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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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May und sah Tom dabei unverwandt ins Gesicht.
    Sei doch still, dachte Cara. Merkst du nicht, dass es Helena peinlich ist? Merkst du nicht, dass sie nicht drüber reden will? Merkst du eigentlich gar nichts?
    »Die spinnt doch«, meinte Tom. »Mareike … wer war das? Kenn ich die?«
    »Natürlich kennst du die«, sagte May und starrte ihn immer noch an, mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht. »Mareike Bockmann. Sie war bei uns in der Stufe.«
    Tom zuckte mit den Schultern. »Sagt mir jetzt nichts.«
    Helena zog die Augen zusammen, als habe sie Kopfschmerzen.
    »Ich will nicht mehr ins Extra Dry«, meinte Cara. »Wie wär’s denn, wenn wir hier noch was trinken und dann wieder nach Hause ziehen? Ich hab noch was zum Essen vorbereitet …«
    »O super! Essen!«, sagte Ronja sehnsüchtig. »Ich bin dafür.«
    »Cool«, meinte Jacky. »Die Prüfung, die ich mir für Helena ausgedacht habe, funktioniert nämlich nur zu Hause.«
    »Da bin ich aber gespannt«, meinte Helena.
    »Ich auch«, sagte Tom.
    »Du kommst aber nicht mit«, erklärte Helena.
    »Schon klar.« Nun küssten sie sich wieder und dann bestellte Helena noch eine Runde.
    Cara ging aufs Klo. Sie hatte sich gerade hingesetzt, als sie in der Nachbarkabine Würgegeräusche hörte. Ganz leise, aber unüberhörbar. Da übergab sich jemand.
    Sie rührte sich nicht, sie blieb sitzen, bis sie hörte, wie nebenan abgespült und aufgeschlossen wurde, dann entriegelte sie lautlos auch ihre eigene Kabine und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Blickte hinaus und sah Ronja, die sich die Hände wusch, das Gesicht im Spiegel fahl und weiß. Nun schminkte sie sich die Lippen, das machte das Ganze allerdings nicht besser, es sah aus, als ob sie aus dem Mund blutete.
    Also doch. Von wegen – Essen, o super! Statt zu hungern, war Ronja einfach dazu übergegangen, alles wieder auszukotzen, was sie zu sich nahm. Dabei hatte sie im letzten Jahr eine Therapie begonnen und ihre Magersucht angeblich überwunden.
    Schade. Mit ihren dunkelroten Locken, ihren Sommersprossen und den grünen Augen hätte Ronja einfach super ausgesehen, wenn sich die Haut nicht so über ihre Wangenknochen gespannt hätte und ihre Arme nicht dünn wie Stricknadeln gewesen wären. Wie kann man nur sein eigenes Leben so zerstören, dachte Cara. Und wäre am liebsten zu ihr gegangen und hätte sie umarmt, aus lauter Mitleid. Aber das war jetzt genauso undenkbar wie vorhin bei Viola. Ronja war Helenas Freundin, mit Cara verband sie so gut wie gar nichts.
    Als sie zurückkam, hatten die anderen die Bar bereits verlassen. Nur Tom stand noch am Tresen mit seinem Whiskyglas in der Hand. Cara winkte ihm zu, aber er bemerkte es nicht, weil plötzlich May neben ihm auftauchte. Cara sah, wie sie ihre Hand auf Toms Arm legte, in einer seltsam vertrauten Geste, wie sie ihn anlächelte, ein strahlendes, falsches Heidi-Klum-Lächeln.
    Aber Tom lächelte nicht zurück, und als May jetzt etwas zu ihm sagte, verzog sich sein Gesicht, er wirkte total genervt. Er schüttelte Mays Hand ab wie eine Spinne und sah einen Moment lang so aus, als wollte er sie schlagen. May wich erschrocken einen Schritt zurück. Und hob die Hand, ihr Mittelfinger schoss nach oben, dann stöckelte sie weg, an Cara vorbei, ohne sie zu bemerken. Sie schwankte und daran waren bestimmt nicht nur die High Heels schuld.
    Cara suchte wieder Toms Blick, aber er hatte sich abgewandt, sie konnte sein Gesicht nicht sehen.
    »Wo bleibst du denn so lange?«, fragte Helena, als sie endlich zu ihnen stieß. »Wir wollten gerade nach dir gucken, ob du vielleicht auf dem Klo eingeschlafen bist. Ist dir schlecht?«
    »Nee, bei mir ist alles klar«, sagte Cara.
    May zündete sich eine Zigarette an. Ihre Hände zitterten vor Aufregung oder weil sie so betrunken war. Ronja starrte auf den Boden, als suchte sie dort etwas.
    »Wie sieht’s aus, sollen wir?«, fragte Helena. »Du kannst mir ja auf dem Weg schon mal erzählen, was du dir für mich ausgedacht hast, Jacky.«
    »Das erfährst du früh genug. Aber May war auch noch nicht dran.«
    Ich will gar nicht wissen, wie Mays Aufgabe aussieht, dachte Cara und Helena schien dasselbe zu denken, jedenfalls fragte sie May nicht nach ihrer Idee.
    »May, hallo, bist du noch da?«, fragte Jacky.
    May zog an ihrer Zigarette und lächelte schief. »Diese Scheißabsätze bringen mich um«, sagte sie zusammenhanglos. »Meine Füße tun verdammt weh.«
    »In so was könnte ich auch nicht laufen. Wusstest du, dass High Heels

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