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In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

Titel: In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burnside
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– und kaum waren die Worte über die Lippen, wurde mir auch klar, wie unwichtig seine Nationalität war.
    Die Frau sah mich nicht an. Sie sagte auch nichts – jedenfalls ziemlich lange nicht. Und dann, als ginge ihr etwas auf, hob sie den Kopf und verzog das Gesicht zu einem vorsichtigen, fast erzwungen wirkenden Lächeln. » Ich muss mal kurz anrufen«, sagte sie. » Sind Sie eine Verwandte?«
    Ich schüttelte den Kopf, fragte mich, warum sie diese Information brauchte, dann nickte ich, da ich fürchtete, sie könnte mich vielleicht abweisen, falls ich nicht mit dem Patienten verwandt war. Tat man das nicht in Krankenhäusern? Ich war mir sicher, im richtigen Krankenhaus zu sein, aber einen flüchtigen Moment lang fürchtete ich, einen Fehler begangen zu haben. » Ich habe hier einen Brief«, sagte ich.
    Die Frau nickte kurz, dann legte sie eine Hand auf das weiße Telefon auf ihrem Tisch. » Warum nehmen Sie nicht so lange Platz?«, fragte sie , und ich merkte, dass sie nicht anrufen wollte, solange ich vor ihr stand, auch wenn ich mir dafür keinen Grund vorstellen konnte. Sie wies nach links zu einem großen Wartebereich vor einer Reihe hoher Fenster. » Ich rufe an und finde heraus, auf welcher Station Ihr Freund liegt.«
    Ich wehrte ab, und sie sah mich verblüfft an. Dummerweise wollte ich protestieren, wollte ihr sagen, dass Arild Frederiksen nicht mein Freund war, doch sie hatte mich offenkundig missverstanden. Ihr Gesicht erstarrte, und sie zwang sich, zuvorkommend zu bleiben, nur irgendwas – ein Hauch von Feindseligkeit, wie ich dachte – flog über ihr Gesicht. » Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte sie. » Gleich kommt jemand und kümmert sich um Sie.« Ohne meine Antwort abzuwarten, griff sie nach dem Hörer und begann zu wählen.
    ***
    Als Kate Thompson mir durch die Menge unbekannter Leute, die sich im Flur neben dem Wartebereich aufhielten, langsam entgegenkam, wusste ich, wer sie war. Ich wusste auch, es musste etwas passiert sein, nur ahnte ich anfangs nicht, dass Arild Frederiksen tot war. Ich dachte an Komplikationen, womöglich eine Notoperation, nicht aber an den Tod. Schließlich kommt uns das Leben so selbstverständlich vor. Außerdem wäre es doch einfach blöd, dass ich diese weite Reise unternahm, nur um dann festzustellen, dass der Grund für meine Fahrt wenige Stunden vor meiner Ankunft aufgehört hatte zu existieren. Ich hatte nicht kommen, hatte meinen vermeintlichen Vater nicht kennenlernen wollen, doch nun, da ich hier war, schien es eigentlich folgerichtig, dass er zu der Zeremonie erschien, die Kate Thompson mit so viel Mühe für uns vorbereitet hatte. Er kam aber nicht. Ganz wie gewohnt blieb er in meinem Leben abwesend, selbst jetzt noch, wo mich das eine so wenig wie das andere kümmerte. Hätte mir die Frau in der Aufnahme gleich erzählt, dass er tot war, hätte sie den Anruf gar nicht erst machen müssen, da ich vermutlich gleich wieder gegangen wäre, aber sie hatte nichts gesagt. Wahrscheinlich wurde ihr aufgetragen, sich mit jemandem in Verbindung zu setzen, falls ich mich noch blicken lassen sollte. Ich hatte gedacht, sie riefe die Stationsschwester an oder einen Arzt – womöglich hatte sie das auch getan –, doch diejenige, die mir die Nachricht von Arild Frederiksens Tod überbrachte, gehörte nicht zum Krankenhauspersonal. Es war Kate Thompson.
    Überrascht stellte ich fest, wie groß sie war. Nicht dick, nicht einmal hochgewachsen, sondern groß. Solide. Einnehmend. Damit hatte ich nicht gerechnet. Der Brief hatte das Bild eines schmächtigen, fast schüchternen Wesens heraufbeschworen, jemand Zierliches in jeder Hinsicht, aber so war Kate Thompson nicht, ganz und gar nicht. Selbst im Wartebereich eines Krankenhauses und unter Umständen, die für sie ziemlich schwierig gewesen sein mussten, füllte sie zur Gänze den Platz aus, den sie einnahm. Es war, als wollte sie sagen, hier bin ich, und ich denke nicht daran, übergangen zu werden oder Widerspruch zu dulden – weshalb ich vermutete, dass sie, um ein derartiges Selbstbewusstsein zu entwickeln, irgendwann in ihrem Leben hart dafür gearbeitet haben musste, und auch wenn sie so bescheiden war, dieses Selbstwertgefühl als ein Privileg zu empfinden, als ein Glück, aber auch als ein Resultat ihres Urteilsvermögens und ihres Bemühens, so war sie fest entschlossen, unter allen Umständen sie selbst zu sein. Ich schätze, in dieser Hinsicht unterschied sie sich radikal von meiner Mutter, die es für

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