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In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: In ihrem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Hauxwell
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gotische Fenster rahmte nicht den Himmel, sondern die gläserne Fassade eines Bürogebäudes ein, das über ihm aufragte. Berlin hörte den leisen Seufzer eines letzten Atemzugs. Die Königinnen hatten ihren Tribut gefordert. Der alte Mann hatte seinen Kampf verloren, so wie die Armen Londons seit Jahrhunderten.
    Sie wanderte weiter und versuchte, den Weg zu finden, der sie aus ihrer eigenen Vergangenheit herausführen würde.

VIERTER TAG

25
    Die Nacht war noch nicht dem Tag gewichen, als Berlin, erschöpft von ihrem nächtlichen Herumwandern, zu Hause ankam. Sie sehnte sich nach Schlaf. Fluchend kämpfte sie mit dem neuen Türschloss. Das Licht im Treppenhaus war mal wieder kaputt und ihre Finger steif vor Kälte. Der Schlüssel fiel zu Boden, als sie Schritte hörte, die näher kamen. Eine Gestalt tauchte aus der Dunkelheit auf und streckte einen Arm nach ihr aus. Zwischen einer schwarzen Wollmütze und einer schwarzen Thermojacke war das schwarze Gesicht kaum zu erkennen.
    »Was zum Teufel soll das, Delroy?«, fragte sie entgeistert.
    »Nestor ist tot.«
    Delroy war noch nie in Berlins Behausung gewesen. Zu seiner Überraschung schien alles ganz normal. Es war eigentlich nur ein großes Zimmer, aber bequem eingerichtet, ein paar Bilder, ein glänzender Holztisch und eine gelbe Vase mit leuchtend blauen Iris. Eine Wand wurde von einem Bücherregal eingenommen. Ein kleiner, schmaler Edelcomputer stand auf einem Stapel alter Hardcoverbücher neben der Couch. Das Farbschema des Raums, wie es in den Sonntagszeitungen hieß, war blau und gelb.
    Berlin goss ihm Kaffee in einen Becher.
    »Was ist mit dir passiert?«, fragte er und zeigte auf ihr Gesicht.
    »Was ist mit Nestor passiert?«, war ihre Antwort.
    Delroy zuckte mit den Achseln. Na gut. Es ging ihn schließlich einen feuchten Kehricht an, ob ihr jemand eine reingesemmelt hatte. Wahrscheinlich hatte sie einer provozieren wollen, dachte er, aber sofort schämte er sich seines lieblosen Gedankens. Das war der Ärger mit Berlin: Man wusste niemals, was sie dachte, aber sie schien immer zu wissen, was man selber dachte. Er trank einen Schluck, damit man ihm seine treulosen Gedanken nicht ansah.
    »Sie haben ihn heute Morgen aus dem Limehouse-Becken gefischt.«
    »Du machst Witze«, sagte Berlin erstaunt.
    Delroy schüttelte den Kopf. »Unser Verbindungsmann in der dortigen Polizeiwache hat mir die Neuigkeit erzählt.«
    »Wie ist er gestorben?«
    »Keine Ahnung, ob er gesprungen ist oder gestoßen wurde.«
    Er beobachtete Berlin, wie sie die Nachricht zu verdauen versuchte.
    »Das ist doch kein verdammter Zufall, dass er an derselben Stelle auftaucht wie Juliet Bravo. Das heißt, Gina Doyle«, sagte sie.
    »Den Namen hat sie eh nicht benutzt«, knurrte Delroy und trank seinen Kaffee aus.
    »Welchen? Gina Doyle?«
    »Genau. Sie können unter diesem Namen keine Spur von ihr finden.« Er hielt ihr seinen Becher zum Nachfüllen hin.
    »Woher weißt du das?« Sie goss sich einen Schluck Scotch in ihren Kaffee und übersah den leeren Becher. Delroy bemerkte, dass sie gar nicht mehr an Nestors Tod dachte. Er stand auf und schenkte sich selbst nach.
    »Immer wenn Coulthard geht, lässt er seinen PC an.« Er sah etwas verlegen drein, wie ein Kind, das man beim Schlüssellochkucken erwischt hatte. »Er kriegt ständig Mails von einem gewissen Pulverfass.«
    »Flint. Der Kripotyp mit der Frettchenfresse«, sagte Berlin.
    »Ach klar, an den hatte ich nicht gedacht.« Del lachte. »Das muss er natürlich sein. Also, der hat Coulthard gestern angerufen. Und dann ist was Merkwürdiges passiert. Pulverfass hat ihm ein Foto von Doyles Tochter aus der Leichenhalle gemailt.«
    »Mensch, Del, das ist verdammt noch mal viel zu abgefahren. Warum sollte Coulthard ein Foto von meiner toten Informantin wollen?«
    »Tja. Mir will das auch nicht in den Kopf. Typisch Coulthard eben.« Er trank wieder von dem starken, aromatischen Kaffee. Normalerweise bevorzugte er Nescafé, aber das Zeug hier war klasse.
    »Ich hab von dem Arzt in Hackney gehört«, sagte er.
    Berlin reagierte nicht.
    »Das ist doch der, oder?«
    »Welcher der?«, forderte sie ihn heraus.
    »Der deinen Diabetes behandelt«, sagte Delroy bedächtig.
    »Genau der, Del«, sagte sie und ergab sich.
    »Und wie läuft das jetzt? Wie kriegst du deine Behandlung weiterhin organisiert?«
    Sie schenkte ihm ein knappes Lächeln. »Alles bestens, Del. Danke der Nachfrage.«
    Delroy nickte und stellte seinen Becher ab. »Ich geh mal

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