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In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

Titel: In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burnside
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Vielleicht fand sie es auch nur schade, wie schwierig sich die ganze Situation gestaltete. » Ich verstehe nicht.« Sie starrte mich an, weniger verärgert als vielmehr betroffen. » Ich meine … Sie sind doch gerade erst angekommen.«
    » Ja. Tut mir leid, dass ich zu spät kam, um …« Es war hoffnungslos. Was sollte ich sagen? Am liebsten hätte ich nur ihre Hand geschüttelt und wäre wieder gegangen.
    » Er hat auf Sie gewartet«, sagte sie. » Er hat sich größte Mühe gegeben, lang genug durchzuhalten. Selbst den Schwestern ist das aufgefallen.« Sie schüttelte verwundert den Kopf, vermutlich über Arild Frederiksens Zähigkeit – und auch, nahm ich an, angesichts meiner offenkundigen Hartherzigkeit. Für sie war es einfach: Mein Vater hatte im Sterben gelegen, und ich war an sein Bett geeilt. Nur hatte ich mich nicht genügend beeilt – vielleicht auch überhaupt nicht. » Wir hatten gehofft, Sie wären schon gestern Abend gekommen«, sagte sie noch einmal, und diesmal war es ein Vorwurf. Sie musterte mich nun aufmerksam, studierte mich, als hätte sie gerade eine neue Lebensform entdeckt, mit der sie noch nicht recht vertraut war – und mich überkam eine plötzliche Vorahnung, fast so, als wäre man mit jemandem zusammen, der etwas sagen möchte, was man nicht hören will. Mit einer ernsthaften Person, die anhebt, etwas zu sagen, die richtigen Worten aber noch nicht gefunden hat. Jemand, der vielleicht die Hand ausstreckt und einen berührt, jemand, der vielleicht nach einem Arm, einer Hand greift. Ich machte einen Schritt zurück, und sie spürte, was ich empfand. Sie spürte, dass ich nicht berührt werden oder mir ein schlechtes Gewissen einreden lassen wollte, und sie beschloss, zuvorkommend zu sein. » Ich dachte nur«, sagte sie, » wenn Sie nirgendwohin müssen, könnten wir vielleicht einen Kaffee zusammen trinken. Und dass Sie jetzt, wo Sie schon mal da sind, vielleicht ein wenig reden wollen.«
    » Worüber denn?« Ich wusste wirklich nicht, was sie meinte. Sie hatte gesagt, was gesagt werden musste, und mehr gab es eigentlich auch nicht zu sagen. Worüber sollten wir also reden?
    » Nun«, sagte sie , und ich merkte ihr an, wie sehr meine Frage sie überraschte. » Ich könnte Ihnen erzählen … Ich dachte, Sie möchten vielleicht etwas über ihn erfahren, da Sie nie Gelegenheit hatten, ihn kennenzulernen … Natürlich nur, wenn Sie Zeit dafür haben.« In ihrer Stimme schwang eine leichte Verstimmung mit, die aber war nicht aufgesetzt – wenn überhaupt, versuchte sie sogar eher ihre Gefühle zu verbergen. Es machte ihr zu schaffen, dass ich so lang für diesen Besuch gebraucht hatte, und noch stärker setzte ihr zu, dass ich so bald wieder fahren wollte, dennoch bemühte sie sich, nicht den Eindruck zu erwecken, als urteilte sie vorschnell über mein Tun. » Ich meinte, Sie möchten vielleicht …« Sie überlegte kurz. » Sie konnten ihn nicht kennenlernen«, sagte sie dann. » Das hat er sehr bedauert …« Sie riskierte ein flüchtiges Lächeln. » Und deshalb habe ich gedacht, ich könnte Ihnen etwas über ihn erzählen. Schließlich war er Ihr Vater …«
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich wollte mir keine Geschichten über einen Mann anhören, den ich nicht kannte, und mich verwirrte, dass ihr offenbar so viel daran lag. Ich fühlte mich traurig und bedrängt, weshalb ich sie zurückweisen wollte, diese scheinbare Freundlichkeit, die schließlich gar keine Freundlichkeit war, nur wusste ich nicht, wie. Zurückweisungen sind eine Kunst. Damals beherrschte ich diese Kunst noch nicht, nicht so, wie Mutter sie beherrschte, und meine Verlegenheit hinderte mich, ebenso mein Wunsch, nicht unhöflich zu wirken. » Was ist mit Ihnen?«, fragte ich. » Waren Sie …« Sich nah, wollte ich sagen, aber sie ärgerte sich jetzt über mich, und obwohl sie ihren Ärger nicht zeigen wollte, konnte sie nicht länger an sich halten und unterbrach mich.
    » Waren wir was? Ein – Paar?« Sie lachte. » Na ja, in gewisser Weise. Auf seine Weise, sollte ich vielleicht eher sagen.« Sie lächelte, dann wandte sie den Blick ab. Es folgte eine längere Pause. » Arild war ein echter Wassermann«, sagte sie, schaute mich aber immer noch nicht an. » So eifrig damit beschäftigt, die ganze Welt zu lieben, dass er sich mit Einzelnen nie lange aufhielt …« Nun warf sie mir einen raschen Blick zu, dann lächelte sie wieder – doch sah ich ihr an, dass das Lächeln eine Maske und sie in

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