den Mund steckte. Aber ganz offensichtlich wollte Burgos sich nicht umbringen. Er zögerte es zwei Tage hinaus. Vielleicht hatte er es nie wirklich vor. Aber dann bescherte ihm Gott plötzlich ein Wunder: Terry fand eine von schweren Schlägen entstellte weibliche Leiche auf seiner Hintertreppe, genau dort, wo Gott auch Ellie Danzinger für ihn abgelegt hatte. Er konnte diese Entwicklung nicht mit Tyler Skyes Levitikus-Zitat in Einklang bringen, also durchstöberte er die Bibel, bis er eine Passage über eine Steinigung fand, die noch am besten auf das passte, was der Frau in seinem Hinterhof zugestoßen war. Er strich die Levitikus-Stelle auf seiner Liste durch und ersetzte sie durch die aus dem Deuteronomium. Und schoss der Leiche anschließend auch noch eine Kugel durch den Kopf, um sicherheitshalber die Übereinstimmung mit Levitikus und dem Songtext zu gewährleisten.
    Wie alle anderen glaubte auch Burgos, die Leiche in seinem Hinterhof sei Cassie. Warum auch nicht? Ihr Gesicht war zwar so gut wie völlig zerstört, aber in ihren Taschen fanden sich der Führerschein und die Kreditkarten von Cassandra Bentley.
    Das reichte uns damals natürlich nicht als Identifikation aus. Ein Familienmitglied musste sie persönlich identifizieren. Wofür sich damals im Leichenschauhaus natürlich Natalia zur Verfügung stellte – und nicht ihr Ehemann.
    Aber auch das reichte uns nicht. Da das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen war und im Computer keine Fingerabdrücke zum Vergleich vorlagen, unternahmen wir den nächsten Schritt. Wir besorgten uns die zahnärztlichen Unterlagen.
    Als ich an jenem Sonntag im Krankenhaus erwachte, am Tag nachdem wir Shelly befreit hatten, rief ich meinen Zahnarzt Dr. Morse an. Er erklärte mir, dass 1989 die meisten Zahnärzte noch keine digitalisierten Unterlagen im Computer hatten. Sie verwahrten die Röntgenbilder einfach in Ordnern, die mit dem Namen des jeweiligen Patienten versehen waren.
    Wenn im Jahre 1989 jemand in seine Praxis eingebrochen wäre und Röntgenbilder aus zwei Ordnern vertauscht hätte – etwa die Bilder einer Schwester gegen die der anderen -, dann hätte das laut Dr. Morse niemand bemerkt. Vermutlich hätte

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