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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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entgeistert.
    »Du hast Drogen genommen, Viola?«, fragte Helena.
    »Das müsst ihr echt ausprobieren«, meinte Viola. »Das Zeug ist der Hammer. Und hinterher spürst du nichts, keine Kopfschmerzen, keine Übelkeit.«
    »Echt?« Helena legte den Kopf schief. »Ich weiß nicht.«
    »Danke, nicht mit mir«, meinte Julia.
    »Probier’s aus, Julia«, sagte Jacky. »Mach dich mal locker.«
    Julia runzelte die Stirn. Lockerheit war nun wirklich nicht ihre Stärke.
    »Also, ich bin dabei«, sagte Helena. »Aber nur wenn ihr mir versprecht, dass einem davon wirklich nicht schlecht wird.«
    »Ganz bestimmt nicht. Das Zeug ist enorm«, sagte Viola und wollte sich eine Pille nehmen, aber Jacky zog die Schachtel weg. »Helena zuerst«, sagte sie.
    Nach Helena griffen sie alle zu, sogar Julia. »Und du, Cara?«, fragte Jacky.
    »Lieber nicht.« Eine musste schließlich einen kühlen Kopf bewahren und sie war für die Party verantwortlich.
    »Na, komm schon«, ermunterte Jacky sie.
    »Na, komm schon«, sagte auch Helena. »Wenn ich mich traue, kannst du es auch.«
    Cara zuckte mit den Schultern. »Auf deine Verantwortung.«
    »Runter damit!«, befahl Jacky.
    Sie schluckten alle gleichzeitig und spülten mit Bier nach.
    »Gute Reise«, sagte Jacky und schloss die Augen. »Ich fühl mich jetzt schon so leicht und frei.«
    »Ich merke noch gar nichts«, sagte May. »Ihr?«
    Cara schloss ebenfalls die Augen. Sie hörte Helena neben sich atmen. Eins der Mädchen kicherte. Cara spürte nichts, keine Leichtigkeit, keine Veränderung. Wahrscheinlich war sie zu ungeduldig. Oder einfach nicht sensibel genug.
    Sie stand auf, ging in die Küche, machte die Hühnersuppe heiß und brachte sie ins Wohnzimmer.
    »Hellblau steht mir überhaupt nicht«, jammerte May gerade. »Zu mir passen nur warme Farben.«
    Helena hatte sich gewünscht, dass ihre Brautjungfern alle die gleichen Kleider tragen sollten. Sie hatten es auch versucht, Cara war dreimal mit den anderen nach Düsseldorf gefahren, um das Outfit auszusuchen. Aber es ging nicht. Ihre Geschmäcker waren einfach zu verschieden.
    Julia war für ein eng anliegendes Oberteil mit einem weiten, schwingenden Rock, Viola wollte ein schlichtes Etuikleid, für May kam nur ein Minikleid infrage und Jacky plädierte für einen Hosenanzug. Nach langem Hin und Her hatten sie sich immerhin auf Hellblau als gemeinsame Farbe geeinigt, aber das gefiel May nun auch nicht mehr.
    »Warum können wir nicht einfach tragen, was wir wollen?«, meuterte sie jetzt.
    »Aber dann sieht man doch gar nicht mehr, dass wir zusammengehören«, sagte Ronja.
    May wollte etwas entgegnen, aber Helena war schneller.
    »Spürt ihr schon was?«, fragte sie. »Von der Pille, meine ich.«
    »Es dauert eine Weile, bis man es spürt«, sagte Viola. »War letzte Woche auch so.«
    »Ah, Suppe!«, rief Ronja. »Cara, du bist ein Schatz. Ich sterbe vor Hunger.«
    Hinterher trug Cara die leeren Suppenteller wieder in die Küche. Sie schüttete Sekt aus halbvollen Gläsern in den Ausguss, holte Chipstüten und Knabbereien aus dem Schrank und stellte die Spülmaschine an. Nebenan hörte sie Helena und ihre Freundinnen lachen. Ob das die Wirkung der Pillen war? Sie selbst merkte immer noch nichts, überhaupt nichts.
    Aus irgendeinem Grund musste sie plötzlich wieder an Vitali denken. Und wie er getanzt hatte. Ob er alleine im Extra Dry gewesen war? Oder mit seinen Russenfreunden? Sie wusste so wenig über ihn. »Ist doch auch ganz egal«, murmelte Cara.
    Als sie mit einem Tablett voller Espressotassen ins Wohnzimmer zurückkam, empfingen sie die Mädchen mit glasigen Augen.
    »Cara, Schätzchen. Das Zeug ist großartig«, sagte Helena und umarmte sie. »Ich fühl mich federleicht.«
    Ronja erhob sich und wankte mit unsicheren Schritten aufs Klo, wahrscheinlich um sich zu übergeben, sie hatte immerhin einen ganzen Teller Hühnersuppe gegessen.
    »Wie ist es denn bei dir?«, fragte Helena.
    »Keine Ahnung. Ich fühl mich wie immer. Vielleicht war meine Pille ja ein Placebo.«
    »Placebo, meine Fresse«, murrte Jacky. »Wenn du wüsstest, was ich für das Zeug hingeblättert habe.«
    Cara zuckte mit den Schultern. »Will jemand einen Kaffee?«
    »Her damit!« May und Jacky nahmen eine Tasse vom Tablett.
    »Du bist ein Goldstück, Cara.« Auch Helena nahm sich einen Espresso.
    »Für mich nicht«, sagte Viola. »Komisch, ich bin überhaupt nicht müde. Normalerweise bin ich um zwölf im Bett. Das muss diese Pille sein.«
    »Ich sag’s doch,

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