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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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Tanzfläche stand, sie hatten den blöden Hühnerschnabel auf den Kopf geschoben wie eine Sonnenbrille, und um sie herum standen ihre Freundinnen und redeten auf sie ein.
    »Ich kann jetzt nicht«, schrie Cara Vitali zu. »Tut mir leid. Ich muss zu meiner Schwester.«
    Er hob die Hände, wahrscheinlich hatte er kein Wort verstanden. »Später«, rief er und tanzte einfach weiter. Cara wäre gerne stehen geblieben, um zu sehen, wie er tanzte, um herauszufinden, wie er überhaupt so war, wenn er keine Beete umgrub oder Unkraut jätete. Aber dazu war keine Zeit.
    Die Stimmung drohte zu kippen und Cara musste sie retten und musste Helena wieder aufbauen. Sie war schließlich für die Hen-Night verantwortlich.

 
    mein leeres rotes buch
     
    mein leeres rotes buch
    jeden abend schlage ich es auf
    schlage es wieder zu
    schreibe nichts
    denke
    schreib alles auf, schreib
    einfach
    aber das ist es nicht

3
    »Wir lassen uns doch von der blöden Kuh nicht die Laune verderben«, schrie Viola.
    »Auf keinen Fall«, brüllte May. »Das will sie doch nur.«
    »Wie sie mit mir gesprochen hat«, rief Helena. »Das war einfach … daneben, oder?«
    »Na und?«, erwiderte Julia. »Hey, mir ist gerade eine neue Aufgabe für dich eingefallen!«
    »Du hast doch schon«, schrie Jacky.
    »Ich zieh die erste Aufgabe zurück. Du gehst jetzt zum DJ und wünschst dir …«, Julia zog einen Zettel aus der Handtasche und kritzelte etwas darauf, »… diesen Song. Lass dich nicht abwimmeln, hörst du? Du schaffst das schon. Und setz deinen Hühnerschnabel auf!«
    »Ich hab keine Lust mehr«, schrie Helena.
    »Egal«, brüllte Julia zurück. »Du musst!«
    Zu Caras Erstaunen schob sich Helena daraufhin wirklich den Schnabel über die Nase und ging widerspruchslos zum DJ. Sie redete bestimmt fünf Minuten auf ihn ein, bis er die Musik ausfaden ließ und zum Mikrofon griff. »Die schöne Helena feiert heute Junggesellinnenabschied«, erklärte er. »Und deshalb gibt es jetzt ein spezielles Lied, nur für sie.«
    Und dann spielte er »Lass die Leute reden« von den Ärzten – allerdings in einer Techno-Version.
    Schon bei den ersten Takten hellte sich Helenas Gesicht auf. Und am Schluss stürmte sie mit den anderen auf die Tanzfläche und sang laut mit. Und Cara tanzte neben ihr und sang noch lauter und war erleichtert.
    Das hätte auch schiefgehen können.
    Sie hatten gerade noch die Kurve gekriegt.
    Nach dem Song spendierte Helena noch eine Runde Wodka-Orange. Danach beschlossen sie, in die Melody Bar zu gehen, die vor zwei Wochen aufgemacht hatte. Beim Rausgehen blickte sich Cara nach Mareike um, aber sie war nirgends zu sehen. Auch Vitali entdeckte sie nicht mehr. Wahrscheinlich steckte er irgendwo im Gewühl auf der Tanzfläche, über die jetzt künstlicher Nebel wallte. Oder er war nach Hause gegangen. Wompsipwompsipwompsip dröhnte der Bass in Caras Magen.
    »Suchst du jemanden?«, schrie May.
    Cara schüttelte den Kopf.
    Draußen war die Luft kühl und klar. Caras Ohren rauschten und piepsten wie ein Radio auf der Suche nach einem Sender. »Wie hältst du das aus?«, fragte sie Viola, die neben ihr ging.
    »Was?«
    »Diesen Lärm. Du spielst Cello und stehst auf klassische Musik, das muss doch für dich voll der Horrortrip sein.«
    »Ich find House manchmal ganz gut«, sagte Viola. »Man spürt es im ganzen Körper, das ist ein tolles Gefühl. So lebendig.« Sie lächelte ihr stilles Madonnenlächeln. Ihre Haare fielen glatt und glänzend über ihre Schultern, als hätte sie sich den ganzen Abend noch nicht bewegt.
    »Wollt ihr eigentlich auch bald heiraten, du und Benny?«, fragte Cara, aber Viola antwortete nicht, wahrscheinlich hatte sie sie nicht gehört. Ist ja auch egal, dachte Cara und beschleunigte ihre Schritte, um zu Helena und Jacky aufzuschließen, aber dann antwortete Viola doch. »Wir haben uns getrennt«, sagte sie leise, und als Cara in ihr Gesicht blickte, sah sie, dass sie weinte. Die Tränen liefen über ihre hohen, blassen Wangen wie Glasperlen, sie machten sie noch schöner.
    »Oje, Viola«, sagte Cara hilflos. »Das tut mir aber leid.«
    »Ist schon gut«, sagte Viola, obwohl sie immer noch weinte. »Ich hab mich von ihm getrennt. Es ging einfach nicht mehr. Aber wir waren so lange zusammen, ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, dass es vorbei ist …«
    »Oje«, sagte Cara noch einmal und wollte fragen, warum sich Viola nach so vielen Jahren von ihrem Freund getrennt hatte, und überlegte, ob sie sie

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