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In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: In ihrem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Hauxwell
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zeigen.«
    Doyle hob eine Hand. »Hat nichts mit dem Geschäft zu tun. Setz dich, Paps.«
    Er wollte unbedingt, dass Frank sich hinsetzte, damit er nicht im Nachteil wäre, wenn Frank zuschlug. Doyle hatte sich vorgenommen, dass er in diesem Fall den Alten verprügeln würde. Er würde sich nichts gefallen lassen. Und ganz bestimmt nicht heute Abend.
    Frank setzte kein Wasser auf und setzte sich nicht, er starrte Doyle nur an, offensichtlich verwirrt durch seinen Ton.
    »Hör mal, es geht um Gina«, sagte Doyle.
    »Wer?«
    »Gina, meine …«
    »Ich weiß, wer sie ist. Was ist mit ihr?«
    Das Herz hämmerte Doyle in der Brust.
    »Sie ist tot.«
    »Was? Nein, das ist Quatsch, sie ist bloß abgehauen. So was machen junge Mädchen. Was soll dieses Gefasel?«
    »Ich war heute auf dem Polizeirevier. Sie ist jetzt erwachsen. Aber es gibt sie nicht mehr.«
    Doyle bewegte seine Füße, stellte sie gerade nebeneinander und wappnete sich gegen den Angriff.
    Frank machte einen Schritt nach vorn, seine Fäuste bewegten sich, ballten und streckten sich neben seinem Körper. Doyle war bereit.
    »Sie ist doch noch ein kleines Mädchen.« Frank schien meilenweit weg zu sein, er redete mit sich. »Wie?«, flüsterte er.
    »Ermordet.«
    Frank fiel schluchzend auf ihn drauf. Doyle erschreckte sich darüber mehr, als wenn er einen linken Haken abgekriegt hätte.
    Er legte seinen Arm um Franks Schultern.
    Jetzt ist er ein alter Mann, dachte er.
    Vater und Sohn standen fest umarmt da, die Köpfe beieinander, die Tränen vermischten sich.
    24
    Dempster stand zu seinem Wort. Als Berlin nach Hause kam, sah sie, dass jemand da gewesen war und die Wohnungstür ausgewechselt hatte, komplett mitsamt neuem Sicherheitsschloss. Die Karte vom Schlüsseldienst war unter den Türrahmen geklemmt. Sie ging damit in die Roman Road. Es war zwar schon lange nach Ladenschluss, aber es gab einen Vierundzwanzig-Stunden-Notdienst.
    Der Inhaber kam aus seiner Wohnung über dem Laden herunter. Sie hielt seine Karte und ihren Ausweis hoch, und er duckte sich hinter die Theke, holte einen Schlüssel, öffnete die Tür und gab ihn ihr.
    »Mit den besten Grüßen der Polizei«, sagte er und grinste. Offensichtlich ein einträglicher Job.
    Sie hatte befürchtet, ihre Wohnung wäre ein einziger Müllberg, aber sie sah, dass die polizeiliche Durchsuchung kaum Unordnung hinterlassen hatte. Vielleicht hatte Dempster die anderen zur Mäßigung angehalten, weil er Berlin nicht gegen sich aufbringen wollte, solange sie ihm nützlich sein konnte.
    Sie nahm eine Ampulle aus der Tüte und legte die restlichen andächtig zurück in den Brotkasten. Ihr war nur zu bewusst, wie kostbar die jetzt für sie waren, nachdem sie sie fast verloren hatte. Ein Brotkasten schien eine banale Schatzkiste zu sein, aber sie enthielt ihr Lebenselixier.
    Sie schob die Nadel der Einwegspritze durch die Gummiversiegelung der Ampulle und zog die farblose Flüssigkeit auf. Sie konnte sich kaum noch an die Zeit erinnern, wo sie es kochen und dann mit einer Subkutanspritze in die mürben Adern zwingen musste. Mit Lazenbys Hilfe hatte sie sich allmählich bei einer Dosis täglich stabilisiert. Seine Methode hatte sich um Wahlmöglichkeit, Kontrolle und Risikomanagement gedreht.
    Ohne zu zögern, stieß sie sich die Nadel in den Oberschenkel. Langsam entließ die Spritze ihre exquisite Chemie. Sie fragte sich, wie sie klarkommen sollte, wenn sie wieder auf die Straße zurückkehrte, in eine Welt, wo der Tod eine allgegenwärtige Möglichkeit war. Gleichmütig überlegte sie, dass sich diese von jener gar nicht so sehr unterschied.
    Es war die kälteste Nacht in London seit vierzig Jahren. Glatteis überzog die Straßen, Wasserleitungen froren ein und platzten, Obdachlose krochen in die Streusandcontainer und erstickten. Luftdicht versiegelte Zimmer wurden zu Grabkammern, wenn defekte Heizgeräte die Bewohner erstickten. Die eisige Stille forderte ihre Opfer. Sieben Millionen bibberten in ihren Betten.
    Berlin achtete nicht auf die Kälte, als sie durch die verlassenen Straßen der City ging. Das Heroin näherte sich dem Ende seines Stoffwechselprozesses und würde bald ihr System verlassen und nur seinen Geist in ihren Adern zurücklassen. Sie lief durch Newgate. Im Rosengarten der Christ Church Greyfriars suchte ein alter Mann, eingewickelt in Zeitungen, die Wärme der Erde, unter der vier Königinnen begraben waren.
    Von der ursprünglichen Kirche stand nur noch die Ruine des Westturms; das leere

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